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       # taz.de -- Serienkolumne Die Couchreporter: Die Toten wieder vor der Türe
       
       > In „The Returned“ leben Verstorbene in einem Bergdorf weiter. Was macht
       > das Leben aus, wenn es nicht mehr durch den Tod definiert ist?
       
   IMG Bild: Yara Pilartz (Foto) spielt in „The Returned“ Camille Séguret, die bei einem Busunglück starb
       
       In einem französischen Bergdorf kehren Tote in ihr altes Zuhause zurück.
       Erst ein junges Mädchen, das mit vielen anderen bei einem Schulausflug ums
       Leben kam. Dann auch ältere Männer und Frauen. Und ein kleiner Junge. Sie
       alle können sich nur an die Zeit vor ihrem Tod erinnern, nicht ans Sterben.
       Der Begriff vom „mitten aus dem Leben gerissen“ bekommt hier eine
       sinnfällige Bedeutung. Sie wissen nicht, dass sie tot waren und vielleicht
       immer noch sind.
       
       Die Wiedergänger aus der französischen Fernsehrserie „The Returned“
       versuchen, nahtlos ans alte Leben anzuknüpfen. Doch das ist schwierig. Die
       Hinterbliebenen, ja weiter gealtert, sind vor allen ungläubig, erschrocken
       und voller Angst. Sind sie selbst etwa verrückt geworden? Sind die
       Wiedergänger Engel? Oder irgendwelche Sendboten des Teufels? Wird etwas
       Schlimmes passieren?
       
       Es gibt starke Szenen: Ein alter Mann wird von seiner in jungen Jahren
       gestorbenen Frau heimgesucht – so muss man es nennen. Er kommt damit nicht
       klar und springt von einer Stauseemauer in die Tiefe. Andere freuen sich
       erst über die wie Lazarus (man muss an den Song von David Bowie denken)
       auferstandene Tochter. Doch was macht das Leben aus, wenn es nicht mehr
       durch den Tod definiert ist?
       
       Die Wiedergänger haben immer Hunger, können nicht schlafen, benehmen sich
       mitunter seltsam. Also am besten erst mal alles verheimlichen. Sie sind
       einfach zu unheimlich für Nichteingeweihte. Doch es werden immer mehr
       Verstorbene, die lebend wieder auftauchen.
       
       ## Mogwai macht die Musik
       
       Scheinbar alle Zurückgekehrten kamen gewaltsam, durch Unfall, Mord oder
       Suizid ums Leben. Das ist immerhin schon mal eine Spur; es könnte um eine
       offene Rechnung, um Schuld und Sühne gehen. Ansonsten bleibt es bis zum
       Ende mysteriös, der Spannungsbogen wird auf hohem Niveau gehalten. Eine
       atmosphärisch dichte Serie voller surrealer Bilder, wendungsreicher
       Dramatik, voller Emotionen und Wucht. Großen Anteil daran hat die
       kongeniale Musik der schottischen Band Mogwai.
       
       Am merkwürdigsten aber benimmt sich der kleine Junge, der kaum spricht,
       dafür aber mit wissenden Augen zum Herzerbarmen dreinschaut, wie einer mit
       einer ganz alten Seele. Er lässt sich einfach Victor nennen und scheint
       Vorahnungen zu haben – welche der schlechten Sorte. Und so kommt es bei
       „The Returned“ ganz dicke. Passend sinkt und sinkt der Wasserspiegel des
       Stausees, als wolle das zurückweichende Wasser ein Geheimnis offen legen.
       Ein alter Kirchturm taucht in den Fluten auf.
       
       ## Die zweite Staffel gibt's bei Netflix
       
       „The Returned“ verhandelt menschliche Themen. Es geht hier nicht
       vordergründig um Mysterie, schon gar nicht um Zombies und Horror (okay, den
       alltäglichen schon), sondern um Liebe und Leiden, Verantwortung und
       Vergebung, um niedere Instinkte wie Hass und auch darum, wie Hinterbliebene
       mit dem Verlust eines lieben Menschen umgehen.
       
       Das war weltweit sehr erfolgreich, die erste Staffel wurde mit einem Emmy
       ausgezeichnet. Die zweite, mit der die Serie ein Ende fand, ist nun bei
       Netflix freigeschaltet, sodass man alle 16 Folgen in einem Rutsch sehen
       kann. Am besten gleich zweimal hintereinander, damit man wirklich alles
       versteht.
       
       8 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Hergeth
       
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