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       # taz.de -- Verbot von Street-Food in Bangkok: An der Straße schmeckt es besser
       
       > Die Stadtverwaltung in Thailands Hauptstadt Bangkok will Streetfood
       > verbieten. Das zerstört einen wichtigen Teil der Lebenskultur.
       
   IMG Bild: Draußen, irgendwo in Bangkok, wartet das Glück
       
       „Hunger!“ „Kein Ding, lass uns rausgehen.“ Draußen, irgendwo in Bangkok,
       wartet das Glück. Die ganze Stadt – eine einzige Fressmeile: Garküchen,
       Stände, Wagen mit gebratenen Hühnern, Nudelsuppen, Salaten, gedämpften
       Teigtaschen, Gemüse. Zu jeder Tages- und Nachtzeit gibt es alles zu essen,
       was die thailändische Küche zu zaubern vermag. Haute cuisine für wenig
       Geld.
       
       Damit soll zum Jahresende Schluss sein – die Stadtverwaltung will
       Streetfood ab dann verbieten. Um die Megacity vom Chaos zu befreien, sagt
       die Behörde. Außerdem sollen die Bürgersteige sauberer werden und ganz
       allein den Fußgängern gehören.
       
       Vermutlich schwebt den Beamten das Stadtbild von Singapur vor: porentief
       rein. Wer dort eine Kippe in den Rinnstein kickt, kann schon mal mit ein
       paar hundert Euro Strafe rechnen. Streetfood gibt es dort schon länger
       nicht mehr. Nur noch in Foodcourts – in gigantischen Shopping Malls, meist
       in einem der zahllosen Untergeschosse. Daran verdienen vor allem die
       Inhaber der Einkaufstempel.
       
       Wer jemals in Thailand oder anderswo in Südostasien war, weiß, dass
       fliegende HändlerInnen ein Teil der Lebenskultur und der Identität dieser
       Region sind. Nachts um 3 Uhr auf einem lauten, überfüllen Nachtmarkt eine
       scharfe Suppe schlürfen – herrlich. Morgens diesen tiefschwarzen, süßen
       Kaffee trinken und dazu ein Roti essen, eine Art Pancake mit Ei und Bananen
       – wunderbar.
       
       ## Es geht um Geld
       
       Selbst an einer fett befahrenen Straße. Man sitzt da auf einem wackligen
       Plastehöckerchen und schaut dem Alltag zu. Nein, das ist kein
       Traveller-Kitsch, das machen auch Einheimische so. Ab späten Nachmittag
       kaufen die Menschen auf dem Heimweg auf der Straße das Abendessen für die
       ganze Familie ein.
       
       Was würde ein Verbot bringen? Steigen die Menschen dann seltener auf den
       Motorroller und gehen häufiger zu Fuß? Werden die Straßen sauberer und die
       Ratten weniger?
       
       Man ahnt: Es geht vor allem um Geld, um das Eintreiben von Steuern und
       Strafen. Derzeit sehen manche Polizei- und Ordnungbeamte darüber hinweg,
       wenn StreedfoodköchInnen ihr Gewerbe nicht angemeldet haben und keine
       Steuern zahlen – für ein entsprechendes „Schweigegeld“ natürlich.
       
       In Singapur gibt es zwei Ex-Streetfoodköche mit Michelin-Sternen. Das Essen
       ist super – aber an der Straße schmeckt es trotzdem einfach besser.
       
       21 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schmollack
       
       ## TAGS
       
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