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       # taz.de -- Kommentar Friedensdemos in Israel: Wenig Hoffnung auf zwei Staaten
       
       > Trotz aller Proteste: Oppositionschef Izchak Herzog ist kein
       > Hoffnungsträger für diejenigen, die von Israels Friedenslager heute noch
       > übrig sind.
       
   IMG Bild: Friedenskundgebung in Tel Aviv am vergangenen Samstag
       
       Wer sich ein Bild machen will, wie es um Israel steht, der sehe sich die
       Opposition an. Izchak Herzog, Chef des aus der Arbeitspartei
       hervorgegangenen Zionistischen Lagers, ist die Alternative zu
       Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Unter Herzogs Regie soll es Frieden
       im Nahen Osten geben, allerdings erst in zehn Jahren, wie es sein Programm
       vorsieht. Kein Wunder, dass ihn die Demonstranten am Samstagabend vor dem
       Tel Aviver Rathaus auspfiffen. „Zwei Staaten, eine Hoffnung“, so war das
       Motto der Veranstaltung, wenige Tage bevor Israels Besatzung in den
       Palästinensergebieten 50 Jahre alt wird. Doch Herzog ist kein
       Hoffnungsträger für die, die von Israels Friedenslager heute noch übrig
       sind.
       
       An der Führungsriege Israels wird sich wenig verschieben in den kommenden
       Jahren. Ganz egal, wer im Regierungshaus sitzt – die Politik bleibt doch
       dieselbe. Ein jüdisches und gleichzeitig demokratisches Israel schwebt
       Herzog vor, was ihn nicht daran hinderte, das Antiboykottgesetz zu
       unterstützen, mit dem Kritikern der Aufenthalt in Israel verboten werden
       kann.
       
       Bei den Palästinensern sitzt Präsident Mahmud Abbas so fest auf seinem
       Thron, dass der Nachwuchs erst dann eine Chance haben wird, wenn Abbas
       stirbt, womit das Problem der politischen Teilung zwischen Westjordanland
       und Gazastreifen noch immer nicht gelöst wäre. Es bleiben dieselben Figuren
       mit denselben Anschauungen, die die Politik im Heiligen Land bestimmen, und
       dieselben Probleme.
       
       Nur die USA haben einen neuen Präsidenten. Donald Trump gibt sich
       selbstbewusst. Eine Lösung sei schon zu machen, meint er. Als
       Hoffnungsträger für den Nahen Osten ist der undurchschaubare Chef des
       Weißen Hauses denkbar ungeeignet. Wer nicht enttäuscht werden will, stelle
       sich seelisch schon jetzt darauf ein, dass in zehn Jahren das 60. Jubiläum
       von Sechstagekrieg und Beginn der Besatzung zelebriert werden wird.
       
       29 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Knaul
       
       ## TAGS
       
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   DIR Benjamin Netanjahu
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