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       # taz.de -- Achselhaare in der Werbung: Let it grow
       
       > Eine Frau in einer Werbung zeigt Achselhaare. Der TV-Modedesigner hängt
       > ihr schnell eine Strickjacke drüber. Muss das sein?
       
   IMG Bild: Die rückwärtsgewandte Message: Haare wachsenlassen ist nicht ok
       
       Auch 2017 sind Haare unter den Armen noch immer ein Tabu – zumindest in der
       Werbung. Im letzten Jahr gab es einen Trend, bei dem Frauen ihre behaarten
       Achseln fotografierten und unter dem Hashtag [1][#freeyourpits] posteten.
       Auf den Fotos sind die Haare naturbelassen, manchmal aber auch pink oder
       blau gefärbt. Sie wollten damit zeigen, dass weibliche Achseln nicht
       haarlos und glatt sein müssen, um schön zu sein. Prominente wie Madonna
       oder Miley Cyrus unterstützten die Aktion.
       
       Der Trend zeichnete nicht nur einen Gegenentwurf zum westlich geprägten
       Schönheitsideal, sondern widersetzte sich einem gesamten Industriezweig.
       
       Dieser scheint von dem Trend noch nichts mitbekommen zu haben. In TV-Spots
       werben Unternehmen für lang anhaltendes Deodorant. Gezeigt werden Frauen,
       die sich ihre glatten Achseln einschmieren, -rollen oder -sprühen. Doch
       behaarte Achseln? Fehlanzeige. Als stehe es automatisch fest, dass Frauen,
       die sich nicht rasieren, auch kein Deo benutzen.
       
       Die neue [2][Fernsehwerbung] des Online-Versands Otto bricht mit diesem
       Tabu – zumindest auf den ersten Blick. Der Modedesigner Guido Maria
       Kretschmer wirbt in dem Spot für seine neue Kollektion. In gewohnter
       Manier, wie bei seiner Fernsehshow „Shopping-Queen“, erteilt er Frauen
       Outfit- und Styling-Tipps.
       
       ## „Rauhaardackel“
       
       Eine Frau präsentiert ihr Sommerkleid. Freudig hebt sie ihre Arme und zeigt
       dabei ihre behaarten Achseln. Kretschmer reagiert entsetzt: „Du siehst so
       schön aus, aber die beiden Rauhaardackel würde ich lieber zu Hause lassen.“
       
       Die Frau errötet – sie schämt sich. Doch Fashion-Guru Gudio hat die Lösung:
       Eine Strickjacke, und schon sind die behaarten Achseln nicht mehr zu sehen.
       
       Was auf den ersten Blick progressiv erscheint, nämlich Frauen mit
       unrasiertem Körper zu zeigen, erweist sich als Bodyshaming. Die Message des
       Spots ist: Wer sich als Frau nicht rasiert, sollte sich schämen oder
       verstecken.
       
       Auch bei Youtube kritisierten die User*innen den Werbespot. Otto reagierte
       auf das Feedback: „Wir sind der Meinung, dass jede Frau sich so zeigen
       soll, wie sie wohlfühlt. Also ob mit oder ohne Jäckchen – entscheidet jede
       selbst.“ Nur: Wenn sie vielfältige Frauenbilder zulassen wollen, warum
       machen sie nicht andere Werbung und verzichten auf Bodyshaming?
       
       18 Apr 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/search?q=%23freeyourpits&src=typd
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=ofsVR1Xejuw
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Carolina Schwarz
       
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