# taz.de -- Energiewende in Europa: Good night, Atomstrom!
> In der EU wird immer weniger Strom aus Atomkraft erzeugt. Grund dafür ist
> nicht der politische Wille, sondern es sind technische Probleme.
IMG Bild: Atomkraftwerke schlafen ein – nicht weil so gewollt, sondern weil sie nicht mehr können
Freiburg taz | Die Menge des erzeugten Atomstroms in der EU ist im Jahr
2016 weiter zurückgegangen – auf den niedrigsten Stand seit 25 Jahren.
Gegenüber 2015 sank die Erzeugung um weitere 2 Prozent und lag damit
gemessen am historischen Höchstwert von 2004 bereits um 17 Prozent im
Minus. Das zeigen Statistiken der Internationalen Atomenergieorganisation
IAEO.
Verantwortlich für den Tiefstwert im vergangenen Jahr sind aber nicht
politische Entscheidungen; offiziell abgeschaltet wurde in der EU im Jahr
2016 kein einziger Reaktor. Die Mindererzeugung gegenüber dem Vorjahr
resultiert aus Produktionsausfällen aufgrund technischer Probleme.
Vor allem Frankreich war von Ausfällen betroffen. Das Land erzeugte im Jahr
2016 so wenig Atomstrom wie zuletzt im Jahr 1999. Gegenüber dem Vorjahr
nahm die Menge um fast acht Prozent ab, weil bei einigen Reaktoren
erhebliche Sicherheitsbedenken bestehen. Auch im Jahr 2017 setzte sich die
Entwicklung bislang nahtlos fort; in den ersten beiden Monaten sank die
Atomstrommenge abermals um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Erst am vergangenen Wochenende musste der älteste französische Meiler, der
Block 1 in Fessenheim, unter nach wie vor nicht vollständig geklärten
Umständen wieder einmal kurzfristig abgeschaltet werden. Gleichwohl tut
sich die Regierung – entgegen früherer Versprechungen – schwer, den
Pannenreaktor vom Netz zu nehmen. Der Verwaltungsrat des Betreibers EDF
will am Donnerstag darüber abstimmen, ob ein Antrag auf einen Entzug der
Betriebserlaubnis von Fessenheim gestellt wird. Das wäre der entscheidende
Schritt hin zu einer Schließung.
Ähnlich ist die Situation in der Schweiz. Aufgrund von Stillständen
erzeugte das Land im Jahr 2016 so wenig Atomstrom wie zuletzt 1984.
Gegenüber dem historischen Maximum liegt das Land bereits 23 Prozent im
Minus.
Die Erzeugung in der EU hätte 2016 noch niedriger gelegen, hätte nicht
Belgien seine Altreaktoren wieder deutlich mehr in Betrieb gesetzt. Im Jahr
2015 hatte Belgien an seinen beiden Standorten Doel und Tihange die
Reaktoren phasenweise wegen massiver technischer Probleme abgeschaltet. Im
Jahr 2016 setzte das Land sich dann aber über die weiterhin bestehenden
Sicherheitsbedenken hinweg und brachte die Blöcke wieder ans Netz. Aktuell
trägt die Kernspaltung noch rund 26 Prozent zum Strommix in der EU bei. Der
Nuklearstrom ist damit bereits unter den Wert der erneuerbaren Energien von
rund 30 Prozent gefallen.
5 Apr 2017
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DIR Bernward Janzing
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