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       # taz.de -- Daimler errichtet neue Fabrik: E-Auto-Batterien made in Sachsen
       
       > Die Batteriezellen importiert der Konzern aus Asien. Doch Daimler baut
       > eine neue Fabrik für Energiespeicher von Elektroautos in Kamenz.
       
   IMG Bild: Merkel und Daimler-Chef Zetsche: Batteriezellen werden wohl noch nicht in Deutschland produziert
       
       Berlin taz | Großer Bahnhof am Montagnachmittag im sächsischen Kamenz, rund
       40 Kilometer nordöstlich von Dresden: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
       legt den Grundstein für eine neue Fabrik. Nein, nicht schon wieder so eine
       Solarfabrik, die von chinesischen Dumpingherstellern niederkonkurriert
       werden wird – diesmal soll es wirklich Zukunftstechnologie made in Germany
       sein. Daimler baut eine neue Fabrik zur Produktion von Batteriesystemen,
       die in Elektroautos und als Stromspeicher in Häusern eingesetzt werden.
       
       Die neue Fabrik am Kamenzer Ochsenberg ist bereits die zweite der
       hundertprozentigen Daimlertochter Accumotive. 2010 entstand die erste
       Batteriefabrik, die zweite soll im nächsten Jahr in Betrieb gehen. Derzeit
       arbeiten dort rund 350 Beschäftigte; in drei Jahren sollen es mehr als
       doppelt so viele sein.
       
       Daimler baut derzeit einen globalen Produktionsverbund für
       Lithium-Ionen-Batterien auf, in den der Konzern jährlich eine Milliarde
       Euro investieren will. Daimler-Chef Dieter Zetsche begründet in Kamenz das
       Engagement mit dem Stand der Batterietechnologie so: „Jetzt haben wir die
       technischen Voraussetzungen, Elektroautos zu entwickeln, die dem Verbrenner
       in puncto Reichweite kaum noch unterlegen sind, und in puncto Fahrspaß
       teilweise sogar überlegen sind.“ Damit stehe die Automobilindustrie vor
       einer fundamentalen Transformation.
       
       Einen Schönheitsfehler aber hat die neue Industrieansiedlung in Ostsachsen:
       Die Basis der Batterien, die Batteriezelle, muss nach wie vor von
       asiatischen Zulieferern importiert werden – eine Zellfertigung in
       Deutschland ist nicht in Sicht. Diese macht aber einen wesentlichen Teil
       der Wertschöpfung einer Batterie und damit auch der eines Elektroautos aus.
       Dass bereits neue Batteriezellfabriken in Europa, etwa in Polen und Ungarn,
       geplant sind, macht die Sache nicht viel besser. Diese werden nämlich von
       asiatischen Herstellern gebaut, die dann die deutschen Autokonzerne
       beliefern sollen.
       
       ## Batteriezellen nach Deutschland bringen
       
       Das Risiko, eine eigene Zellfertigung aufzubauen, scheuen die hiesigen
       Konzerne. Sie scheinen sich auf ihre Markt- und Markenmacht zu verlassen.
       Bundeskanzlerin Angela Merkel drängt daher darauf, dass die Deutschen
       wenigstens bei der Entwicklung der nächsten Generation der Batteriezellen
       für E-Autos dabei sind.
       
       „Und wenn wir in der Forschung hier dabei sind – auch bei den Prototypen –,
       dann gibt es auch bessere Chancen, wieder eine moderne Produktion der
       nächsten Zellgeneration auch nach Europa und Deutschland zu bekommen“,
       hofft die Kanzlerin. Solche Zellen der nächsten Generation machten
       Pkw-Reichweiten bis zu 1.000 Kilometer möglich. „Das wäre dann schon ein
       großer Fortschritt.“
       
       Zuletzt hatte sich Merkel vom Ziel der Bundesregierung verabschiedet, bis
       2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu bringen. Dies
       sei nicht mehr zu erreichen. Der Grünen-Verkehrsexperte Oliver Krischer
       warf Merkel daraufhin eine „klima- und industriepolitische
       Bankrotterklärung“ vor. Die Bundeskanzlerin habe die E-Mobilität nicht zur
       Chefsache gemacht, sondern ihre schützende Hand über die Dieseltechnologie
       gehalten.
       
       23 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Richard Rother
       
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