URI: 
       # taz.de -- Hamburg bleibt fahrrad-unfreundlich: Velorouten gescheitert
       
       > Auch im jüngsten Fahrradklimatest des ADFC schneidet Hamburg schlecht ab.
       > Besonders die neuen Radstreifen auf der Fahrbahn sind unsicher, weil zu
       > schmal
       
   IMG Bild: Dank der neuen Radstreifen jetzt noch gefährlicher: Radeln in Hamburg
       
       Eine klare Niederlage hat der jüngste Fahrradklimatest des Allgemeinen
       deutschen Fahrradclubs (ADFC) dem Hamburger Senat beschert: Auf Platz 31
       von 39 deutschen Großstädten über 200.000 Einwohner ist Hamburg in puncto
       Fahrradkomfort und -sicherheit im Herbst 2016 gelandet. Und wäre nicht die
       Aufstockung der Leihfahrräder in die Wertung eingegangen, hätte Hamburg auf
       Platz 34 gelegen – beim Fahrradklimatest 2014 war es Platz 35.
       
       Woran es hakt? Vor allem am Zustand der Radwege und am Sicherheitsgefühl;
       das geht aus der Beantwortung der 27 Fragen hervor, die mit Schulnoten
       zwischen eins (sehr gut) und sechs (ungenügend) bewertet wurden.
       
       Eine schwache 4,7 haben die Sicherheit sowie das Fahren auf Radwegen und
       -schutzstreifen bekommen. Und das, obwohl diese neuen, auf den Fahrbahnen
       verlaufenden Velorouten Kernstück des Senats-Bündnisses für den Radverkehr
       von 2016 sind. Aber, sagt ADFC-Sprecher Dirk Lau, die seien zu schmal. Sie
       müssten drei Meter breit sein und 1,50 Meter Überholabstand für Autos
       ermöglichen, damit die nicht eng am Radler vorbeipreschen müssten.
       
       „In der Fuhlsbüttler Straße etwa stehen dem Fahrradfahrer circa 1,20 Meter
       zur Verfügung. Selbst wenn er möglichst weit rechts in seinem Streifen
       fährt, kann der Autofahrer die geforderten 1,5 Meter Überholabstand nicht
       einhalten, da sie nicht zur Verfügung stehen“, sagt auch Sabine Darjus,
       Vorsitzende des Fahrlehrerverbandes Hamburg.
       
       Zudem seien laut Unfallstatistik im Jahr 2016 in Hamburg 50 Radfahrer mehr
       verunglückt als 2015. Ob dies mit der Verlegung der Radwege zusammenhänge,
       sei zwar nicht erwiesen, sagt Darjus. „Fakt ist jedoch, dass zahlreiche
       Radfahrstreifen so schmal sind, dass ein sicheres und ungehindertes
       Befahren nicht möglich ist.“ Lau ergänzt, dem Senat fehle der Mut, den
       Autofahrern Platz wegzunehmen und sich klar zum Radverkehr zu bekennen.
       
       Dennis Thering, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion,
       fordert gar „ideologische Scheuklappen“ abzulegen. „Wenn SPD und Grüne
       völlig intakte Radwege abreißen lassen und Radfahrer auf
       Hauptverkehrsstraßen neben 40-Tonnen-LKW zwingen, hört bei allen
       Verkehrsteilnehmern der Spaß auf.“
       
       Hinzu kommt, dass die 2.244 Hamburger befragten Radler ihre Akzeptanz im
       Verkehr mit 4,4 bewerteten, Konflikte mit Kfz gar mit 4,9. Dazu zählen auch
       Busfahrer, die Radler oft abdrängen, wenn sich Rad- und Busspur
       überschneiden. Auf die Frage der taz, ob Busfahrer bezüglich der neuen
       Radstreifen nachgeschult oder sensibilisiert wurden, antworteten aber weder
       die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) noch die Hochbahn.
       
