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       # taz.de -- Reaktionen auf Rechte in der Bundeswehr: SPD fordert schärferes Vorgehen
       
       > Geldstrafen reichen nicht aus, sagt Verteidigungspolitiker Rainer Arnold.
       > Ministerin von der Leyen will bestimmte Kasernen umbenennen.
       
   IMG Bild: Soldat auf einem Truppenübungsplatz
       
       Berlin dpa | Die SPD hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU)
       zu einem schärferen Vorgehen gegen Rechtsextremisten in der Bundeswehr
       aufgefordert. „Es ist eine Anweisung der Ministerin nötig, dass Soldaten
       mit rechtsextremem Gedankengut grundsätzlich aus der Bundeswehr entlassen
       werden müssen“, sagte der SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold der Welt
       am Sonntag. „Geldstrafen reichen hier nicht aus, weil sie an einer solchen
       Einstellung nichts ändern können.“ Zudem sollten entsprechende Verfahren
       künftig prinzipiell nicht mehr zu den Akten gelegt werden. „Man muss diese
       Soldaten weiter beobachten.“
       
       Mit Blick auf den Fall des rechtsextremen und terrorverdächtigen Offiziers
       Franco A. [1][lässt von der Leyen derzeit alle Kasernen nach
       Wehrmachtsdevotionalien wie Stahlhelmen oder Gewehren durchsuchen]. In der
       Bild am Sonntag kündigte sie an, dass auch nach Wehrmachtsoffizieren
       benannte Kasernen umbenannt werden sollen. „Ich finde, die Bundeswehr muss
       nach innen und außen klar signalisieren, dass sie nicht in der Tradition
       der Wehrmacht steht. Sie sollte ihre eigene 60-jährige Geschichte
       selbstbewusst stärker in den Vordergrund stellen. Warum nicht auch in
       Kasernennamen? Die Debatte wird jetzt im Lichte der aktuellen Ereignisse
       neu geführt werden.“
       
       Im Rahmen der Durchsuchungsaktion wurde auch ein Bild des 2015 gestorbenen
       Altkanzlers Helmut Schmidt aus dem Flur eines Studentenwohnheims der
       Bundeswehr-Hochschule in Hamburg entfernt. Das Bild zeigte ihn in
       Wehrmachtsuniform.
       
       ## Kritik vom Wehrbeauftragten
       
       Der aus Hamburg kommende SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs nannte
       dies „absurd und abwegig“. „Als hätte Schmidt irgendetwas mit
       rechtsradikalen Tendenzen zu tun. Da würde ich eigentlich geistige
       Trennschärfe erwarten“, sagte er der Welt am Sonntag.
       
       Auch der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD),
       kritisierte von der Leyens Kurs. „Die Probleme mit dem ganz offiziellen
       Anknüpfen an Wehrmachtstraditionen liegen weitgehend hinter der
       Bundeswehr“, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Heute
       gehe es allenfalls um die Beseitigung „von ärgerlichen
       Devotionalienresten“.
       
       „Viele Soldaten sind unglücklich über die Verteidigungsministerin wegen
       ihrer als unverhältnismäßig empfundenen Kritik an der Bundeswehr“,
       berichtete Bartels. Sauer seien aber manche auch auf ihre Vorgesetzten, die
       der Ministerin nicht widersprochen hätten. Von der Leyen hatte der
       Bundeswehr im Fall Franco A. „Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen“
       bescheinigt.
       
       ## Zahlen zu rechtsextremistischen Fällen in der Truppe
       
       Laut FAS zeigen Zahlen des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) einen
       stetigen Rückgang rechtsextremistischer Fälle in der Bundeswehr in den
       vergangenen Jahren. So sei die Zahl festgestellter Rechtsextremisten um
       mehr als 90 Prozent gesunken – von 47 Personen im Jahre 2010 auf 3 im
       vergangenen Jahr. Die Zahl der Personen, über die Erkenntnisse wegen
       rechtsextremistischer Einstellung gewonnen wurden, sei im selben Zeitraum
       von 172 auf 31 zurückgegangen.
       
       Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht angesichts der aktuellen
       Vorfälle und Diskussionen Militärpfarrer in einer besonderen Verantwortung.
       „Militärpfarrer sind ganz wichtig in so einer Situation der
       Verunsicherung“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm den
       Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Sie geben nicht nur seelsorgerlichen
       Beistand, sondern auch Orientierung.“
       
       14 May 2017
       
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