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       # taz.de -- Kommentar Lebensmittelexporte: Ein Schwein geht um die Welt
       
       > Die Agrarindustrie ist längst auf Export getrimmt. Die Folgen der
       > hochproduktiven, effizienten Landwirtschaft sind verheerend.
       
   IMG Bild: Made in Germany und in alle Welt verkauft: Exportschlager Schweine
       
       An Schnitzel, Wurst und Gummibärchen denkt man nicht sofort beim deutschen
       Erfolgsmärchen „Made in Germany“. Dabei ist auch die Agrarindustrie längst
       auf Export getrimmt und verkauft [1][rund ein Drittel ihrer Waren in alle
       Welt], vor allem Fleisch und Süßigkeiten. Unterstützt werden Landwirte und
       Hersteller in ihrer Auslandsstrategie von der Bundesregierung, etwa mit
       kostenlosen Marktstudien, Messeauftritten und zudem Exportbeihilfen der EU.
       
       Die Folgen einer hochproduktiven, effizienten Landwirtschaft, die im
       globalen Wettbewerb mithalten kann, sind verheerend. Das Wasser in den
       Zentren der Viehmast im Nordwesten ist mit Nitrat verseucht, die Böden
       intensiven Ackerbaus im Nordosten leiden unter Erosion, überall auf dem
       Land verschwinden Insekten- und Vogelarten. Und in den Ställen der
       Agrarbetriebe drängen sich kranke und misshandelte Tiere.
       
       Das ist der Preis für das Wachstum der Agrarindustrie. Es ist gut, wenn die
       Verbraucher im Inland Bioprodukte kaufen und weniger Fleisch essen. Solange
       aber die konventionellen Produzenten die schrumpfenden Marktanteile mit
       Exporten kompensieren können, verbessert sich die Lage von Natur und
       Nutztier nicht. Nicht der Konsument verursacht das Übel, sondern der
       Landwirtschaftsminister. Nur er kann Ställe vergrößern, Medikamente
       verbieten, Exporthilfen streichen.
       
       Übrigens ist die Agrarbranche die einzige Industrie, die überwiegend auf
       heimische Ressourcen angewiesen ist (auch wenn die Schweinemast ohne Soja
       aus Südamerika nicht machbar wäre). Die Automobil-, Chemie- oder
       Maschinenbaubranche kaufen ihr Eisen, Neodym oder Erdöl in den
       rohstoffreichen Ländern des Südens.
       
       Die Folgen des Bergbaus, Schwermetalle in der Umwelt und zerstörte
       Landschaften, tragen Mensch und Natur vor Ort. Insofern zahlen wir die
       Rechnung der Agrarindustrie selbst, während die anderen Branchen sie
       weltweit offen lassen.
       
       18 May 2017
       
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