URI: 
       # taz.de -- Anti-Regierungsproteste in Venezuela: Verletzte bei Zusammenstößen
       
       > Die Opposition will den Präsidenten Nicolás Maduro stürzen. Auch die
       > Richter, die das Parlament entmachtet haben, sollen aus dem Amt gefegt
       > werden.
       
   IMG Bild: Polizei und DemonstrantInnen geraten in Caracas aneinander, 4. April
       
       Caracas dpa Bei einer Demonstration gegen Venezuelas Staatschef Nicolás
       Maduro sind nach Oppositionsangaben über 50 Menschen verletzt worden.
       Mehrere Menschen hätten Knochenbrüchen erlitten und eine Person sei
       angeschossen worden, sagte Parlamentspräsident Julio Borges am Dienstag. Er
       selbst und mehrere Abgeordnete seien von den Sicherheitskräften mit
       Tränengas angegriffen worden.
       
       Tausende Menschen wollten am Dienstag zum Sitz der Nationalversammlung in
       der Hauptstadt Caracas marschieren. Dort sollte die erste Parlamentssitzung
       nach der zwischenzeitlichen Entmachtung stattfinden. Aber ein massives
       Polizeiaufgebot versperrte viele Straßen, es kam zum Einsatz von Tränengas
       und Wasserwerfern.
       
       „In Venezuela wurde mit der Demokratie und der Verfassung gebrochen“, sagte
       Parlamentschef Borges. „Diese Unterdrückung ist der klare Beweis, dass in
       Venezuela ein Staatsstreich stattfindet.“
       
       Nach einem Bericht des Portals El Nacional warfen Demonstranten Steine und
       traten auf Polizisten ein. Die Opposition säe Gewalt, sagte der
       Vizepräsident der Sozialistischen Partei, Diosdado Cabello. Allerdings sei
       es den Regierungsanhängern gelungen, den Umsturzversuch zu verhindern.
       
       Nun soll am Mittwoch die Sitzung stattfinden, in der erklärt werden soll,
       in Venezuela sei ein Staatsstreich der Regierung im Gange. Zudem soll die
       Entlassung der Richter des Obersten Gerichtshofs beschlossen werden, die
       für das anschließend wieder [1][zurückgenommene Urteil zur
       Parlamentsentmachtung] verantwortlich seien. Das dürfte den Konflikt mit
       der Regierung weiter verschärfen. Viele Metrostationen in Caracas waren
       geschlossen und viele Straßen in der Stadt gesperrt.
       
       ## Wachsende Furcht vor Staatsstreich
       
       Die Opposition sieht einen Staatsstreich auf Raten und warnt vor der
       Errichtung einer Diktatur. Die Justiz werde von den Sozialisten
       kontrolliert. Maduro habe auch vor der Entmachtung schon mit Hilfe einer
       parteiischen Justiz und Notdekreten am Parlament vorbei regiert. Er ist bis
       2018 gewählt, Vorbereitungen für ein Referendum zu seiner Abwahl wurden von
       Gerichten bisher gestoppt. Seit 1999 regieren die Sozialisten das Land, das
       von einer dramatischen Versorgungskrise und der höchsten Inflation der Welt
       gebeutelt wird.
       
       Maduro macht für die Probleme einen „ökonomischen Krieg“ des Auslands
       verantwortlich. Die Gewalt gerade in Caracas lässt immer mehr Menschen
       flüchten. Auch tausende Anhänger der Regierung gingen am Dienstag auf die
       Straße. Sie skandierten: „Nein zur Einmischung des Auslands.“
       
       Maduro rief zu einem „heroischen April“ auf. Zuvor hatte er der
       Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) vorgeworfen, sich in ein
       „Inquisitionsgericht“ gegen sein Land zu verwandeln. Es sei eine Kampagne
       „einiger rechter Regierungen“ im Gange, um die Beziehungen zu Venezuela
       abzubrechen. Die meisten der 35 Mitgliedsstaaten zwischen Alaska und
       Feuerland hatten die Vorgänge in Venezuela scharf verurteilt.
       
       Das eigene Parlament in Caracas hatte die Verurteilung unterstützt –
       daraufhin erfolgte das Urteil zur Absetzung vergangene Woche. Bei der
       Kundgebung der Opposition am Dienstag wurde auch Ex-Parlamentspräsident
       Henry Ramos Allup angegriffen und musste in einer Klinik behandelt werden.
       
       Wegen Barrieren mit hunderten Polizisten an der Avenida Bolívar konnten
       sich die Demonstranten nicht zu einem Zug zusammenschließen. „Sie wollen
       nicht, dass sich die Leute vereinen können“, sagte Lilian Tintori, Ehefrau
       des zu fast 14 Jahren Gefängnis verurteilten Oppositionsführers Leopoldo
       López. „Das ist ein verzweifeltes Regime“, meinte Tintori. „Wir wollen
       Demokratie und Freiheit.“ Venezuela dürfe nicht zur Diktatur werden. López
       war in einem umstrittenen Prozess Anstachelung zur Gewalt bei Protesten
       vorgeworfen worden, bei denen 2014 insgesamt 43 Menschen ums Leben kamen.
       
       5 Apr 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /!5397448/
       
       ## TAGS
       
   DIR Venezuela
   DIR Protest
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
   DIR Nicolás Maduro
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Proteste gegen Venezuelas Regierung: Erneut Toter bei Demonstrationen
       
       Die bürgerliche Opposition fordert Neuwahlen. Bei den seit zwei Wochen
       andauernden Protesten wurden bereits fünf Demonstranten getötet.
       
   DIR Proteste gegen Regierung in Venezuela: Neue Zusammenstöße mit der Polizei
       
       Patienten mussten in Caracas aus einer Klinik evakuiert werden, weil diese
       mit Tränengas attackiert wurde. In den USA und der EU zeigt man sich
       beunruhigt.
       
   DIR Protest in Venezuela: Rote Schwaden gegen Demonstranten
       
       Mit Tränengas und Gummigeschossen geht die Regierung gegen die Opposition
       vor. Sind die jüngsten Demos der Auftakt zu einer neuen Protestwelle?
       
   DIR Machtkampf in Venezuela: Polizei erschießt Demonstranten
       
       Die Nerven sind angespannt in Venezuela, die Straße wird zum Kampfplatz.
       Beobachter sprechen von den härtesten Protesten seit Monaten.
       
   DIR Machtkampf in Venezuela: Absetzung von Richtern gefordert
       
       Die Opposition will die Richter, die für eine Entmachtung des Parlaments
       stimmten, entlassen sehen. Präsident Maduro wiederum macht der Opposition
       Vorwürfe.
       
   DIR Staatskrise in Venezuela: Parlament kriegt Macht zurück
       
       Präsident Maduro macht Druck auf den Gerichtshof, der seine Entscheidung
       überprüft und einkassiert. Das von der Opposition dominierte Parlament hat
       seine Rechte wieder.
       
   DIR Entmachtung des Parlaments in Venezuela: Maduro fordert Überprüfung
       
       Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat den Obersten Gerichtshof
       aufgerufen, seine Entscheidung zum Parlament zu prüfen. Die Opposition
       beurteilt dies als Trick.