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       # taz.de -- Tierschützer gegen Zoo Hannover: Elefanten misshandelt?
       
       > Im Zoo Hannover sollen Elefanten geschlagen worden sein. Der Zoo weist
       > die Vorwürfe zurück, will aber die Haltungsbedingungen ändern.
       
   IMG Bild: Auch Opfer? Elefantenbaby im Zoo Hannover.
       
       BREMEN taz | Im Zoo Hannover sollen Tierpfleger Elefantenjunge misshandelt
       haben. Das berichtete am Dienstag [1][NDR.de] mit Verweis auf das
       ARD-Infomagazin Report Mainz. „Tierpfleger im Zoo Hannover schlagen
       Elefantenjungtiere, um sie zu Kunststücken zu bewegen“, hieß es auf deren
       Homepage mit Verweis auf die Sendung am Dienstagabend. Der Redaktion von
       Report Mainz lägen heimlich gedrehte Aufnahmen der Tierrechtsorganisation
       Peta vor.
       
       Peta hat laut ARD im Herbst 2016 dokumentiert, „wie unterschiedliche
       Pfleger Jungtiere mit einem sogenannten Elefantenhaken schlagen.“ Gegenüber
       der taz war die Tierschutzorganisation nicht bereit, sich bis zur
       Ausstrahlung der „Report Mainz“-Sendung zu der Sache zu äußern.
       
       Madeleine Martin, Tierärztin und Tierschutzbeauftragte des Landes Hessen,
       hat für die „Report“-Sendung die Peta-Aufnahmen kommentiert. „Was dort mit
       den Elefanten getan wurde, ist eines wissenschaftlich geleiteten Zoos nicht
       würdig“, sagte Martin der taz. Sie habe auf den Bildern „keinerlei positive
       Konditionierung“ gesehen, „sondern immer wieder den Einsatz des
       Elefantenhakens, mit dem die Tiere auch in die Seite gehauen werden.“
       
       ## Nur nicht zu viel Einfluss nehmen
       
       Der Zoo Hannover praktiziert die „Direct-Contact-Methode“, bei der die
       Tierpfleger in unmittelbarem Kontakt zu den Elefanten stehen und in deren
       Herde integriert sind. „Diese Methode ist veraltet“, sagt Martin. Denn
       dabei würden die Tiere dressiert: „Manche Zoodirektoren und auch Tierärzte
       meinen, das sei wichtig, damit die Elefanten bei notwendigen Untersuchungen
       beispielsweise die Beine anheben, aber das ist auch bei der
       Off-Hand-Methode machbar.“
       
       Bei dieser Methode, die auch „Protected-Contact-Methode“ genannt wird, sind
       Tierpfleger und Elefant durch einen Zaun getrennt. Das schützt einerseits
       den Pfleger vor den schweren Wildtieren und andererseits den Elefanten vor
       zu viel Einfluss; lediglich durch den Zaun hindurch lernt er, mit den
       Mitteln positiver Verstärkung – und ohne Elefantenhaken – für
       Untersuchungen den Fuß oder das Ohr durch das Gitter zu strecken.
       
       „In Hannover werden die Elefanten dressiert wie im Zirkus“, sagte Martin.
       Die Tiere müssten in Formation laufen und sich auf die Hinterbeine stellen.
       „Sie setzen sich auf Kommando auf den Po oder laufen hintereinander her,
       wobei der Rüssel des Hintermanns den Schwanz des Vordermanns hält.“ Nichts
       davon habe irgendeinen Nutzen: „Das Ganze dient der Belustigung der
       Zoobesucher – und das soll dann auch noch pädagogisch wertvoll sein!“
       
       Anders als Martin hat die zuständige niedersächsische Tierschutzbeauftragte
       Michaela Dämmrich die Peta-Aufnahmen nicht zu Gesicht bekommen.
       Entsprechend knapp fiel am Dienstagnachmittag ihre Stellungnahme zu den
       Vorwürfen aus: „Beide Haltungsformen, sowohl die Direct-Contact-Methode als
       auch die Protected-Contact-Methode, können und müssen tierschutzgerecht
       ausgestaltet werden“, heißt es dazu aus ihrer Pressestelle. Und: „Darüber
       hinaus können wir Filmaufnahmen erst bewerten, wenn diese uns vorliegen.“
       
       ## Haken als „verlängerter Arm“
       
       Dem Zoo Hannover wurden die Aufnahmen in der vergangenen Woche vorgelegt.
       Er weist in einer Stellungnahme „die Beschuldigung ausdrücklich von sich,
       Tiere mutwillig zu verletzen.“ Der Zoo verteidigt die von ihm angewandte
       Direct-Contact-Methode als „Möglichkeit der umfassenden medizinischen
       Versorgung der Tiere.“
       
       Die Beziehung zwischen Pfleger und Elefant basiere dabei „auf tiefem,
       gegenseitigem Vertrauen und ist in ihrer Art einzigartig“, heißt es in der
       Stellungnahme des Zoos. Die Pfleger könnten mit dem Elefantenhaken, der bei
       der Direct-Contact-Methode in den Richtlinien der „European Association of
       Zoos and Aquaria“ vorgeschrieben sei, „stets einen – bei bis zu 3.500 kg
       schweren Tieren nötigen – Sicherheitsabstand einhalten, die Tiere führen,
       lenken und ihn als verlängerten Arm einsetzen.“
       
       Trotzdem will der Zoo Hannover umsatteln, so wie es unter anderem bereits
       der Zoo Osnabrück getan hat: „Wie im Masterplan 2025+ bereits festgelegt,
       wird der Erlebnis-Zoo mit dem geplanten Umbau des Elefantengeheges und
       -stalles zum „geschützten Kontakt“ (protected contact) wechseln“.
       
       5 Apr 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Misshandelt-der-Zoo-Hannover-junge-Elefanten,elefanten246.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schnase
       
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