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       # taz.de -- Kommentar Trumps Mauerpläne: Die dunklen Kräfte des Systems
       
       > US-Präsident Trump akzeptiert einen Kompromiss, der kein Geld für den
       > Mauerbau vorsieht. Schmälert das seine Wiederwahlchancen? Nein.
       
   IMG Bild: Bleibt erstmal wackelig: Grenze zwischen San Diego (USA) und Tijuana (Mexiko)
       
       Wenn US-Präsident Donald Trump am Wochenende 100 Tage im Weißen Haus
       feiert, dann kann er seinen bisherigen Errungenschaften wohl eine weitere
       hinzufügen: Er hat es geschafft, trotz republikanischer Mehrheit in beiden
       Kammern des Kongresses einen reinen Formalakt zur Krise werden zu lassen.
       
       Die mögliche Zahlungsunfähigkeit der Regierung wird wohl nur abgewendet,
       weil Trump den von den Demokraten eingebrachten Kompromiss akzeptiert, dass
       es zwar Geld für Grenzsicherung, aber keines für die unsinnige Mauer zu
       Mexiko gibt.
       
       Ein weiteres Mal läuft Trump gegen die Wand, sobald die Umsetzung seiner
       Wahlversprechen komplizierter wird. Durch den Kongress bringt er weder
       Gesundheitsreform noch Mauerbau. Seinen Steuerreformplänen, die er am
       Mittwoch vorstellen will, wird es kaum besser gehen, und den Muslim Ban
       haben ihm die Gerichte zerfetzt.
       
       Tatsächlich hat es wohl noch nie einen Präsidenten gegeben, bei dem das
       Missverhältnis zwischen Selbstbeweihräucherung und Errungenschaften so groß
       war wie bei Trump nach 100 Tagen. Natürlich ist das immer noch besser, als
       wenn er alles hätte umsetzen können.
       
       Allerdings: Auch seine offenkundige Unfähigkeit, die Instrumente der
       Exekutive sinnvoll einzusetzen und seine Mehrheiten im Kongress in Szene zu
       setzen, schadet Trump bei seinen Anhängern nicht. Die glauben immer noch,
       da sei jemand angetreten, der im Sinne der kleinen Leute das System
       zerschlagen und „den Sumpf austrocknen“ wolle. Statt die Sinnhaftigkeit von
       Trumps Wahlversprechen zu überdenken, führt jedes Scheitern bei ihnen dazu,
       ihre Abscheu vor dem politischen Apparat zu festigen.
       
       Das könnte ein Ausblick auf die gesamte Amtszeit sein. Trump inszeniert
       sich weiter als tatkräftiger Präsident, der dunklen Kräften des Systems
       unterliegt, und der Kongress bleibt destruktiv wie eh und je. Trumps
       Wiederwahlchancen schmälert das nicht.
       
       26 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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