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       # taz.de -- Nach dem Rauswurf von FBI-Chef Comey: Trump verwickelt sich in Widersprüche
       
       > Er habe die Kündigung nicht auf Empfehlung des Justizministeriums
       > ausgesprochen, sagt Trump. Seine Verwicklungen mit Russland seien
       > erfunden.
       
   IMG Bild: Und schon ist ihm wieder ein Widerspruch von den Lippen gepurzelt
       
       Washington afp | US-Präsident Donald Trump hat einen Zusammenhang zwischen
       der Entlassung von FBI-Chef James Comey mit dessen Russland-Ermittlungen
       angedeutet. „Als ich mich entschloss, es zu tun, habe ich mir gesagt, diese
       Russland-Sache mit Trump und Russland ist eine erfundene Geschichte“, sagte
       er am Donnerstag dem Fernsehsender NBC News. In dem Interview widersprach
       der US-Präsident der bisherigen offiziellen Version, wonach er mit dem
       Rauswurf auf eine Empfehlung des Justizministeriums reagierte.
       
       „Ich wollte ihn unabhängig von Empfehlungen feuern“, sagte Trump. In seinem
       am Dienstag veröffentlichten Entlassungsschreiben an den FBI-Direktor
       [1][hatte der Präsident hingegen noch erklärt], die Empfehlung von
       Justizminister Jeff Sessions und dessen Stellvertreter Rod Rosenstein
       „akzeptiert“ zu haben; das FBI ist dem Justizministerium untergeordnet.
       
       Auch Vizepräsident Mike Pence stellte den Ablauf noch am Mittwoch so dar,
       als habe Trump seinen Beschluss erst gefällt, nachdem ihm die Entlassung
       Comeys von der Ministeriumsspitze angeraten worden sei. Zeitgleich mit dem
       Entlassungsbrief hatte das Weiße Haus ein Memo Rosensteins veröffentlicht,
       in dem dieser Comeys Umgang mit der E-Mail-Affäre der früheren
       Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hart kritisiert.
       
       Der FBI-Chef war während des Wahlkampfs mit Informationen zur Untersuchung
       des regelwidrigen Umgangs der Ex-Außenministerin mit ihren dienstlichen
       Mails an die Öffentlichkeit gegangen. Clinton machte ihn deshalb für ihre
       Niederlage gegen Trump mitverantwortlich. Trump hatte den FBI-Chef im
       Wahlkampf noch für die Ermittlungen zu Clintons E-Mails gelobt.
       
       ## Der Unruhestifter
       
       Nun beschimpfte er ihn als „Angeber“ und „Wichtigtuer“ und warf ihm vor,
       das FBI im vergangenen Jahr in „Aufruhr“ versetzt zu haben.
       Präsidentensprecherin Sarah Huckabee Sanders ergänzte, Rosensteins Memo
       habe Trump lediglich in seinem bereits getroffenen Beschluss „bestärkt“.
       
       Die oppositionellen Demokraten und andere Trump-Kritiker vermuten jedoch,
       dass der wahre Grund für Comeys Entlassung die FBI-Ermittlungen zur
       Russland-Affäre sind. Darin geht es um die mutmaßlichen russischen
       Hackerangriffe auf Clintons Wahlkampf-Team und mögliche illegale
       Verbindungen von Trump-Mitarbeitern nach Moskau.
       
       In dem Interview sagte Trump, wenn es wahr sei, dass sich Russland in die
       Wahl eingemischt habe, wäre dies „schrecklich“. Er betonte: „Es gibt keine
       geheime Absprache zwischen mir, meiner Kampagne und den Russen.“
       
       Mit seinem Interview bestärkte der US-Präsident nun allerdings die
       Vermutung eines Zusammenhangs zwischen Comeys Rauswurf und den
       FBI-Ermittlungen zu den Russland-Kontakten. In seinem Entlassungsbrief
       hatte er ebenfalls darauf Bezug genommen, indem er schrieb, Comey habe ihm
       bei drei Gelegenheiten versichert, dass nicht gegen ihn persönlich
       ermittelt werde.
       
       ## Unverständnis bei den Republikanern
       
       In dem Interview sagte Trump auch, Comey von sich aus danach gefragt zu
       haben, ob gegen ihn ermittelt werde – damit setzte er sich potenziell dem
       Vorwurf aus, sich in laufende Ermittlungen eingemischt zu haben. Wenn Comey
       tatsächlich auf Trumps Fragen geantwortet habe, wäre auch dies ein
       Regelverstoß, sagte der Rechtsexperte Laurence Tribe.
       
       Die widersprüchlichen Angaben der US-Regierung sorgten in Washington für
       Unverständnis, auch bei den Republikanern. Der Senator Lindsey Graham
       sagte, Trump habe das Recht, den FBI-Direktor „für welchen Grund auch immer
       zu entlassen“. „Das Problem ist, er hat inkohärente Gründe genannt.“
       
       Der kommissarische FBI-Chef Andrew McCabe versicherte bei einer Anhörung im
       Senat, dass seine Behörde die Ermittlungen zur Russland-Affäre fortsetzen
       werde.
       
       Inmitten der Debatte kündigte der US-Präsident an, sich für den Frieden
       zwischen Russland und der Ukraine einzusetzen. Nachdem in russischen Medien
       entgegen einer Absprache mit dem Weißen Haus ein Foto eines Treffens von
       Trump und dem russischen Außenminister Sergej Lawrow erschienen war,
       veröffentlichte Trump selbst ein Foto von der Begegnung. Er fügte noch ein
       weiteres Foto hinzu, dass ihn mit dem ukrainischen Außenminister Pawlo
       Klimkin im Weißen Haus zeigt. Er habe sich mit beiden „gestern am selben
       Tag getroffen“, twitterte Trump. „LASST UNS FRIEDEN MACHEN!“
       
       12 May 2017
       
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