       Auch ein Umdenken bei den für Radler nachteiligen Ampelschaltungen (5,1)
       ist nicht in Sicht; in puncto Falschparkerkontrollen auf Radwegen (5,3)
       allerdings schon. Da gebe es eine Anordnung der Polizei zur
       schwerpunktmäßigen Überwachung von Parkverstößen, sagt Susanne Meinecke,
       Sprecherin der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Ob das
       speziell Radwege betrifft, blieb allerdings offen.
       
       21 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Petra Schellen
       
       ## TAGS
       
   DIR Fahrrad
   DIR Akzeptanz
   DIR Schwerpunkt Radfahren in Berlin
   DIR Radwege
   DIR Fahrrad
   DIR Fahrrad
   DIR Fahrrad
   DIR Fahrrad
   DIR Verkehr
   DIR ADFC
   DIR Radgesetz
   DIR Verkehr
   DIR ADAC
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommentar zum ADFC-Fahrradklimatest: Gestiegene Erwartungen
       
       Berlin bekommt schlechte Noten beim ADFC-Fahrradklimatest. Ist es wirklich
       so schlimm, das Radeln in Berlin?
       
   DIR Hamburger Radwege: Ausbau stockt
       
       2017 wurden weniger Radwege gebaut, als zur Umsetzung der Hamburger
       Radwegepolitik nötig wären. Die Fertigstellung des Veloroutennetzes liegt
       in weiter Ferne.
       
   DIR Verkehrspolitik in Hamburg: CDU will Autoverkehr retten
       
       Eigentlich soll Hamburg radfahrerfreundlicher werden. Die CDU-Fraktion
       fordert hingegen eine Abkehr vom Konzept „Fahrradstadt“
       
   DIR Kommentar Mobilität in der Großstadt: Das Fahrrad ist die Zukunft
       
       Autos privatisieren den knappen öffentlichen Raum. Eines der wenigen
       zukunftsfähigen Verkehrsmittel ist ganz einfach: das Fahrrad.
       
   DIR 200 Jahre Fahrrad: Als Hamburg einst Fahrradstadt war
       
       Hamburg soll zur Fahrradstadt werden, so das erklärte Ziel des Senats. Als
       Vorbilder dienen Kopenhagen und Amsterdam – das war mal genau anders herum.
       
   DIR Senat baut mehr Velorouten: Radstreifen in der Kritik
       
       Obwohl manche Radler die markierten Fahrspuren fürchten, baut der Senat
       weiter. Ängste widersprächen der Statistik, sagt Grünen-Fraktionschef
       Tjarks
       
   DIR Verkehrswende in Hamburg: Beim Umsteigen stockt’s
       
       Am Schlump wehren sich Anwohner gegen einen Mobilitätsknotenpunkt. Sie
       haben Angst um ihren Markt und befürchten mehr Verkehr
       
   DIR ADFC testet Berlins Fahrradtauglichkeit: Schlimmer geht's kaum
       
       Berlin landet bei Test der Fahrradlobbyisten auf einem der hintersten
       Plätze. Der ADFC fordert deswegen die schnelle Verabschiedung des
       Radgesetzes.
       
   DIR Geplantes Radgesetz für Berlin: Stockender Verkehr auf der Radspur
       
       Die Initiative Volksentscheid Fahrrad veröffentlicht den Entwurf des
       Radgesetzes, bittet Juristen um Hilfe – und kritisiert den Senat, der das
       Gesetz ausbremsen wolle.
       
   DIR Der Charme der Veloroute: Glattes Pflaster für die Radler
       
       Im Streit um Kopfsteinpflaster auf der Veloroute 2 in Eimsbüttel gibt es
       einen Kompromiss: Der historische Charakter bleibt, die Buckel werden
       abgeschliffen.
       
   DIR ADAC testet Radverkehr in Großstädten: 354 tödliche Unfälle
       
       Der ADAC testet deutsche Großstädte auf ihre Radlerfreundlichkeit. Die
       urbanen Zentren schneiden alle nur „durchschnittlich“ ab.
       
   DIR Mobilität: Die Schönwetter-Hauptstadt
       
       Als Umwelthauptstadt 2011 will Hamburg seinen Radverkehrsanteil kräftig
       erhöhen. Doch der Winterdienst behandelt Fahrradfahrer nach wie vor
       stiefmütterlich.