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       # taz.de -- Umstrittener argentinischer Politiker: Ein Amigo wird entsorgt
       
       > Argentiniens Präsident Macri schickt den umstrittenen Kultursekretär
       > Darío Lopérfido nach Berlin. Dagegen regt sich nun Widerstand.
       
   IMG Bild: Proteste der Mütter der Plaza de Mayo in der Hauptstadt Buenos Aires
       
       Buenos Aires taz | Gegen den neuen Sonderbotschafter zur Förderung der
       argentinischen Kultur in Deutschland regt sich Widerstand. In einem offenen
       Brief fordern deutsche und argentinische KünsterInnen und
       WissenschaftlerInnen Erklärungen von Präsident Mauricio Macri, warum er
       Darío Lopérfido nach Berlin schickt. Der Brief wird am Dienstag in der
       argentinischen Botschaft in Berlin übergeben.
       
       Der 52-jährige Lopérfido musste im Juli 2016 als Kultursekretär der
       Hauptstadt Buenos Aires zurücktreten, nachdem er die
       Menschenrechtsverbrechen der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 relativierte
       und einen Sturm der Entrüstung auslöste. „Ich habe keine Probleme damit,
       wenn ich sage, dass es in Argentinien keine 30.000 Verschwundenen gab, es
       war eine Lüge, um Finanzhilfen zu bekommen.
       
       Und diese haben in den letzten Jahren einen ganzen Bereich alimentiert“,
       sagte Lopérfido. Den Einwurf, dass über 9.000 Menschen ermordet wurden,
       kommentierte der damalige Kultursekretär so: „Wenn die Diktatur einen
       großen Fehler machte, dann, dass sie keine legalen Prozesse anstrengte, um
       sie auf diese Weise verschwinden und töten zu lassen.“
       
       ## Deutsche Botschaft wieder voreilig
       
       Die Sätze sprach der damalige Kultursekretär der Stadt Buenos Aires Ende
       Januar 2016 bei einer Buchpräsentation im Badeort Pinamar. Die Reaktionen
       kamen prompt. „Wir haben die Zahl 30.000 gewählt, weil die Verbrecher
       selbst sie mit 45.000 Toten und Verschwundenen angeben“, sagte Estela de
       Carlotto, Vorsitzende der Großmütter der Plaza de Mayo.
       
       „Es gab Familien, die so dezimiert waren, dass niemand Anzeige erstatten
       konnte. Das wurde registriert, so gut es ging“, so Carlotto. Bisher hat der
       Präsident die Mütter der Plaza de Mayo nicht empfangen.
       
       Macri hatte den Posten eines Kultursonderbotschafters eigens für Lopérfido
       neu geschaffen. Lopérfidos Entsendung nach Berlin ist die gutbetuchte
       Versorgung eines zu Hause nicht mehr unterzubringenden Amigos. Die Deutsche
       Botschaft in Buenos Aires hat für den werten Herrn schon einen Empfang
       gegeben, bevor seine Ernennung offiziell war.
       
       1 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
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