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       # taz.de -- Problem des Rechtswegs: Leiden durch Berufung
       
       > Die Neuauflage des Prozesses gegen den Zivilpolizisten Marcel B. belastet
       > vor allem dessen Opfer, das mit den Folgen des Überfalls bis heute nicht
       > klar kommt
       
   IMG Bild: Die Erinnerung an den Überfall fällt dem Opfer schwer.
       
       Bei einer Verurteilung ist es des Angeklagten gutes Recht, Berufung
       einzulegen. Schließlich hat er so die Möglichkeit, die Geschehnisse noch
       einmal zu schildern und vielleicht eine mildere Strafe oder sogar den
       Freispruch zu erhalten. Daher ist verständlich, dass der Polizist Marcel B.
       auf seinem Recht besteht, schließlich würde er seine Arbeit verlieren.
       Jedoch ist fragwürdig, ob das gerade in diesem Fall gerecht ist.
       
       Wie sollen gleiche Aussagen, das Urteil ändern? Bisher hat die Verhandlung
       keine neuen Erkenntnisse erbracht. So berichteten Angeklagter und Zeuge auf
       gleiche Weise wie vor zwei Jahren über die Handlung. Vier Jahre sind seit
       dem Gewaltakt vergangen. Das ist ein Problem, denn die Erinnerungen der
       rund 20 Zeugen sind mit der Zeit verblasst. Folglich sind deren Aussagen
       lückenhaft oder unbrauchbar.
       
       Hinzu kommt, dass die Neuverhandlung eine große psychische Belastung für
       den Betroffenen V. de O. bedeutet. Er muss sich erneut an Dinge erinnern,
       die man lieber vergessen möchte. Während der Verhandlung kämpft V. de O.
       mit den Tränen und zwingt sich regelrecht, die Ereignisse ein weiteres Mal
       zu schildern. „Das hat mein Leben beendet“, sagt er über das Geschehene.
       
       Dieser Prozess hat geringe Chancen auf ein anderes Urteil und er lässt den
       Betroffenen leiden. Es wäre wesentlich sinnvoller gewesen, beim alten
       Urteil zu bleiben.
       
       Isabella Stechel-Marceddu (15), Gymnasium Waldschule Hagen i. Br. und dort
       Chefredakteurin der SchülerInnenzeitung war bei der taz.bremen am
       [1][Zukunftstag 2017] als Gerichtsreporterin und Schülerinnenredakteurin
       tätig.
       
       28 Apr 2017
       
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   DIR Isabella Stechel-Maceddu
       
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