# taz.de -- Neuer Chef der spanischen Sozialisten: Comeback für Pedro Sánchez
> Spanien Sozialisten wählen den früheren Vorsitzenden wieder an die
> Parteispitze. Das Votum ist eine Rebellion gegen den Parteiapparat.
IMG Bild: Der neue alte Chef: Pedro Sánchez feiert seinen Wahlsieg
Madrid taz | So sehen Sieger aus. Am Sonntagabend, kurz vor Mitternacht,
trat der spanische Sozialist Pedro Sánchez vor seine Anhänger, um seine
Wahl zum Generalsekretär der PSOE zu feiern. „Danke, danke, danke von
ganzem Herzen“, rief er seinen Anhängern ausgerechnet in jenem Saal der
PSOE-Zentrale in Madrid zu, in dem er im vergangenen Oktober seine
bitterste Niederlage einstecken musste.
Damals hatte ihn der Kleine Parteitag überstimmt. Sánchez vertrat weiter
sein „Nein heißt Nein“ gegenüber den Konservativen. Das Gremium hingegen
erklärte sich bereit, eine Minderheitsregierung der Partido Popular (PP)
unter dem alten und neuen spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zu
dulden. [1][Sánchez ging]. Ein geschäftsführender Parteivorstand wurde
eingesetzt. Jetzt kommt der 45-Jährige dank der Basis zurück.
Knapp würde es werden, darüber waren sich alle Beobachter vor der Wahl
einig. Sie täuschten sich. 50,2 Prozent der über 148.000 abgegebenen
Stimmen gingen an Sánchez. Die Kandidatin des Apparats und Drahtzieherin
bei jener Duldung der PP, die andalusische Landesmutter und dortige
Parteivorsitzende Susana Díaz, erzielte nur 39,9 Prozent. Der Baske Patxi
López musste sich mit weniger als 10 Prozent zufrieden geben. Insgesamt
waren 187.000 Sozialisten wahlberechtigt.
Die Stimmen für Sánchez sind ganz klar eine Rebellion gegen den Apparat.
Díaz setzte sich nur in ihrer Heimat Andalusien mit 63,2 Prozent durch.
Sánchez erzielte immerhin 31,7 Prozent.
Díaz war mit dem Slogan „100 Prozent PSOE“ angetreten. Sie wurde von fast
allen regionalen Parteivorsitzenden unterstützt. Die Altvorderen der
Sozialisten wie Felipe González und José Luis Rodríguez Zapatero sowie
namhafte Exminister unterstützten sie.
Ein Blick auf Unterschriften, die die Kandidaten sammeln mussten, um
antreten zu können, zeigt das ganze Debakel von Díaz. Sie präsentierte
statt der erforderlichen 9.000 rund 62.000 Bürgschaften. Jetzt wurde sie
nur von 59.000 Mitgliedern gewählt.
„Der Regierungschef fürchtet eine einige PSOE“, erklärte Sánchez am
Wahlabend unter Applaus im Saal und auf der Straße, wo Hunderte seiner Rede
per Lautsprecher folgten. Der Parteitag im Juni werde „nach vorn schauen“
und nicht alte Fehden austragen, versprach er am Wahlabend. Schon einmal –
nach gewonnen Urwahlen 2014 – hatte Sánchez seine Wahl zum Parteichef als
„Anfang vom Ende von Mariano Rajoy“ gepriesen. Es ging schief. Bei den
Parlamentswahlen ein Jahr später und vorgezogenen Neuwahlen 2016 erzielte
Sánchez nur noch die Hälfte der Stimmen, die Rodríguez Zapatero in den
Regierungspalast gebracht hatten.
22 May 2017
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DIR Reiner Wandler
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