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       # taz.de -- Verhältnis US-Republikaner und Trump: Politik auf Kleinkindniveau
       
       > Mit seiner Unberechenbarkeit ruiniert Donald Trump das Ansehen der
       > Vereinigten Staaten in der Welt. Warum halten die Republikaner an ihm
       > fest?
       
   IMG Bild: Schon wieder so eine Frage ohne Bilder und Grafiken – Gott ist das langweilig
       
       Gut möglich, dass US-Präsident Donald Trump [1][kein Gesetz gebrochen] hat.
       Vielleicht sprechen die Untersuchungen am Ende sogar seinen ehemaligen
       Berater [2][Michael Flynn] von jedem Verdacht frei. Die Rechtslage ist
       nämlich komplizierter, als sich in kurzen Nachrichtensendungen vermitteln
       lässt.
       
       Qualitätsmedien in den USA veröffentlichen derzeit juristische Analysen,
       die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Fest steht: Die Ermittlungen
       werden lange dauern. Und fest steht auch, dass es um kriminelle Taten
       eigentlich längst nicht mehr – oder jedenfalls nicht in erster Linie –
       geht.
       
       Es geht um eine sehr viel dramatischere Frage: Ist der Präsident der
       Vereinigten Staaten körperlich und geistig überhaupt in der Lage, sein Amt
       auszuüben? Unabhängig voneinander sind mehrere Leitartikler zu dem Ergebnis
       gekommen, dass Donald Trump sich verhält wie ein Kleinkind. Sie haben sich
       in diesem Zusammenhang weder neurologische noch psychologische Kenntnisse
       angemaßt. Sondern lediglich Alltagsbeobachtungen für ihre Analyse
       herangezogen.
       
       Wie beispielsweise geringe Impulskontrolle, sehr kurze
       Aufmerksamkeitsspanne, dringendes Bedürfnis nach Anerkennung. Klingt
       vertraut? Ja, so kennen wir Fünfjährige. Und so kennen wir den Präsidenten
       der Vereinigten Staaten.
       
       ## Nichts ist schlimmer als Unberechenbarkeit
       
       Ist es vorstellbar, dass Donald Trump sich im Oval Office hinwirft und mit
       den Fäusten auf den Boden trommelt, wenn ein ausländischer Staatsgast etwas
       sagt, was ihm missfällt? Ja, leider. Es ist nicht wahrscheinlich, aber
       möglich. Ein solches Verhalten wäre eine – weitere – Katastrophe für das
       Ansehen der USA in der Welt. Es gibt im Zusammenhang mit internationalen
       Beziehungen kaum etwas Schlimmeres als Unberechenbarkeit.
       
       Mitarbeiter von Donald Trump schütten derzeit gegenüber Medien ihr Herz
       aus. Anonym, versteht sich. Derlei Informationen lassen sich ignorieren,
       wenn jemand nicht wagt, öffentlich zu dem zu stehen, was er oder sie zu
       sagen hat. Aber bisher wurden alle anonymen Berichte durch weitere Quellen
       gestützt – gelegentlich hat sogar der US-Präsident selbst seine Mitarbeiter
       dementiert und fröhlich den Inhalt von Artikeln bestätigt, der von seinem
       Umfeld gerade erst bestritten worden war.
       
       Was das Weiße Haus derzeit durchsticht: Informationsblätter für Trump
       sollten Bilder und Grafiken enthalten, sonst liest er sie nicht. Je
       häufiger sein eigener Name auftaucht, desto größer ist die Chance, dass er
       Informationen zur Kenntnis nimmt. Memos, in denen er nicht vorkommt,
       langweilen ihn.
       
       Das Rechtssystem aller Staaten basiert auf der Annahme, dass jemand
       rational agiert. Vielleicht verbrecherisch, vielleicht reaktionär,
       vielleicht auch einfach blöd. Aber doch rational. Donald Trump agiert
       jedoch nicht wie ein Erwachsener, jedenfalls nicht nach all dem, was wir
       wissen.
       
       ## US-Republikaner sind nicht dümmer als andere
       
       Die ganze Welt hält den Atem an, wenn Trump sich zu Wort meldet. Nicht etwa
       deshalb, weil sich jemand davon Aufschluss auf künftiges Verhalten
       verspricht, sondern weil die ganze Welt sich vor dem fürchtet, was
       geschieht, wenn der Präsident spontan reagiert.
       
       US-Republikaner sind nicht dümmer als andere Leute. Warum wird Trump also
       noch immer von so vielen Leuten einer Partei unterstützt, die ihn
       ursprünglich in ihrer breiten Mehrheit nicht auf ihr Schild hatte heben
       wollen? Weil die Republikaner keine in sich geschlossene Partei sind,
       sondern aus Fraktionen bestehen, die einander bis aufs Letzte bekämpfen.
       
       Wenn ein Präsident sein Amt nicht mehr ausüben kann – der Gesetzgeber sah
       Fälle wie Koma voraus –, dann kann er [3][dieses Amtes enthoben werden].
       Dafür bedürfte es allerdings einer breiten Mehrheit: des Kabinetts und des
       Kongresses. Bisher sieht es nicht danach aus, als ob eine hinreichend große
       Mehrheit dafür gefunden werden könnte. Offenbar deshalb, weil manche
       Republikaner ihr persönliches Interesse weiterhin über das der USA stellen.
       
       19 May 2017
       
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