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       # taz.de -- Bilanz des Mieterbundes: Wenig Erfolg beim Wohnungsbau
       
       > Nach knapp vier Jahren Großer Koalition bilanziert der Mieterbund: Der
       > soziale Wohnungsbau läuft zu langsam, die Mietpreisbremse wirkt nicht.
       
   IMG Bild: Sozialwohnungen in Delmenhorst (Niedersachsen)
       
       Berlin taz | Berlin, Prenzlauer Berg: In einem Mehrfamilienhaus in der
       Kopenhagener Straße wohnt nur noch ein Mieter. Der Rest wurde vertrieben.
       Durch die „energetische Sanierung“ des Hauses durfte der Vermieter die
       Miete um bis zu 11 Prozent der Ausgaben für die Maßnahmen erhöhen.
       Medienberichten zufolge stieg die Miete von rund 700 auf knapp 3.000 Euro.
       Das ist ein extremes Beispiel, doch deutlich höhere Mieten nach einer
       Sanierung sind laut dem Deutschen Mieterbund (DMB) kein Einzelfall.
       
       Aufgrund der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung sei es wichtig,
       Häuser zu modernisieren. Der DMB fordert jedoch, dass die Kosten nur
       beschränkt auf die Mieter umgelegt werden dürfen. „Einen entsprechenden
       Vorschlag legte Justizminister Heiko Maas bereits vor, nur verschimmelte
       dieser im Kanzleramt“, so DMB-Präsident Franz-Georg Rips am Dienstag in
       Berlin.
       
       Generell falle die Bilanz der großen Koalition „mau“ aus. In Deutschland
       fehlten eine Million Wohnungen, gerade Sozialwohnungen gebe es immer
       weniger. Nach Angaben des DMB sind 15 Prozent der Deutschen auf öffentliche
       Hilfe beim Wohnen angewiesen – da seien knapp 25.000 neue Sozialwohnungen
       im vergangenen Jahr zu wenig. Laut Rips benötigt das Land jährlich 80.000
       bis 100.000 Neubauten.
       
       Insgesamt sollten 400.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden, vor allen in
       den Stadtzentren. Die wichtigste Forderung des DMB: Der Wohnraum muss
       bezahlbar sein. „Dafür sollen Bund, Länder und Kommunen Bauland günstig
       anbieten“, sagt DMB-Direktor Lukas Siebenkotten. Gerade in Berlin
       spekulieren Investoren zudem auf Boden: Sie kaufen ein Grundstück, nutzen
       dies aber nicht, der Wert steigt. Siebenkotten verlangt eine Strafsteuer
       für Personen, die eine Fläche brachliegen lassen.
       
       Dass die Mietpreisbremse nicht funktioniert, ist kein Geheimnis. Der DMB
       will Vermieter deshalb dazu verpflichten, nachprüfbare Angaben zu Vormiete
       oder Modernisierungen zu machen und den Mietanteil bei einer Überschreitung
       der Regelung an den Mieter zurückzuzahlen. Da Nachmieter meistens nicht
       wissen, wie viel der Vormieter bezahlt hat, kann der Mietpreis willkürlich
       bestimmt werden. „Die teuren Mieten von heute, die Wohnungssuchende zahlen
       müssen, sind die Bestands- und Vergleichsmieten von morgen, die alle zahlen
       müssen“, so Rips.
       
       Trotz aller Kritik gibt es auch positive Veränderungen. So funktioniert das
       neue Bestellerprinzip für den Makler gut: Wer einen Makler engagiert, muss
       ihn auch bezahlen. Ab 2017 steigert der Bund zudem die Mittel für die
       soziale Wohnraumförderung auf 1,5 Milliarden Euro. Laut Siebenkotten
       reicht dies aber nicht aus, der Betrag sollte auf das Doppelte erhöht
       werden. Stattdessen verabschiede sich der Bund jedoch ab 2020 aus der
       Finanzierung. Somit tragen die Länder dann die Kosten, und dem sozialen
       Wohnungsbau droht das Aus.
       
       Trotz des anlaufenden Wahlkampfs glaubt der DMB nicht, dass die Politik
       seine Forderungen in die Tat umsetzen wird. Die Aussichten bleiben also wie
       die Bilanz: mau.
       
       6 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Laura Weigele
       
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