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       # taz.de -- Ägyptens Präsident in Washington: Zwei Pharaonen im Weißen Haus
       
       > Donald Trump hat aus seiner Bewunderung für autoritäre Herrscher nie
       > einen Hehl gemacht. Am Montag traf er Abdel Fattah al-Sisi.
       
   IMG Bild: Verstehen sich ganz gut: US-Präsident Trump und Militärherrscher al-Sisi
       
       Kairo taz | Es war nichts Geringeres als ein „Reboot“ der Beziehungen
       zwischen Washington und Kairo, und so war die USA-Reise des ägyptischen
       Präsidenten Abdel Fatah al-Sisi auch angekündigt worden. Hauptziel seiner
       Reise war die öffentliche Legitimierung seines Regimes, und genau das hat
       er von Donald Trump in einem sechsminütigen Fototermin bekommen.
       
       Trump schüttelte dem Ägypter, anders als der deutschen Bundeskanzlerin
       Angela Merkel vor Kurzem, enthusiastisch die Hände und sagte: „Ich möchte,
       dass jeder weiß, falls da irgendwelche Zweifel bestehen, dass wir total
       hinter dem Präsidenten al-Sisi stehen.“ Er lobte ihn auch für seinen
       „fantastischen Job in einer sehr schwierigen Lage“. Al-Sisi erwiderte, dass
       er im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus auf der Seite der USA
       stehe. Er werde Trump in einer „effektiven Antiterrorismus-Strategie“
       beistehen.
       
       Al-Sisi bekam von Donald Trump die Anerkennung, die ihm Barack Obama wegen
       der Menschenrechtslage in Ägypten verweigert hatte. Nachdem der damalige
       ägyptische Militärchef al-Sisi 2013 den ein Jahr zuvor demokratisch
       gewählten Präsidenten und Muslimbruder Mohammed Mursi entmachtet hatte,
       vermied es der damalige US-Präsident zwar, das öffentlich als Militärputsch
       zu bezeichnen, ging al-Sisi aber auf allen internationalen Treffen aus dem
       Weg und lud ihn auch nicht nach Washington ein.
       
       Nach Trumps Wahl war al-Sisi der erste ausländische Staatsmann, der Trump
       telefonisch gratulierte. Zuvor, noch im US-Wahlkampf, hatte Trump den
       ägyptischen Präsidenten in New York am Rande der UN-Generalversammlung
       getroffen und ihn als einen „fantastischen Typen“ bezeichnet, der wieder
       die Kontrolle über Ägypten übernommen habe. „Und er hat sie wirklich
       übernommen.“
       
       ## Weißes Haus: ein Sicherheitspartner
       
       Es gehe um eine strategische Sicherheitspartnerschaft, hieß es im Vorfeld
       des Besuches im Weißen Haus. Die Menschenrechtslage in Ägypten sei für
       Trump kein Thema, das er öffentlich diskutieren wolle. Diese Aussage zog
       heftige Kritik nach sich. „Al-Sisi zu einem offiziellen Besuch nach
       Washington einzuladen, während Tausende Ägypter im Gefängnis verrotten und
       Folter zur Tagesordnung gehört, ist eine merkwürdige Art, eine stabile
       strategische Beziehung aufzubauen“, erklärte Sarah Margon von Human Rights
       Watch.
       
       Kenneth Roth, Generaldirektor der Organisation, [1][twitterte]: „Sisi hat
       817+ bei Rabaa getötet (ein Protestlager der Muslimbrüder, dass 20123 auf
       Geheiß al-Sisis gewaltsam geräumt worden war), foltert viele, hat 10.000
       ins Gefängnis gesteckt, aber Trump sagt, er sei ein großer Freund und
       Alliierter der USA.“
       
       Jenseits der öffentlichen Freundschaft ist es unklar, was das zweistündige
       Treffen hinter verschlossenen Türen inhaltlich gebracht hat. Ein Punkt war
       sicherlich die Forderung al-Sisis, dass die USA die Muslimbruderschaft auf
       ihre Terrorliste setzen soll. Im Vorfeld des Besuches hieß es aber aus dem
       Weißen Haus dazu, dass dieser Vorschlag geprüft werde. Außerdem fürchtet
       Kairo, dass die jährliche US- Militärhilfe von 1,3 Milliarden Dollar an
       Ägypten gekürzt werden könnte.
       
       Trump machte dazu keine öffentlichen Versprechungen und der US-Kongress hat
       hier auch ein gewichtiges Wort mitzureden. Im Vorfeld des Besuchs war die
       Rede davon, dass Trump die Fortsetzung der Militärhilfe in dieser
       Größenordnung von einem erweiterten militärischen Engagement Ägyptens gegen
       den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) abhängig machen könnte – und zwar
       auch außerhalb des ägyptischen Staatsgebiets, wo der IS im Nordsinai
       präsent ist.
       
       4 Apr 2017
       
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