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       # taz.de -- Reaktionen auf Giftgas-Angriff in Syrien: Trump-Kehrtwende in Sicht?
       
       > Zu Syrien schlägt Trump einen neuen Ton an. Der mutmaßliche
       > Giftgasangriff habe viel verändert. Was das konkret heißt, bleibt völlig
       > offen.
       
   IMG Bild: Donald Trump am Mittwoch zur Giftgasattacke in Syrien
       
       Washington dpa/afp/rtr | Nach dem [1][mutmaßlichen Giftgasangriff] hat
       US-Präsident Donald Trump der syrischen Regierung indirekt gedroht. „Für
       mich sind damit eine ganze Reihe von Linien überschritten worden“, sagte
       Trump am Mittwoch. Der Angriff auch auf Frauen, Kinder und Babys sei
       entsetzlich und furchtbar. Dieser „Affront des Assad-Regimes gegen die
       Menschlichkeit kann nicht toleriert werden.“ Trump äußerte sich aber nicht
       dazu, wie eine Antwort der USA aussehen könnte. Er deutete militärische
       Schritte lediglich an und sagte, es sei Teil seiner Politik, solche im
       Voraus nicht zu verraten, sollte es sie denn geben.
       
       Die Äußerungen des US-Präsidenten waren seine bisher deutlichsten an die
       Adresse des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Er fügte hinzu, seine
       Einstellung zu Assad habe sich verändert. Die syrische Regierung werde ein
       Zeichen erhalten. „Sie werden es auf jeden Fall bekommen, glauben Sie mir
       das.“ Trump ging jedoch nicht weiter ins Detail. Auch Russland, den
       wichtigsten Verbündeten der Assad-Regierung, erwähnte der Präsident bei der
       Pressekonferenz nicht.
       
       Der US-Präsident hat seit Amtsantritt in mehreren Bereichen große und
       fundamentale Pläne angekündigt, denen bis dato wenig folgte. Er
       telefonierte am Mittwoch auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das Weiße
       Haus machte jedoch keine Angaben dazu, ob es in dem Gespräch auch um Syrien
       ging.
       
       Die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, deutete in New York ebenfalls
       einen möglichen Alleingang der Vereinigten Staaten als Reaktion auf den
       mutmaßlichen Giftgasangriff an. Wenn die Vereinten Nationen durchgehend bei
       ihrer Aufgabe scheiterten, gemeinsam zu handeln, gebe es Zeiten, in „denen
       wir zu eigenen Maßnahmen gezwungen sind“.
       
       Außenminister Rex Tillerson richtete erneut deutliche Worte an Moskau. Es
       sei an der Zeit, dass Russland sehr sorgfältig über die Unterstützung für
       Assad nachdenke, sagte er. Bei dem vermuteten Giftgasangriff in Chan
       Scheichun in der Provinz Idlib waren am Dienstag Aktivisten zufolge
       mindestens 86 Menschen getötet worden. Nach Angaben aus Moskau traf der
       Angriff syrischer Kampfjets eine Werkstatt, in der die Opposition
       Giftgasmunition herstellt. Assad-Gegner nannten dies eine Lüge.
       
       ## Weitere Finanzhilfen auf Syrien-Konferenz beschlossen
       
       Die Lage in Syrien ist sehr kompliziert, die Mittel der USA sind begrenzt.
       Washington kann kaum militärisch gegen Assad vorgehen, ohne sich damit
       unmittelbar gegen Moskau und Teheran zu stellen. Auf die Frage nach der
       Rolle iranischer Milizen, die Assad in Syrien unterstützten, antwortete
       Trump am Mittwoch mit Äußerungen zum Atomvertrag mit dem Iran. Er werde
       hier tun, was er tun müsse.
       
       Der Russland-Beauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler, kritisierte die
       Trump-Regierung scharf. Es sei fatal, dass Washington sich derzeit nicht
       klar positioniere, sagte der SPD-Politiker der „Huffington Post“. „Es gibt
       etwa keine Forderungen mehr, ein Syrien ohne Assad zu planen wie noch unter
       Obama.“
       
       Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) habe die Sorge gehabt, dass die
       Konzentration der neuen US-Regierung auf den Kampf gegen den Terrorismus
       „dazu führt, dass man sich letztlich mit Assad arrangiert“, sagte er dem
       ZDF-“heute journal“. Die jüngsten Äußerungen aus Washington könnten
       allerdings auf eine klarere Distanzierung von Assad hindeuten: Wenn
       Washington nun kein Arrangement mit Assad anstrebe, „dann können wir das
       nur begrüßen“, sagte Gabriel.
       
       Der Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff
       (FDP), sagte dagegen, er glaube nicht an einen Frieden in Syrien ohne
       Präsident Assad. „Wenn Syrien befriedet werden soll, dann geht das wegen
       der russischen Unterstützung für Assad nicht ohne ihn“, sagte der
       FDP-Politiker der Nordwest-Zeitung.
       
       Am Mittwoch sagte die EU nach dem Ende der Syrien-Konferenz in Brüssel 5,6
       Milliarden Euro an humanitärer Hilfe für Syrien in diesem Jahr zu. Für die
       Zeit von 2018 bis 2020 stünden von der Europäischen Union und einer Reihe
       weiterer Staaten weitere 3,5 Milliarden Euro bereit. Internationale
       Finanzinstitutionen und Spender wollten zudem insgesamt rund 28 Milliarden
       Euro an Darlehen zur Verfügung stellen. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel
       hatte während der Konferenz 1,169 Milliarden Euro an zusätzlicher deutscher
       Hilfe für 2017 und die Zeit danach zugesagt. Bei der Syrien-Konferenz in
       London Anfang des vergangenen Jahres habe Deutschland bereits 2,3
       Milliarden Euro bis 2019 zugesichert. An dem Gebertreffen nahmen Vertreter
       von mehr als 70 Staaten und Organisationen teil.
       
       6 Apr 2017
       
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