URI: 
       # taz.de -- Experte zur UN-Meeresschutzkonferenz: „Eines der ganz großen Probleme“
       
       > Beim Gipfel in New York gab es gute Ansätze, sagt WWF-Meeresexperte Uwe
       > Johannsen. Es fehle aber an Verbindlichkeit und Kontrolle.
       
   IMG Bild: Ob im Wasser oder am Strand – Plastik ist nicht nur hässlich, sondern gefährlich
       
       taz: Eine Woche lang wurde in New York bei der UN über die Ozeane geredet.
       Geht es denen dadurch jetzt besser? 
       
       Uwe Johannsen: Durch diese eine Woche allein natürlich nicht. Aber die
       Konferenz ist schon ein wichtiger Schritt dafür, dass es den Ozeanen besser
       gehen kann. Es ist die erste offizielle UN-Konferenz zu diesem Thema und
       zeigt, wie hoch das Thema Meeresschutz auf der Agenda steht.
       
       Aber davon, dass es auf der Agenda steht, wird das Meer ja noch nicht
       sauber. Was wurde denn konkret beschlossen? 
       
       Es gibt eine Abschlusserklärung, die aber schon vorher ausgehandelt wurde
       und die nicht besonders ambitioniert ist. Außerdem haben viele
       Partnerschaftdialoge zwischen Staaten, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
       stattgefunden, und diese Akteure haben dann 1300 Selbstverpflichtungen
       abgegeben.
       
       Reicht Ihnen das? 
       
       Da sind gute Ansätze dabei, aber Dialoge und Selbstverpflichtungen können
       staatliches Handeln natürlich nicht ersetzen. Außerdem fehlt es bei allen
       Elementen ein Verfahren, um zu überprüfen, ob die angekündigten Maßnahmen
       auch wirklich umgesetzt werden.
       
       Im Mittelpunkt der Konferenz stand Plastikmüll. Ist das wirklich das
       wichtigste Problem – oder nur das sichtbarste? 
       
       Eine Rangfolge ist schwierig, aber Plastik in den Meeren ist schon eins der
       ganz großen Probleme – und ein relativ neues. Deshalb bekommt es viel
       Aufmerksamkeit.
       
       Gab es denn dabei Fortschritte? 
       
       Konkrete Ergebnisse gab es aber auch bei diesem Thema nicht. Da hoffe ich
       eher auf das G-20-Treffen, denn da sind die Länder, die das Plastik in
       Verkehr bringen, und die Hotspot-Staaten in Asien, wo es dann überwiegend
       ins Meer geht. Da brauchen wir eine verbindliche internationale
       Übereinkunft mit konkreten Zielen.
       
       Auch Umweltministerin Barbara Hendricks war in New York. Wie beurteilen sie
       die Rolle der Bundesregierung bei der Konferenz? 
       
       Deutschland hat sich auf internationalem Parkett sehr gut präsentiert. Die
       Regierung hat substanzielle Zusagen gemacht, auch finanzielle. Aber das
       kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland vor der eigenen Haustür
       mit dem Meeresschutz nicht wirklich vorankommt. In unseren eigenen
       Schutzgebieten gibt es noch immer keinen wirksamen Schutz, weil in der
       Bundesregierung keine Einigkeit erzielt werden konnte.
       
       9 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
   DIR Meeresschutz
   DIR Müll
   DIR WWF
   DIR Ozean
   DIR Barbara Hendricks
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Umwelt
   DIR Meeresverschmutzung
   DIR Vereinte Nationen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Meereskonferenz der Vereinten Nationen: Gabun könnte Vorbild werden
       
       Der afrikanische Staat will das größte marine Schutzgebiet des Kontinents
       einrichten. Was aus den Fischern werden soll, ist noch unklar.
       
   DIR Kommentar Ozeankonferenz: Die scheinheilige Wohlfühlallianz
       
       Die Lage der Meere ist dramatisch schlecht. Aber sich ganz vorne an die
       Spitze der Anti-Trump-Bewegung zu setzen, löst auch kein Problem.
       
   DIR UN-Ozeankonferenz in New York: Themen, so weit wie das Meer
       
       Mehr Plastik als Fisch im Meer? So weit könnte es 2050 sein. Die UN
       sprechen über Plastikmüll, Fischerei, Klimawandel und Rohstoffabbau.
       
   DIR Erste UN-Meereskonferenz: Ozeane rauschen SOS
       
       Schrumpfende Fischbestände, Plastikmüll, Versauerung: Die Ozeane sind in
       Gefahr. Können die Vereinten Nationen sie retten?