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       # taz.de -- Proteste zum G20-Gipfel in Hamburg: Die Bewegung 2. Juli
       
       > In Hamburg hat sich ein breites Bündnis von Aktivisten gebildet. Am 2.
       > Juli wollen sie ihre Forderungen an die G20 auf die Straße bringen.
       
   IMG Bild: Vorgeschmack: Am 2. Juli soll in Hamburg groß demonstriert werden
       
       Hamburg taz | Anlässlich des G-20-Gipfels rufen Campact, Greenpeace, BUND,
       Mehr Demokratie Hamburg und die DGB Nord in Zusammenarbeit mit weiteren
       zivilgesellschaftlichen Organisationen und Verbänden zu einer
       „Protestwelle“ am 2. Juli in Hamburg auf. Unter dem Motto „Eine andere
       Politik ist nötig“ sollen Zehntausende Bürger an einer Bootsdemo auf der
       Binnenalster, einem Protestmarsch in Richtung der Messehallen, dem
       Tagungsort des Gipfels, und einem dortigen „Bannermeer“ teilnehmen. Ziel
       seien der gerechte Welthandel, die Rettung des Klimas, die Bekämpfung
       sozialer Ungleichheit und die Stärkung der Demokratie weltweit, wie das
       Bündnis gestern bekannt gab.
       
       Die Proteste sollen bewusst bereits eine Woche vor dem Gipfel stattfinden
       und damit einen „kraftvollen Auftakt“ darstellen, sagte Christoph Bautz,
       Geschäftsführer von Campact. So solle bereits im Vorfeld des Gipfels mit
       einer friedlichen, aber lautstarken Bürgerbewegung Kritik geübt werden – an
       konkreten Politik-Ergebnissen, nicht an der G 20 als Institution. Die sei
       zwar Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung, sagte Bautz weiter.
       
       Dies ist offenbar die gemeinsame Überzeugung, die die verschiedenen
       Bündnispartner zusammenbringt. So lehnte auch Helena Peltonen,
       Vorstandsmitglied des Vereins Mehr Demokratie, die G 20 nicht grundsätzlich
       ab, kritisierte jedoch, dass die Hauptherkunftsländer der Flüchtlinge und
       die Länder, in denen Menschen hungerten, nicht an den Verhandlungen
       teilnähmen. Auch von den zehn Ländern, die die meisten Flüchtlinge
       aufnähmen, seien nur zwei vertreten.
       
       Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord, betonte die Bedeutung der G 20 für
       eine Wiederbelebung der internationalen Koordinierung der Wirtschafts- und
       Beschäftigungspolitik. „Was erwirtschaftet wird, ist auch gerecht zu
       verteilen. Die Schere zwischen Arm und Reich darf sich national und
       weltweit nicht weiter öffnen“, sagte Polkaehn. Die gerechte Verteilung der
       Vermögen und eine koordinierte Steuerpolitik der G-20-Staaten seien
       wichtige Werkzeuge, um Ängsten vor dem sozialen Abstieg in der
       Mittelschicht entgegenzuwirken und „Rechtspopulisten den Wind aus den
       Segeln“ zu nehmen, sagte Polkaehn.
       
       Dem stimmte auch Ernst-Christoph Stolper zu. Der stellvertretende
       Bundesvorsitzende des BUND äußerte deutliche Kritik an der „enttäuschenden“
       Arbeit Angela Merkels als diesjähriger G-20-Präsidentin. „Merkel setzt sich
       Trump gegenüber nicht ausreichend für den Klimaschutz ein“, stellte Stolper
       fest. Indem sie sich von Trump abhängig mache, um den
       Außenhandelsüberschuss Deutschlands zu retten, wiederhole Merkel denselben
       Fehler, den sie schon bei Erdoğan gemacht habe, bemängelte Stolper. Das
       Bündnis fordere die Bundesregierung auf, „konkrete Ergebnisse für
       Klimaschutz, ökologische und soziale Investitionen sowie gegen
       Steuerflucht auszuhandeln“, sagte er weiter.
       
       Auch Sweelin Heuss von Greenpeace betonte, dass das Bestehen auf nationalen
       Wirtschaftsinteressen à la „America first“ nicht im Sinne des Klimaschutzes
       sei. Vielmehr müsse es „Planet Earth first“ heißen, forderte Heuss. „Die
       Gruppe der 20 muss ihre Legitimation beweisen, indem sie geschlossen für
       Klimaschutz eintritt und das Pariser Abkommen konsequent umsetzt“, sagte
       sie.
       
       Obwohl die Gipfelteilnehmer sicher „nicht auf all diese Forderungen
       gewartet“ hätten, erwarte man ihre Erfüllung, betonte Polkaehn. „Das sind
       schließlich keine Wünsche, das sind Forderungen!“
       
       26 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lena Eckert
       
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