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       # taz.de -- Beginn der CSD-Saison: Immer wieder samstags
       
       > Die CSD-Saison startet in Paderborn. Im September endet sie in Weimar.
       > Dabei ist der Christopher Street Day der 28. Juni. Warum wird er so lange
       > gefeiert?
       
   IMG Bild: Gefeiert werden kann der CSD in Deutschland fast jedes Wochenende, wir hier im vergangenen Jahr in Frankfurt
       
       Wann ist eigentlich Christopher Street Day? Die erste Antwort: am 28. Juni.
       In den frühen Morgenstunden dieses Tages im Jahr 1969 fand nämlich im
       „Stonewall Inn“, einer LGBT-Bar in der New Yorker Christopher Street, eine
       anlasslose Polizeirazzia statt. Die Anwesenden wehrten sich gegen die
       Gängelei, leisteten tatkräftig Widerstand gegen die Polizei, mehrere Nächte
       lang gab es Straßenproteste. So wurde der 28. Juni zu einem historischen
       Datum der Homosexuellenbewegung.
       
       Wann ist also Christopher Street Day? Die zweite Antwort: an jedem
       verdammten Samstag zwischen Mitte Mai und Mitte September, quasi als
       Kontrastprogramm zur pausierenden Fußballbundesliga. Denn so sieht es aus
       in Deutschland: vom 20. Mai (PaderPride in Paderborn) bis zum 16. September
       (CSD Weimar) rollt die Karawane ohne Pause durchs Land, an den meisten
       Wochenenden in mehreren Städten gleichzeitig, neben Leuchttürmen wie Köln
       (9. Juli) und Berlin (22. Juli) feiert man auch in Cloppenburg (24. Juni),
       Pirna (8. Juli) und Gießen (26. August).
       
       Nun wird also ein Tag mit klar definiertem Anlass auf knapp vier Monate
       ausgewalzt. Das legt die Unterstellung nahe: Es geht längst nicht mehr um
       irgendein historisches Datum, sondern nur ums Feiern.
       
       Und damit aus Sicht der Community, um eine möglichst lang gestreckte
       Saison, in der man sich möglichst nicht gegenseitig die Partykundschaft
       abnimmt, beziehungsweise aus Sicht der Städte und Gemeinden, um
       Standortmarketing, Hotelgäste, Einnahmen.
       
       Das alles ist so, als hätte man zu ihrer Hochzeit die Ostermärsche von
       Aschermittwoch bis Pfingsten stattfinden lassen. Oder als würde man
       1.-Mai-Demos auch noch Mitte Juni begehen, damit der Schwarze Block überall
       in großer Stärke mit dabei sein kann.
       
       Aber es gibt noch etwas zu beachten. Der Begriff „Christopher Street Day“
       klingt zwar englisch, ist aber nur in Deutschland und der Schweiz
       verbreitet. Er ist ein Scheinanglizismus wie „Handy“ oder „Oldtimer“.
       
       Der englische Sprachgebrauch entkoppelt das historische Ereignis
       („Stonewall Riots“) vom Straßenfest („Pride Parade“). „Christopher Street
       Day“ ist so gesehen nur das deutsche Wort für eine beliebig im Jahr
       disponierbare LGBT-Parade.
       
       Hätten wir das also auch geklärt. Die Saison kann beginnen!
       
       20 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Brake
       
       ## TAGS
       
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