URI: 
       # taz.de -- Rechtspopulist in grünen Gefilden: Herrn Sarrazin mal reden hören
       
       > Ein Verein hat den umstrittenen Bestsellerautor zur Lesung nach Kröpelin
       > eingeladen. Die Vorstandsleitung bilden Mitglieder der Grünen.
       
   IMG Bild: Sarrazin hat viele Fans – auch bei den Grünen gibt es scheinbar welche (Archivbild 2011)
       
       Hamburg taz | Eigentlich gilt Thilo Sarrazin nicht zuletzt für Grüne als
       rotes Tuch. Nicht wenige sehen in ihm schlicht einen geifernden Rassisten.
       Aber der frühere Berliner Finanzsenator mit dem SPD-Parteibuch hat auch
       seine Fans. So sieht der Mitgründer des neurechten Instituts für
       Staatspolitik, Götz Kubitschek, in ihm einen „Rammbock“ für seine
       völkischen Ideen. Der Herausgeber des Rechtsaußenmagazins Compact, Jürgen
       Elsässer, schwärmt über Sarrazin als „süßeste Versuchung für die alternde
       BRD“.
       
       Jetzt ist der umstrittene Bestsellerautor für Dienstagabend als Gast bei de
       DROM im mecklenburg-vorpommerschen Kröpelin angekündigt. Der eingetragene
       Verein versteht sich als „Gesellschaft zur Förderung von Kultur, Bildung
       und Gemeinwesen in der Regiopole Rostock“. Das Bemerkenswerte: den
       leitenden Vorstand stellen Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen.
       
       Auf Einladung von de DROM soll Sarrazin ab 20 Uhr aus seinem im vergangenen
       Jahr erschienenen Buch „Wunschdenken: Europa, Währung, Bildung,
       Einwanderung – warum Politik so häufig scheitert“ lesen. 570 Seiten stark,
       handelt es sich um eine intellektuell eher schlichte Schrift, die über
       weite Strecken wie eine ausführlichere Version des AfD-Grundsatzprogramms
       klingt – ein typischer Sarrazin halt.
       
       „Rund 100 Gäste erwarten wir“, sagt Hubertus Wunschik der taz. Der
       Vereinsvorsitzende mit dem grünen Parteibuch gibt sich verwundert über die
       Fragen nach der eigentümlichen Veranstaltung. „Wir lassen uns nicht in die
       rechte Ecken stellen, wir sind kein rechter Verein“, sagt Wunschik, der von
       2008 bis 2014 Bürgermeister in Kröpelin war.
       
       Seine Stellvertreterin Christine Borgwald ist ebenfalls bei den Grünen
       aktiv. Für ihre Partei sitzt sie im Kreistag des Landkreises Rostock. Der
       Fraktionschef der Grünen moderiert die Abendveranstaltung: Klaus-Michael
       Bull.
       
       „Miteinander zu diskutieren gehört zu Demokratie“, sagt Wunschik. Sarrazin
       käme aus der Mitte der Gesellschaft, seine Thesen seien in der Mitte der
       Gesellschaft, schiebt er nach. Als Verein hätte de DROM auch einen
       Bildungsauftrag, sagt er weiter. Dieser beinhalte, Raum für kontroverse
       Debatten zu ermöglichen.
       
       Zu der Veranstaltung, beteuert Wunschik, würden keine Rechtsextremen
       erscheinen. Aus den Vorbestellungen könnte er sehen, dass aus der Mitte des
       Bildungsbürgertums die Gäste kommen würden. „Sie wollen hören was Sarrazin
       zu sagen hat und mit ihm reden“, sagt er.
       
       30 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
   DIR Rechtspopulismus
   DIR Bündnis 90/Die Grünen
   DIR Thilo Sarrazin
   DIR Medien
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Götz Kubitschek
   DIR AfD Hamburg
   DIR Thilo Sarrazin
   DIR Lesestück Meinung und Analyse
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Rechtspopulistischer Hamburger Verleger: Privatier und Wutbürger
       
       Wolfgang E. Buss gehören das „Alster-“ und „Alstertal-Magazin“. Darin hetzt
       er immer wieder gegen Linke, Migrant:innen und „die da oben“.
       
   DIR Nach Konfrontation mit Chat-Protokollen: Fraktionsvize der AfD in MV tritt ab
       
       Der taz liegen Protokolle mit menschenverachtenden Inhalten vor. Auf
       Nachfragen reagierte Holger Arppe nicht, er erklärte seinen Rücktritt.
       
   DIR „Finis Germania“ von Jury ausgewählt: Ressentiment auf Platz 9
       
       „Finis Germania“ hat es in die Top 10 des „Sachbuch des Monats“ geschafft.
       Es ist Zeit, über die Entgrenzung nach rechts im Feuilleton zu reden.
       
   DIR AfD fordert mehr Geld für Altonaer Bahnhof: Dürfen wir AfD-Ideen gut finden?
       
       Die Alternative für Deutschland will in der Hamburger Bürgerschaft über ein
       Dach am Bahnhof Diebsteich reden. Ein ernstzunehmender Vorschlag? Pro und
       Contra
       
   DIR Essay Rechtspopulismus und Armut: Selbst schuld
       
       Rechtspopulisten geben vor, sich für „die da unten“ zu interessieren. Dabei
       verachten sie Armut. Thilo Sarrazin ist ihr wichtigster Wegbereiter.
       
   DIR Lamya Kaddor über Drohbriefe und Hass: „Die Hasserfüllten sind zu laut“
       
       Weil Rechte sie mit Drohungen überfluten, hat die Islamwissenschaftlerin
       sich beurlauben lassen. Sarrazin, AfD und Pegida hätten zu einer Enthemmung
       geführt.