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       # taz.de -- Kampf gegen Korruption: Nigeria will Whistleblower bezahlen
       
       > Eine Whistleblower-Richtlinie erlaubt künftig Zahlungen an Informanten.
       > Sie soll helfen, die Korruption zu bekämpfen.
       
   IMG Bild: Schon in den 1980 Jahren galt Buhari als jemand, der hart gegen das Veruntreuen staatlicher Gelder durchgreift
       
       Cotonou taz | In Nigeria will die Regierung künftig auf Whistleblower
       setzen, um die grassierende Korruption zu bekämpfen. Erstmalig sollen, so
       hat es nun die Regierung in der Hauptstadt Abuja verkündet, 20 Personen für
       ihre Informationen gut eine Million Euro erhalten. Die Summe erscheint
       immens hoch, befindet sich Afrikas einwohnerreichster Staat doch weiterhin
       in der Rezession.
       
       Gerechtfertigt sei die Zahlung laut Finanzministerin Kemi Adeosun dennoch.
       Schließlich sei es gelungen, somit mehr als umgerechnet 31,6 Millionen Euro
       aufzuspüren. Nach Angaben der Finanzministerin ist es das erste Mal, dass
       die Regierung unter der Whistleblower-Richtlinie Zahlungen veranlassen
       wird.
       
       Tatsächlich ausgezahlt wird jedoch erst, wenn sich der angeprangerte Fall
       bestätigt und das Geld erfolgreich eingetrieben wurde. Falschinformationen
       sollen hingegen bestraft werden. Auch die Höhe der Belohnung wird nicht
       willkürlich festgesetzt, sondern soll zwischen zweieinhalb und fünf Prozent
       der eingenommenen Summe betragen.
       
       Nachzulesen ist das auf den Seiten des Finanzministeriums, das eine
       Anleitung „Wie werde ich Whistleblower“ herausgegeben hat, inklusive
       Telefonnummer, E-Mail-Adresse und Onlineformular. Dort lassen sich sogar
       Dateien anhängen. Die Regierung betont, Hinweise vertraulich zu behandeln
       und Informanten zu schützen. Prüfen soll die Hinweise eine eigene Einheit,
       die zum Finanzministerium gehört. Seit den ersten Informationen zur neuen
       Richtlinie im Dezember 2016 sollen 337 Hinweise eingegangen sein.
       
       Homepage und Spezialeinheit sind Teil von der Antikorruptionsstrategie von
       Präsident Muhammadu Buhari. Neben dem Kampf gegen die Terrorgruppe Boko
       Haram im Nordosten war die Korruption zentrales Thema. Schon als
       Militärherrscher in den 1980 Jahren galt Buhari als jemand, der hart gegen
       das Veruntreuen staatlicher Gelder durchgreift.
       
       In seinen beiden ersten Amtsjahren ist ihm bisher aber nur ein
       durchwachsenes Zeugnis ausgestellt worden. Schlagzeilen machte Ende 2015
       zwar der Fall des Sicherheitsberaters der Vorgängerregierung, Sambo Dasuki,
       der umgerechnet zwei Milliarden US-Dollar gestohlen haben soll.
       Ausgerechnet diese Gelder waren für den Kampf gegen die Terrormiliz
       bestimmt. Seitdem wurde der Prozess mehrfach vertragt. Nun sollen am 15.
       Juni 14 weitere Zeugen gehört werden.
       
       Dazu hat sich aktuell auch Transparency International (TI) – in ihrem
       aktuellen Korruptionsindex liegt Nigeria auf Platz 136 von insgesamt 176 –
       geäußert. Ihrer Einschätzung zufolge läuft der Kampf gegen Terrorismus so
       schleppend, weil Gelder innerhalb der Armee verschwinden, eine
       Einschätzung, die alles andere als neu ist. In Nigeria hat sie trotzdem mal
       wieder für einen kleinen Aufschrei gesorgt. „Falsch“, heißt es aus der
       Armee. Der Bericht müsse mit Skepsis behandelt werden.
       
       8 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katrin Gänsler
       
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