# taz.de -- AfD-Parteitag in Köln: Polizei schützt, Petry für „Realpolitik“
> Die AfD trifft sich in Köln. Proteste laufen schon seit sieben Uhr
> morgens, die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor dem Maritim-Hotel.
> Drinnen wirbt Petry für Realpolitik.
IMG Bild: 4.000 Polizist_innen halten die Demonstrierenden in Schach – es sind aber weniger als erwartet
Köln afp/dpa | Unter massivem Polizeischutz hat am Samstag in Köln der
Bundesparteitag der AfD begonnen. Das zweitägige Treffen steht im Zeichen
eines erbitterten Führungsstreits. AfD-Chefin Frauke Petry will gegen den
Widerstand zahlreicher Vorstandsmitglieder eine Richtungsentscheidung
erzwingen. Die Partei soll sich auf einen „realpolitischen Kurs“ mit dem
Ziel des Mitregierens festlegen, statt mit rechtslastigen Provokationen
bürgerliche Wähler zu verschrecken.
Ob Petrys sogenannter Zukunftsantrag die Mehrheit der 600 Delegierten
erhält, ist aber fraglich. Möglich ist auch, dass der Parteitag
entscheidet, ihn überhaupt nicht zu behandeln.
Fünf Monate vor der Bundestagswahl will der Parteitag zudem eine
Entscheidung zum Thema Spitzenkandidatur treffen. Petry hatte am Mittwoch
überraschend erklärt, sie stehe nicht zu Verfügung. In der Parteispitze
wird nun ein Spitzenteam präferiert, dem unter anderem AfD-Vize Alexander
Gauland angehören soll.
Für Zündstoff auf dem Parteitag könnte auch ein Antrag des Bremer
Landesverbands sorgen, mit dem das von Petry unterstützte
Parteiausschlussverfahren gegen den Thüringer Landeschef und
AfD-Rechtsaußen Björn Höcke gestoppt werden soll.
## 4.000 Polizist_innen
In der Kölner Innenstadt herrscht während des Parteitags Ausnahmezustand,
die Polizei ist mit über 4.000 Kräften im Einsatz. Erwartet werden bis zu
50.000 Demonstranten, darunter gewaltbereite Linksextreme.
Vor Beginn des Parteitags versuchten am Morgen linksgerichtete
Demonstranten, Delegierte am Betreten des Tagungshotels zu hindern. Die
Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort und eskortierte einzelne
AfD-Mitglieder zu den Durchlass-Stellen am Heumarkt in der Kölner
Innenstadt. Die Polizei setzte Reiterstaffeln ein.
Nach Polizeiangaben wurde ein Polizist durch eine von Demonstranten
geworfene Metallstange verletzt. Es soll auch Steinwürfe gegeben haben, die
Augenzeugen zufolge aber nicht auf Polizisten sondern lediglich auf die
Straße zielten.
Zudem zündeten Demonstranten im Stadtteil Deutz Reifen an, die die Polizei
jedoch schnell löschen konnte. In der Kölner Südstadt brannte am Morgen ein
Auto, das laut Polizei möglicherweise ebenfalls von Demonstranten
angezündet worden sein könnte.
## Frauke Petry für „realpolitischen Kurs“
Drinnen im Maritim-Hotel setzt Parteichefin Frauke Petry alles auf eine
Karte. Ungeachtet der Kritik von Parteifreunden warb die Bundesvorsitzende
in ihrer Eröffnungsrede für den von ihr favorisierten „realpolitischen
Kurs“. Dies sei notwendig, weil das Bild der Partei in der Öffentlichkeit
sonst zu stark von einer lauten Minderheit bestimmt werde, sagte die
AfD-Bundesvorsitzende. Sie verstehe, dass viele Parteimitglieder die
Auseinandersetzung scheuten. Dies sei emotional zwar verständlich, aber es
sei „nicht mutig“, sagte sie in Anspielung auf das Parteimotto „Mut zur
Wahrheit“.
Gleichzeitig räumte Petry Fehler ein. Sie sagte, es tue ihr leid, dass sich
Parteivize Alexander Gauland durch eine Formulierung in ihrem kürzlich
veröffentlichten „Zukunftsantrag“ angegriffen gefühlt habe. Dies sei nicht
ihre Absicht gewesen. Sie sei auch bereit zu Änderungen an diesem Antrag.
Petry hatte bei ihren Parteifreunden mit dem Antrag, über den in Köln
abgestimmt werden soll, in den vergangenen Tagen für einige Unruhe gesorgt.
Darin forderte sie eine Abgrenzung von einer „fundamentaloppositionellen“
Strategie. Sie richtete sich damit vor allem gegen die Ideen des Thüringer
Fraktionschefs Björn Höcke, über den Gauland seine schützende Hand hält.
Vor Beginn der Rede Petrys erhob sich ein Teil der Delegierten, um der
Vorsitzenden zuzujubeln. Sie riefen: „Frauke, Frauke.“
22 Apr 2017
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