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       # taz.de -- WM-2022-Gastgeber unter Terrorverdacht: Der Kick und Katar
       
       > Der WM-Gastgeber steht mit einem Mal als Terror-Pate am Pranger. Die
       > Fifa, die gerade einen Sponsorendeal mit dem Emirat getätigt hat,
       > schweigt noch.
       
   IMG Bild: Werden 2022 hier auch Saudis sitzen? VIP-Lounge im Khalifa International Stadium in Katars Hauptstadt Doha
       
       Katars Nachbarn brechen die diplomatischen Beziehungen ab. Flüge werden
       eingestellt, die Bevölkerung beginnt laut lokalen Medien [1][mit
       Hamsterkäufen]. Und auch die Fußball-WM 2022 ist bedroht. Die christlichen
       Pfingstfeiertage haben für das arabische Land einen echten Schock
       bereitgehalten.
       
       Verursacher des Schocks waren dieses Mal nicht westliche Kritiker, die die
       Behandlung migrantischer Arbeitskräfte für nicht WM-würdig halten.
       Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain
       sowie die Vertreter der libyschen Allianz um General Haftar haben die
       Beziehungen zu Katar eingestellt, weil sie dem Emirat Terrorunterstützung
       vorwerfen.
       
       Für Katar bedeutet die Affäre vor allem einen gravierenden Imageverlust.
       Terror-Pate zu sein – selbst wenn es die Nachbarn ähnlich halten – steht
       einem Fußball-WM-Ausrichter nicht gut zu Gesicht. Als erster Katar-Kritiker
       wagte sich DFB-Präsident Reinhard Grindel hervor. Er forderte zwar nicht
       einen sofortigen Boykott, wie es schnelle Überschriften nahelegten. „Es
       sind noch fünf Jahre bis zum Anpfiff der WM. In dieser Zeit müssen
       politische Lösungen vor Boykott-Androhungen den Vorrang haben“, verkündete
       er via dfb.de.
       
       Grindel stellte aber auch fest: „Grundsätzlich sollte sich die
       Fußballgemeinschaft weltweit darauf verständigen, dass große Turniere nicht
       in Ländern gespielt werden können, die aktiv den Terror unterstützen.“ Dass
       er damit wohl nicht unbedingt Terror durch Drohnen meint, wird sich im Zuge
       der Bewerbung der USA – gemeinsam mit Mexiko und Kanada – für die WM 2026
       gewiss noch herausstellen.
       
       Erste Auswirkungen auf den Sport hat die politische Krise bereits. Der
       saudische Fußballklub Al Ahli FC löste umgehend den Sponsorenvertrag mit
       Qatar Airways, wie er auf Twitter mitteilte. Und auch die Austragung des
       Gulf Cup of Nations ist in Gefahr. Das Turnier ist für Dezember 2017 in
       Doha geplant. Katar sprang als Ausrichter für das von der Fifa gesperrte
       Kuwait ein. Qualifizierte Mannschaften kommen unter anderem aus den
       aktuellen Boykottländern Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten
       und Bahrain.
       
       Für die Fifa gestaltet sich Katar nicht nur wegen der seit der Vergabe
       umstrittenen WM 2022 zum Problem. Vor vier Wochen verpflichtete der
       Weltverband, dem Großsponsoren in diesen Tagen nicht gerade die Tür
       einrennen, Qatar Airways als Großsponsor und neue offizielle Fluglinie. In
       einige Mitgliedsländer können Präsident Gianni Infantino und seine
       Entourage nun nicht mehr mit dem eigenen Flieger einreisen. Konkret wollte
       sich der Weltverband zu den neuen Problemen nicht äußern.
       
       Die arabischen Kritiker Katars wissen dagegen genau, wovon sie sprechen.
       Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate sind seit Jahren in
       Stellvertreterkriege mit Katar verwickelt: in Libyen, Syrien und dem Jemen
       etwa. Saudi-Arabien und die Emirate unterstützen in Libyen die Allianz um
       Haftar, während Katar die in Tripolis herrschenden Milizen mit Waffen und
       Geld unterstützt. Die Luftwaffe der Emirate flog 2014 sogar Angriffe auf
       die von Katar unterstützten Milizen.
       
       ## Politische Reaktionen des Westens eher moderat
       
       Ägypten beklagt seit Langem Katars Finanzierung der Muslimbrüder. Während
       der Regierungszeit Mursi hoffte Katar auf verstärkten Einfluss auf Ägypten
       – und wird vom aktuellen Regime als Gegner betrachtet. Katar finanziert
       zudem die Hamas, die den Gaza-Streifen kontrolliert und in Gegnerschaft zu
       Ägypten steht. Im syrischen Konflikt wiederum arbeiten Katar, die
       Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien teilweise zusammen; sie
       unterstützen die Oppositionsmilizen, die gegen die Regierung Assad und den
       so genannten Islamischen Staat kämpfen.
       
       Interessant ist ein Vorwurf des italienischen Magazins Panorama. Ihm
       zufolge sollen in Katar, wo der Nachrichtensender al-Dschasira beheimatet
       ist, die Videojournalisten und Cutter ausgebildet worden sein, die die
       IS-Werbevideos produzieren.
       
       Anderseits ist Katar in die westlichen Allianzen eingebunden. Das Emirat
       soll einer Reportage des US-Senders PBS zufolge CIA-Mitarbeitern
       gestatten, auf katarischem Territorium syrische Kämpfer auszubilden. Ein
       US-Militärstützpunkt in Katar dient zudem als Nervenzentrum für den
       Luftkrieg gegen den IS.
       
       Verständlich also, dass die politischen Reaktionen des Westens auf die
       Terrorvorwürfe an Katar eher moderat ausfielen. „Klärt das unter euch“,
       lautete die Botschaft von US-Außenminister Rex Tillerson.
       
       6 Jun 2017
       
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