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       # taz.de -- Geplanter Nazimarsch in Karlsruhe: Keine Betten und kein Bier für Nazis
       
       > Ein Bündnis mobilisiert gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremen am
       > Samstag in Karlsruhe. 3.000 Gegendemonstranten werden erwartet.
       
   IMG Bild: Des Nazis Krüge bleiben in Durlach leer
       
       Karlsruhe taz „Keine Betten für Nazis“, steht über dem Eingang des Hotels
       „Zum Erwin“ in Karlsruhe-Durlach. Und an einer Kneipe nicht weit davon wird
       per Transparent klargestellt, dass es „Kein Bier für Nazis“ gibt. Die
       weißen Transparente sind Vorboten des vermutlich größten Aufmarschs in in
       Durlach. Bis zu 900 Neonazis werden am Samstag in Karlsruhes ältestem
       Stadtteil erwartet.
       
       Cafés und Geschäfte wollen mit verhängten Schaufenstern ihren Protest
       zeigen. Die Stadt, Parteien, NGOs, Gewerkschaften und Antifa-Gruppen haben
       unter dem Slogan „Karlsruhe zeigt Flagge“ zu Protestaktionen aufgerufen und
       rechnen mit mehr als 3.000 Gegendemonstranten.
       
       Da an diesem Tag in der Stadt neben verschiedenen Straßenfesten auch der
       CSD stattfindet, bereitet sich die Karlsruher Polizei auf den seit Jahren
       größten Polizeieinsatz in Baden-Württemberg vor. Insgesamt seien an dem
       Wochenende über 3.000 Beamte auch aus anderen Bundesländern inklusive
       Hunde- und Reiterstaffeln im Einsatz, erklärte das Polizeipräsidium.
       
       Die Kleinstpartei Die Rechte rund um den Neonazi Christian Worch, die seit
       neun Jahren den sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“ (TddZ) organisiert,
       hat sich für das jährliche „partei- und richtungsübergreifende“
       Rassistentreffen erstmals den Südwesten ausgesucht. Wohl nicht durch
       Zufall. Denn die Region Nordbaden und Rhein-Neckar hat eine rege
       Neonaziszene. So wohnt ein ehemals hoher Kader des verbotenen Netzwerks
       Blood and Honour in Karlsruhe, und der Europachef der Hammerskins agiert
       aus dem nahen Ludwigshafen.
       
       ## Neun von zehn Rednern abgelehnt
       
       Zudem gibt es hier Verbindungen zur gewaltbereiten Hooliganszene. Außerdem
       verzeichnete der Verfassungsschutz im vergangenen Jahr im Elsass und in
       Lothringen Unterstützer-Konzerte für den TddZ, der von der deutschen und
       französischen Skinheadszene gemeinsam organisiert wurde. Angemeldet wurde
       der Aufmarsch vom baden-württembergischen Landesvorsitzenden der Rechten,
       Manuel Mültin, der in Karlsruhe lebt.
       
       Stadt und Polizei haben den Veranstaltern strenge Auflagen gemacht:
       Ausländerhass und verfassungsfeindliche Symbole würden nicht toleriert,
       erklärte die Polizei. Das städtische Ordnungsamt hatte am Mittwoch bereits
       neun von zehn benannten Rednern für den TddZ abgelehnt. Der Leiter des
       Ordnungsamts erklärte: „Wir können nicht akzeptieren, dass Redner, die
       selbst als Gewalttäter bekannt sind, auf die erwartete große Zahl von
       ebenfalls gewaltbereiten Teilnehmern einwirken.“ Die Rechte hat
       angekündigt, dagegen rechtlich vorzugehen.
       
       Bei einer Pressekonferenz erklärte der Karlsruher Polizeipräsident, Günther
       Freisleben, auf wessen Seite er seine Behörde sieht: Er hoffe auf „viele
       Gegendemonstranten“, sagte Freisleben. Sie sollten „friedlich zeigen, was
       Karlsruhe wirklich möchte“.
       
       2 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Benno Stieber
       
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