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       # taz.de -- Randale in der Rigaer Straße: Erneut Autos abgebrannt
       
       > Polizei nimmt nach Ausschreitungen vier junge Männer fest. Die Opposition
       > fordert Durchgreifen gegen „linke Gewalt“.
       
   IMG Bild: Verbrannte Autos, Reste einer Barrikade und Pflastersteine: Samstagnacht in der Rigaer Straße
       
       Innensenator Andreas Geisel (SPD) hat die erneuten Ausschreitungen in der
       Rigaer Straße in Friedrichshain verurteilt und das Vorgehen der Polizei
       gelobt. Dass sie die „Randale zügig unterbunden“ und Verdächtige
       festgenommen habe, sei ein „klares Signal in die linksextremistische
       Szene“, erklärte er am Samstag: „Wir überlassen Kriminellen nicht die Stadt
       und nehmen die Gewalteskalation nicht hin.“
       
       In der Nacht von Freitag auf Samstag war es zu massiven Ausschreitungen
       gekommen, in deren Verlauf vier Polizisten verletzt und mehrere Autos in
       Brand gesetzt wurden. Laut Polizeimeldung hatten Anwohner die Polizei
       gerufen, weil gegen Mitternacht Personen „Hindernisse auf die Straße
       stellten und lautstark Musik abspielten“. 40 bis 60 Vermummte hätten auf
       der Kreuzung Rigaer Straße/Liebigstraße ein Feuer entzündet.
       
       Als eine Polizeihundertschaft versucht habe, der Feuerwehr den Weg
       freizuräumen, seien die Beamten mit Pflastersteinen, Flaschen und
       brennenden Gegenständen beworfen worden. Ein Polizeihubschrauber sei
       geblendet worden. Kurz darauf sei ein 22-Jähriger mit einem Laserpointer
       festgenommen worden, ebenso drei weitere junge Männer. Nach rund einer
       Stunde habe sich die Situation weitgehend beruhigt. Unbekannte beschädigten
       eben dort eine Nacht später wieder mehrere Fahrzeuge.
       
       Für die Opposition waren die Ausschreitungen Anlass für erneute Kritik am
       Senat. FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja sagte, Rot-Rot-Grün schaffe es
       nicht, in der Rigaer Straße Recht und Gesetz durchzusetzen.
       CDU-Generalsekretär Stefan Evers, der in Bezug auf die Rigaer kürzlich
       „Linksfaschisten ausräuchern“ forderte, verlangte per Facebook „endlich ein
       Zeichen der politischen Geschlossenheit gegen linke Gewalt!“ Die Deutsche
       Polizeigewerkschaft twitterte: „Wir brauchen keine weitere Symbolpolitik,
       sondern eine Legislative und Judikative, welche die Exekutive
       unterstützen.“
       
       Der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Benedikt Lux, sagte der
       taz, die Koalition werde ihren Ansatz weiterverfolgen, einerseits möglichst
       zu deeskalieren, andererseits Gewalttäter zu verfolgen. „Man sollte endlich
       aufhören, ganze Straßenzüge zu kriminalisieren“, sagte er. Auch die
       Grünen-Abgeordnete Canan Bayram, die im Kiez wohnt, betonte, die
       allermeisten Anwohner seien die Gewalteskalation leid. Viele seien aber
       auch enttäuscht, weil Rot-Rot-Grün bislang nichts gegen die fortschreitende
       Gentrifizierung der Straße unternehme. „Der Senat muss handeln und einen
       Runden Tisch einrichten.“
       
       Einen originellen Vorschlag machte indes Florian Schmidt, der grüne
       Baustadtrat des Bezirks. Er twitterte: „In der #rigaer wird jetzt mit
       Asphalt nachgebessert. Pflastersteine aus“.
       
       18 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Memarnia
       
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