URI: 
       # taz.de -- Urheberrecht in Deutschland: Die „FAZ“ hat Archiv-Angst
       
       > Ein Gesetzentwurf der Bundesregierung bedrohe die „freie Presse“,
       > schreibt die Zeitung. Bei genauem Hinsehen überzeugen die Vorwürfe nicht.
       
   IMG Bild: Zeitung in der Bibliothek lesen, statt zahlen – das fürchtet die „FAZ“
       
       FREIBURG taz | Die FAZ warnt vor einem „Angriff auf die wirtschaftlichen
       Grundlagen“ der „freien Presse“. Kritisiert wird das von der
       Bundesregierung geplante neue Urheberrecht. An den FAZ-Vorwürfen ist
       allerdings nicht viel dran.
       
       Der umstrittene Gesetzentwurf soll das Urheberrecht an die Bedürfnisse der
       „Wissensgesellschaft“ anpassen. In digitale Semesterapparate sollen künftig
       bis zu 15 Prozent eines Buches aufgenommen werden können, ohne den Verlag
       zu fragen. Der Autor bekommt als Gegenleistung eine Vergütung über die
       Verwertungsgesellschaft (VG) Wort. Der Verlag geht tendenziell leer aus.
       Deshalb kritisieren bisher vor allem Wissenschaftsverlage die Reform.
       
       Die FAZ ist bisher das publizistische Sprachrohr dieser Verlage,
       argumentiert aber auch in eigener Sache. Mitte Mai veröffentlichten die
       FAZ-Herausgeber einen offenen Brief als Anzeige in der FAZ, in der sie eine
       „Gefährdung der Zeitung“ anprangern. In der letzten Samstags-FAZ hat
       Kulturredakteur Thomas Thiel jetzt nachgelegt. Überschrift: [1][„Heiko Maas
       macht freie Presse kaputt.“]
       
       Konkret kritisiert die FAZ, dass Bildungseinrichtungen bei Presseartikeln
       nicht nur 15 Prozent erlaubnisfrei nutzen dürfen, sondern den ganzen
       Artikel. Das ist aber nichts Neues, sondern gilt schon seit 2003. Thomas
       Thiel behauptet, der Gesetzentwurf „erlaubt es einem jeden, einzelne
       Zeitungsartikel der Allgemeinheit zu Bildungszwecken kostenlos zur
       Verfügung zu stellen“. Das ist nicht richtig.
       
       Das Gesetz privilegiert nur Bildungseinrichtungen – Schulen, Unis,
       Weiterbildungseinrichtungen –, und auch diese dürfen die Materialien nur
       Kursteilnehmern zugänglich machen, nicht der Allgemeinheit.
       
       ## „Zitationsarchiv“ Deutsche Nationalbibliothek
       
       Sorge macht sich die FAZ vor allem um ihr kommerzielles Archivgeschäft. Es
       drohten, so Thiel, jährliche Verluste in Höhe eines „siebenstelligen
       Betrags“.
       
       Moniert wird von der FAZ vor allem, dass die Deutsche Nationalbibliothek
       (DNB) zu einem „Zitationsarchiv“ werden soll. Sie soll zu Zitatzwecken
       unentgeltliche Webinhalte, deren Verfügbarkeit nicht dauerhaft gesichert
       ist, online zur Verfügung stellen.
       
       Die FAZ kritisiert, dadurch werde die DNB zu einem „unentgeltlichen
       steuerfinanzierten Gesamtarchiv aller deutschen Zeitungstexte, die im
       Internet zugänglich gewesen sind“. Die FAZ fürchtet wohl, dass die DNB in
       dieses frei zugängliche Archiv auch alle FAZ-Texte aufnimmt, die nur vier
       Wochen lang kostenlos auf faz.net stehen, danach aber für 2 Euro pro Text
       im FAZ-Archiv gekauft werden müssen.
       
       Das federführende Justizministerium liest das Gesetz anders. Die
       DNB-Regelung gelte nur, „wenn Inhalte nicht dauerhaft zugänglich sind, wie
       etwa Blogeinträge“. Presseerzeugnisse seien aber typischerweise dauerhaft
       verfügbar, etwa in Archiven der Verlage – auch wenn der Zugang hierzu
       kostenpflichtig ist. Die DNB dürfe sie also nicht online stellen, so das
       Ministerium.
       
       Das immerhin könnte im Gesetzentwurf deutlicher formuliert werden.
       
       30 May 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/urheberrechtsreform-heiko-maas-macht-die-freie-presse-kaputt-15033766.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Rath
       
       ## TAGS
       
   DIR Frankfurter Allgemeine Zeitung
   DIR Heiko Maas
   DIR FAZ
   DIR Schwerpunkt Urheberrecht
   DIR Frankfurter Allgemeine Zeitung
   DIR Schwerpunkt Urheberrecht
   DIR FAZ
   DIR Uni
   DIR VG Wort
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Die „FAZ“ wird 70 Jahre alt: Happy Birthday, alte Schachtel
       
       Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hat Geburtstag. Drei
       kritisch-würdigende Grüße aus der taz-Redaktion.
       
   DIR Urheberrrecht für digitale Inhalte: Rettet das Internet – schon wieder
       
       Das EU-Parlament will Webseiten dazu zwingen, Uploads auf
       Urheberrechtsverletzungen zu überprüfen. Aktivisten sehen darin das Ende
       des Internets.
       
   DIR Onlineangebot der „FAZ“ für Juristen: Viel Text für unbekannte Leser
       
       Mit „Einspruch“ hat die „FAZ“ jetzt ein digitales Angebot für juristisch
       Interessierte gestartet – als Pilotprojekt für andere Berufe.
       
   DIR Urheberrecht in der Wissensgesellschaft: Der Kampf um das digitale Studium
       
       Verlage und die Union wollen verhindern, dass Dozierende Teile von Büchern
       lizenzfrei in ihren „digitalen Semesterapparat“ stellen können.
       
   DIR Verlegerin und Autorin über VG Wort: „Das wollen wir nicht!“
       
       Was passiert, wenn der „Kopiergroschen“ künftig direkt an die Urheber
       ausgezahlt wird und die Verleger leer ausgehen? Ein Gespräch.