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       # taz.de -- EU-Schadstoffregeln zu Kohlekraftwerken: Scheitern auch wegen Deutschland
       
       > Neue Vorgaben zum Stickstoffausstoß von Kraftwerken könnte Deutschland
       > nur mit Nachrüstungen einhalten. Deshalb ist ein Veto wahrscheinlich.
       
   IMG Bild: Braunkohlekraftwerk in Sachsen
       
       Berlin taz | Neue EU-Vorgaben zum Schadstoffausstoß von Kraftwerken drohen
       zu scheitern – und zwar auch an einem Veto der deutschen Bundesregierung.
       Davor haben mehrere Umweltorganisationen am Dienstag in Berlin gewarnt. Es
       geht um technische Standards für Großfeuerungsanlagen; diese sollen sich
       künftig EU-weit an der besten verfügbaren Technik orientieren. Abgestimmt
       werden soll am 28. April; die deutsche Stimme könnte dabei entscheidend
       sein.
       
       Nach Auskunft des von Barbara Hendricks (SPD) geführten Umweltministeriums
       ist noch offen, wie Deutschland votiert. „Der Abstimmungsprozess innerhalb
       der Bundesregierung läuft noch“, sagte ein Sprecher der taz. Grundsätzlich
       sehe man das EU-Vorhaben positiv, hieß es. Er räumte aber ein, dass man
       nicht in allen Punkten mit dem Vorschlag aus Brüssel zufrieden sei: „Beim
       Thema Braunkohlekraftwerke gibt es noch Diskussionsbedarf.“
       
       Das liegt daran, dass die neuen Vorgaben zum Stickstoffausstoß von mehreren
       deutschen Braunkohlekraftwerken ohne größere Nachrüstungen nicht erreicht
       würden. Auch das Umweltbundesamt hält den geplanten Grenzwert in diesem
       Bereich für zu niedrig angesetzt. Die EU-Kommission gehe von einer falschen
       fachlichen Grundlage aus, heißt es dort. Um den Grenzwert einzuhalten,
       seien hohe Investitionen nötig, die am Ende nur geringe Einsparungen
       bringen würden.
       
       Für die Argumentation der Regierung haben Umweltverbände kein Verständnis.
       „Frau Hendricks ist ein Persilschein für alte Braunkohlekraftwerke offenbar
       wichtiger als die Gesundheit der Millionen EU-Bürger“, kritisierte Tina
       Löffelsend vom BUND. Auch Viviane Raddatz vom WWF ist empört: „Die
       Bundesregierung macht sich die Botschaften der Braunkohlelobby zu eigen“,
       kritisiert sie.
       
       Die Folgen der bisherigen laxen Vorgaben sind nach Ansicht der
       Umweltverbände dramatisch: „Jedes Jahr sorgt der giftige Mix aus
       Stickoxiden, Feinstaub und Quecksilber allein in Europa für mehrere tausend
       vorzeitige Todesfälle“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von BUND,
       WWF, dem Europäischen Umweltbüro und der Organisation HEAL. Mit einer
       gemeinsamen Petition auf der Plattform [1][wemove.eu] wollen sie in den
       nächsten Wochen Druck dafür machen, die Grenzwerte unverändert zu
       beschließen.
       
       5 Apr 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://act.wemove.eu/campaigns/haltet-europas-luft-sauber
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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