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       # taz.de -- Rechtsradikalismus in der Ukraine: Linker Aktivist niedergestochen
       
       > Übergriffe nationalistischer oder rechtsradikaler Gruppen auf politische
       > Gegner nehmen zu. Die Lage in der Ukraine ist angespannt.
       
   IMG Bild: Aufgeheizte Stimmung: Waffentraining an einem Frühjahrstag in einem Park in der Hauptstadt Kiew
       
       Kiew taz |Als Stas Sergienko am Donnerstag nach Hause kam, wurde er schon
       erwartet. Zwei junge Männer fielen über den ukrainischen Antifaschisten
       her, stachen ihn mit Messern nieder. Sergienko wurde sofort nach dem
       Überfall in ein Kiewer Krankenhauses gebracht, wo die bis zu 12 Zentimeter
       tiefen Stichwunden im Beckenbereich und an den Beinen operiert wurden.
       
       Auch wenn die Täter, die die Geldbörse ihres Opfers nicht angerührt hatten,
       unerkannt entkommen konnten, sind sich Sergienkos Weggefährten von der
       linken Vereinigung „soziale Bewegung“ sicher, dass der Überfall dem
       nationalistischen und rechtsradikalen Umfeld zuzurechnen ist. Dafür würde
       auch sprechen, dass die Täter ihren Überfall filmten und das Video auf
       einschlägigen Seiten im Internet publizierten.
       
       Mehrfach war Sergienko in den letzten Wochen von Nationalisten bedroht
       worden. Am Freitag erklärte Jewgenij Karas von der nationalistischen Gruppe
       S-14 auf dem Internetportal „Zensor.net“, der Messerangriff der Unbekannten
       auf Sergienko sei „keineswegs der letzte Angriff auf Bazillen des
       Terrorismus“ gewesen.
       
       ## Angst vor Destabilisierung
       
       Viele seiner Widersacher werfen Sergienko seine Unterstützung der
       Separatisten 2014 in Charkiw und auf der Krim vor. Sergienko, der sich
       inzwischen von seinen damaligen Weggefährten getrennt hat, zählt zu den
       aktivsten Mitgliedern der kleinen linken Szene in Kiew. Im Januar 2016
       hatte er eine Aktion für die ermordeten russischen Antifaschisten und
       Menschenrechtler Stanislaw Markelow und Anastasia Baburowa mitorganisiert.
       
       Wenige Tage vor dem 2. Mai, dem Jahrestag des Brandes im Gewerkschaftshaus
       von Odessa, bei dem 2014 offiziellen Angaben zufolge 48 Menschen ihr Leben
       verloren hatten, und dem 9. Mai, traditionell der Gedenktag der Opfer des
       Hitler-Faschismus, brodelt es unter der Oberfläche.
       
       Am Ostersonntag haben die Behörden der ostukrainischen Stadt Mariupol eine
       Prozession der orthodoxen Gemeinde des Moskauer Patriarchats verboten. Am
       vergangenen Samstag haben Unbekannte eine orthodoxe Kirche in Odessa
       geschändet. Der Vorsitzende des Bezirksrates von Odessa, Anatolij
       Urbanskij, fürchtet eine weitere Destabilisierung. Die Gegner der Kiewer
       Regierung fühlen sich von der Polizei diskriminiert.
       
       23 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Clasen
       
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