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       # taz.de -- FC Bayern in der Krise: Destruktive Delle
       
       > Innerhalb von acht Tagen ist der FC Bayern in Champions League und
       > DFB-Pokal gescheitert. Die Münchner müssen sich nun neu erfinden.
       
   IMG Bild: Enttäuschung: Rumrennen im Regen für nix
       
       München taz | Philipp Lahm funktionierte in den vergangenen Jahren fast
       immer. Als Spieler und vor allem in seiner Funktion als Kapitän, wenn es
       darum ging, Niederlagen zu moderieren. Selbst in düsteren Momenten kniff
       der Weltmeister nicht. Am Mittwoch kostete es ihn sichtlich Überwindung. Er
       war froh, als endlich auch die letzte der für die Münchner an diesem Abend
       so unangenehmen Fragen beantwortet war.
       
       Eine knappe Stunde zuvor hatte sich das Kapitel DFB-Pokal für den FC Bayern
       in dieser Saison erledigt, für Lahm sogar endgültig. Zum Abschluss seiner
       Profikarriere sollte es eigentlich noch einmal eine Reise nach Berlin geben
       für ihn, aber er selbst war nicht ganz unschuldig, dass daraus nichts
       wurde. Vor Ousmane Dembélés Siegtreffer zum 3:2 für Borussia Dortmund im
       Halbfinale des DFB-Pokals hatte er im Mittelfeld ungeschickt den Ball
       verloren. Aber dieser Fehler war nur ein Randaspekt, das Spiel hatten die
       Münchner schon zuvor aus der Hand gegeben, weil sie beste Möglichkeiten
       nicht genutzt hatten, um das vorentscheidende 3:1 zu erzielen.
       
       Nun ist der FC Bayern innerhalb von acht Tagen in zwei Wettbewerben
       ausgeschieden, „zweimal unnötig“, gab Arjen Robben zu. Während beim
       Champions-League-Aus in Madrid der Schiedsrichter mit fragwürdigen Pfiffen
       und Trainer Carlo Ancelotti mit fragwürdigen Auswechslungen tatkräftig
       mithalfen, sahen die Münchner dieses Mal ein, „dass es an niemand anderem
       lag als an uns selbst“, sagte Mats Hummels. Egal aber, wie entscheidende
       Niederlagen zustande kommen, sie führen bei einem Klub mit höchsten
       Ansprüchen zwangsläufig zu Diskussionen. „Das ist keine optimale Saison
       jetzt“, sagte Sven Ulreich, der Vertreter des am Fuß verletzten Torhüters
       Manuel Neuer.
       
       Fünf Pflichtspiele nacheinander haben die Bayern nun nicht gewonnen.
       Ausgerechnet in der entscheidenden Phase sind sie in eine Krise geraten.
       Das war in den vergangenen drei Jahren ähnlich, aber dieses Mal hat die
       Frühjahrs-Delle eine andere Qualität. Die beiden Spiele gegen Real Madrid
       und das gegen den BVB zeigten den Verantwortlichen, dass die reife
       Mannschaft mit ihren vielen Ü30-Spielern an ihre Grenzen stößt, körperlich
       und mental. „Es läuft derzeit nicht perfekt“, so Robert Lewandowski.
       
       ## „Kein guter Abend, um über die Zukunft zu sprechen“
       
       Die Bayern ahnen wohl, dass es in diesem Sommer nicht damit getan sein
       wird, Xabi Alonso und Lahm zu ersetzen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge
       mochte sich damit öffentlich aber noch nicht befassen. „Es ist kein guter
       Abend, um über die Zukunft zu sprechen“, sagte er. Erst mal müsse man „die
       Wunden lecken“. Hummels erinnerte sich an 2012, als er mit Dortmund das
       Double holte. Damit habe der BVB etwas ausgelöst beim FC Bayern, der in
       jenem Jahr auch noch das Champions-League-Finale verloren hatte. Und
       vielleicht sorge nun diese zweite verpasste Titelchance nacheinander, so
       die Hoffnung des Innenverteidigers, „dass da wieder richtig was
       vorangetrieben wird“.
       
       Damals stand das Team allerdings in der Blüte und hatte die beste Zeit vor
       sich. Das hochtalentierte Team, so die Erkenntnis einst, musste nur
       nachjustiert werden, an zwei, drei Stellen – und das gelang den Bayern
       perfekt. Ein Jahr später gewannen sie das Triple, es war der Höhepunkt
       einer großen Mannschaft, eine Ära, die nun zu Ende geht. Bei der Analyse
       werden die Bayern wohl oder übel auch beim Trainer landen. Es sei noch zu
       früh, „ein Saisonfazit zu ziehen“, findet Ancelotti. Er mag nach der
       anstrengenden Guardiola-Epoche der richtige Trainer gewesen sein, aber nur
       für den Moment, als eine Art Übergangscoach. Den Bayern wird nicht
       verborgen geblieben sein, dass der Italiener lieber mit fertigen Spielern
       arbeitet, als eine Mannschaft neu zu erfinden.
       
       27 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Elisabeth Schlammerl
       
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