# taz.de -- taz-Veranstaltung „30 Jahre 1. Mai“: Krawall bleibt aus
> Ein Autonomer und eine Grüne diskutieren über den Kreuzberger 1. Mai und
> die Krawalle. Doch statt Streit gab es Pathos.
IMG Bild: 1. Mai 1989 in Berlin-Kreuzberg
Öffentliche Diskussionen in Kreuzberg enden gern mal in Schreiereien.
Linksradikale beschimpfen Politiker, weil sie in den Parlamenten
Kompromisse machen. Gemäßigte Linke werfen Radikalen ideologische
Verbrämtheit vor. Auch die taz-Veranstaltung am Dienstagabend zu 30 Jahren
1. Mai bot mit Jonas Schiesser auf dem Podium – so nennt sich der
langjährige Sprecher der berüchtigten 18-Uhr-Demo jedenfalls – Potenzial
für Krach. Doch es kam anders.
Es sei verkürzt, gewalttätige Aktionen gegen Sachen oder Menschen isoliert
zu betrachten, mahnte nicht Schiesser, sondern Canan Bayram,
Direktkandidatin der Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg. Am 1. Mai entlade
sich die Unzufriedenheit über gesellschaftliche Missstände. „Es gibt
Grenzverletzungen seitens der Regierenden, die auch Reaktionen auslösen.“
Schiesser, ein junger Mann mit Kinnbart und Basecap, hörte sich das
interessiert an. Er habe gar nicht gewusst, dass die Grünen solche Fans der
18-Uhr-Demo seien. Schiesser selbst analysierte die eigene Demo
überraschend kritisch. „Der revolutionäre 1. Mai krepiert an seinem
Erfolg.“ Von 10.000 Teilnehmern seien früher 5.000 aus autonomen Strukturen
wie besetzten Häusern gekommen. Mittlerweile gebe es bei 20.000 Leuten
vielleicht 1.500 Organisierte. „Wir haben ein Problem, einen politischen
Ausdruck in die Demonstration zu bringen.“
Konkret richte sich der Protest in diesem Jahr gegen steigende Mieten und
Abschiebungen nach Afghanistan – wozu Bayram, die sich sehr für Flüchtlinge
engagiert, wieder zustimmend nickte. Angesichts von so viel Einigkeit kam
am Ende beinahe so etwas wie Pathos auf. Als der Bewegungsforscher Dieter
Rucht erklärte, am 1. Mai gehe es traditionell um den Konflikt von Kapital
und Arbeit, also um grundsätzliche Fragen der gesellschaftlichen Verteilung
von Reichtum, kommentierte Schiesser nur: „Yeah!“
[1][Die Veranstaltung zum Nachschauen]
26 Apr 2017
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## AUTOREN
DIR Antje Lang-Lendorff
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