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       # taz.de -- Umweltpolitik in NRW: Die SPD bremst kräftig
       
       > Insgesamt ziehen Umweltschützer in NRW eine verhalten positive Bilanz.
       > Der grüne Umweltminister habe gute Arbeit geleistet.
       
   IMG Bild: Im Braunkohle-Tagebau Garzweiler haben in den letzten Jahren regelmäßig Blockaden stattgefunden
       
       DÜSSELDORF taz | Vor den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen ziehen
       Naturschützer und Atomkraftgegner eine verhalten positive Bilanz rot-grüner
       Umweltpolitik – werfen der SPD aber zugleich vor, bei ökologischen Themen
       gebremst zu haben: „Im Rahmen dessen, was die strukturkonservative und
       industriepolitisch rückwärtsgewandte NRW-SPD zugelassen hat, macht der
       grüne Umweltminister Johannes Remmel einen guten Job“, sagt etwa Dirk
       Jansen, in Düsseldorf Geschäftsleiter des Bunds für Umwelt und Naturschutz
       (BUND).
       
       Bemerkenswert sei vor allem die Verkleinerung des Braunkohle-Tagebaus
       Garzweiler: „Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik“ sei es
       gelungen, einen bereits genehmigten Braunkohleabbau zurückzudrehen, sagt
       Klimaschützer Jansen. Allerdings reiche das nicht aus: Noch immer setze das
       einstige Kohleland Nummer eins bei der Stromerzeugung viel zu stark auf
       fossile Energieträger – drei Viertel des an Rhein und Ruhr produzierten
       Stroms stamme aus Kohlekraftwerken.
       
       Mit einem Ausstoß von 280 Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr sei NRW
       deshalb für ein Drittel aller deutschen Emissionen des Treibhausgases
       verantwortlich. Um der Verantwortung des Landes zur Einhaltung der Pariser
       Klimaschutzziele gerecht zu werden, müssten drei Viertel der Kohle des
       Tagebaus Garzweiler im Boden bleiben, rechnet Jansen vor.
       
       Die traditionell kohlefreundlichen Sozialdemokraten haben dagegen nur
       zugestimmt, die Abbaumenge von 1,2 Milliarden auf 800 Millionen Tonnen zu
       verringern. Dazu kommt: Die Tagebaue Hambach und Inden werden nicht
       eingeschränkt – damit bleibt es bei der umstrittenen Abholzung des
       ökologisch wertvollen Hambacher Forsts. Ähnlich beurteilt der
       NRW-Landesvorsitzende des Naturschutzbunds Nabu, Josef Tumbrinck, die
       rot-grüne Umweltpolitik. Dort sieht er „Licht und Schatten“ – und „für den
       Schatten ist meist die SPD verantwortlich“: Die habe eine Begrenzung der
       Flächenversieglung auf fünf Hektar täglich erfolgreich bekämpft – dabei
       entspricht das sieben durchschnittlich großen Fußballfeldern.
       
       ## „Im Wahlkampf wird das plötzlich wichtig“
       
       Grund dafür sei auch der über den Bundesverkehrswegeplan forcierte Ausbau
       der Straßen. „Ein echter Erfolg“ sei dagegen das von Umweltminister Remmel
       angeschobene neue Jagdgesetz, meint Tumbrinck, das unter anderem „die
       Reduzierung der jagdbaren Arten von über 100 auf 19“ enthält und „das
       Verbot von Totschlagfallen und der Ausbildung von Jagdhunden an lebenden
       Enten ebenso wie die Zulassung ökologischer Jagdvereine“. Zu zögerlich sei
       auch die rot-grüne Anti-Atom-Politik gewesen, resümiert Matthias Eickhoff
       vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.
       
       Das Bündnis kämpft gegen den bisher unbefristet genehmigten Weiterbetrieb
       von Deutschlands einziger Urananreicherungsanlage (UAA) im westfälischen
       Gronau und der Atom-Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen. „Drei
       Jahre lang sind wir auch zu den Grünen kaum durchgedrungen“, klagt Eickhoff
       – von der SPD ganz zu schweigen: Ein „Armutszeugnis“ sei, dass der für die
       Atomaufsicht zuständige NRW-Wirtschaftsminister in den vergangenen fünf
       Jahren nicht einmal in Gronau war.
       
       „Jetzt im Wahlkampf“, sagt Eickhoff bitter, „wird plötzlich wichtig, dass
       die belgischen Schrottreaktoren Tihange und Doel auch aus Gronau und Lingen
       beliefert werden“.
       
       6 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Wyputta
       
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