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       # taz.de -- Kommentar Bündnis in Großbritannien: May sucht die Loyalisten
       
       > 20 Jahre hat es gedauert, bis man eine Formel fand, die für etwas Ruhe in
       > Nordirland sorgt. Das hat Theresa May nun zunichtegemacht.
       
   IMG Bild: Theresa May hat sich in eine Abhängigkeit begeben
       
       Sie ist nicht sonderlich wählerisch. Um an der Macht zu bleiben, hat sich
       die britische Premierministerin Theresa May [1][mit der reaktionärsten
       parlamentarischen Partei verbündet], die man im Vereinigten Königreich
       finden kann. Nordirlands Democratic Unionist Party (DUP) ist trotz ihres
       Namens alles andere als demokratisch.
       
       Sie ist eine Sekte, genau wie die Freie Presbyterianische Kirche. Beide
       sind vom inzwischen verstorbenen Pfarrer Ian Paisley gegründet worden, um
       Nordirland stubenrein zu halten: Sie sind gegen Homosexualität und
       gleichgeschlechtliche Ehe, gegen Abtreibung und jedwede Aktivität am
       Sonntag sowie gegen die Machtbeteiligung von Katholiken. Letzteres mussten
       sie schließlich widerstrebend zulassen.
       
       Aber es hat 20 Jahre gedauert, bis man eine Formel gefunden hatte, die für
       etwas Ruhe in der Krisenprovinz sorgt. Doch diese Ruhe basiert auf der
       Neutralität der Regierung in London und einer Gleichbehandlung der
       protestantisch-unionistischen und katholisch-nationalistischen Seite. Das
       hat May nun zunichtegemacht.
       
       Sicher, die Forderungen der DUP hören sich zunächst moderat an, wie zum
       Beispiel die Senkung der Körperschaftssteuer und keine Rentenkürzungen in
       Nordirland, mehr Geld für die Provinz und die Zusicherung, alles zu
       unterbinden, was als Schritt auf ein vereinigtes Irland gedeutet werden
       könnte.
       
       Aber in Nordirland hängt vieles von Symbolen ab. Man denke an den
       jahrelangen gewaltsamen Streit um die Paraden des protestantischen
       Oranierordens oder um die Zahl der Tage, an denen der Union Jack gehisst
       werden darf. So kann schon ein falsches Zugeständnis von May, der jegliches
       politisches Gespür abgeht, wie sie im Wahlkampf bewiesen hat, zu einer
       Eskalation in Nordirland führen.
       
       Theresa May hat sich in eine Abhängigkeit begeben, die weder ihr, noch
       Großbritannien, noch Nordirland gut tut. Aber die Sache entbehrt nicht
       einer gewissen Ironie: Jahrhundertelang wurde Irland von London aus
       regiert. Jetzt wird das Vereinigte Königreich von Belfast aus regiert.
       
       15 Jun 2017
       
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