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       # taz.de -- Entwurf für G-20-Klima-Erklärung: Aktionsplan ohne Aktion
       
       > Der Entwurf für die G-20-Erklärung zu Energie und Klima ist vage und
       > unambitioniert. Trotzdem werden ihn die USA vielleicht verhindern.
       
   IMG Bild: Die G-20 als Klimaretter? Da wächst noch viel Gras drüber
       
       BERLIN taz | Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) gab sich
       hoffnungsfroh: „Wir würden uns freuen, wenn die G 20 im Juli in Hamburg ein
       klares Bekenntnis zum Pariser Abkommen abgeben“, sagte sie am Montag bei
       der Eröffnung des „Petersberger Klimadialogs“ mit Vertretern aus über 30
       Staaten in Berlin. Ziel sei ein „Aktionsplan, der dem Umbau der
       Energiewirtschaft in Richtung erneuerbare Energien einen zusätzlichen
       Schwung verleiht“.
       
       Das wird schwierig. Denn der Entwurf dieses „Aktionsplans zu Klima und
       Energie für Wachstum“, der der taz vorliegt, ist an den entscheidenden
       Stellen ohne Ambitionen und vage.
       
       Ende vergangener Woche wurde der Text den Beamten vorgelegt, die die
       Abschlussdokumente vorbereiten. Und es ist wegen des Widerstands der USA
       ungewiss, ob es den 13-seitigen Plan als G-20-Dokument überhaupt geben wird
       – oder ob das ganze Energie- und Klima-Konzept der deutschen
       G-20-Präsidentschaft auf ein paar dürre Sätze in der Abschlusserklärung
       zusammenschrumpft.
       
       Schon der Entwurf des „Aktionsplans“ hält sich mit Aktion zurück. Das
       Papier bezieht sich zwar auf das Pariser Abkommen zum Klimaschutz,
       bestätigt die Ziele, verspricht Hilfsgelder und verlangt schnell weniger
       Emissionen. Energieversorgung müsse bezahlbar und sicher sein und sich auf
       Effizienz, Erneuerbare, Gas und Atomkraft stützen, aber auch auf die
       Energieträger Kohle und Öl, die „fortgeschritten und sauberer sind und
       nachhaltig eingesetzt werden“ – also effiziente Kraftwerke und die
       umstrittene CO2-Speicherung (CCS). Ein Ende der Subventionen für fossile
       Energien soll nur mittelfristig kommen – und nur, wenn sie „Verschwendung
       fördern“.
       
       Einige wenige Hinweise gibt das Papier auf Fortschritte Richtung
       Klimaschutz: Die Unterhändler begrüßen die Idee, dass die Staaten
       „Langfristpläne zur Entwicklung mit niedrigen Emissionen“ aufstellen. Sie
       regen an, dass die beiden weltweiten Energieagenturen IEA und IRENA
       regelmäßige Berichte über die nötigen Investitionen in die globale
       Energiewende erstellen. Sie schlagen die Bildung eines
       „Effizienz-Zentrums“ unter den G-20-Staaten vor und fordern bis 2018
       einen Bericht von OECD, Weltbank und dem UN-Umweltprogramm Unep, ob es mit
       dem Klimaschutz zu vereinbaren ist, wie öffentliche und private Investoren
       derzeit ihr Geld anlegen.
       
       Doch entscheidende Aussagen fehlen oder sind umstritten. Im ganzen Dokument
       ist von „Dekarbonisierung“ nicht die Rede, dem Abschied von fossilen
       Brennstoffen, der im Pariser Abkommen versprochen wird. Auch der Begriff
       „CO2-Preis“ hat es nicht in das Dokument geschafft. Einen solchen Preis,
       das Ende der Subventionen und eine Berechnung der Klimarisiken hatten die
       Finanzexperten der „Task Force Climate Policy and Finance“ der
       G-20-Präsidentschaft vorgeschlagen.
       
       Umstritten zwischen den G-20-Ländern sind viele Finanzierungsthemen, die
       ein wirkliches Umsteuern erfordern würden: Etwa die Frage, ob die
       Langzeit-Strategien der Staaten für Investitionen in ihre Infrastruktur
       (sprich: in Kohle und Öl) nicht ihren Forderungen nach einem Ende der
       fossilen Energien widersprechen.
       
       ## USA behalten sich Ausstieg aus Pariser Abkommen vor
       
       Wenig Chancen hatte auch der Hinweis auf die Arbeit des „Financial
       Stability Board“, das die G 20 selbst eingesetzt hat, um die Folgen eines
       Klimaschocks für das Finanzsystem zu untersuchen. Auch der Hinweis auf
       „Marktmechanismen“ wie Emissionshandel war nicht erwünscht.
       
       Ohnehin hängt das amerikanische Damoklesschwert über dem gesamten Dokument.
       Die USA „stellen gerade ihre Klimapolitik auf den Prüfstand und behalten
       sich ihre Positionen zu diesem Papier vor“, heißt es gleich auf der ersten
       Seite in einer Fußnote. Wenn die US-Regierung entscheidet, aus dem
       Paris-Abkommen auszusteigen, ist das Papier als G-20-Dokument erledigt.
       „Wir wären schon froh, wenn das Wort Paris-Abkommen im Text vorkommt“,
       heißt es deshalb von deutscher Seite.
       
       22 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
       ## TAGS
       
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