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       # taz.de -- Erweiterte DNA-Auswertung: Dem Täter auf der Spur
       
       > Der genetische Fingerabdruck führt oft direkt und ausgesprochen sicher
       > zum Täter. Die Prognose von äußeren Merkmalen ist viel unsicherer.
       
   IMG Bild: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent kann die ursprüngliche Herkunft festgestellt werden
       
       Freiburg taz | DNA-Spuren können einen Täter mit extrem hoher
       Wahrscheinlichkeit überführen. Die jetzt diskutierten Methoden einer
       erweiterten DNA-Auswertung sind allerdings weit weniger treffsicher.
       
       Seit Ende der 1980er-Jahre kann die Polizei aus der Tatortspur eines
       unbekannten Täters – etwa Blut oder Sperma – ein DNA-Identifizierungsmuster
       gewinnen. Dieser genetische Fingerabdruck kann dann zum Beispiel mit dem
       genetischen Fingerabdruck eines Verdächtigen verglichen werden. Stimmen
       beide überein, ist die Wahrscheinlichkeit eins zu mehreren Milliarden, dass
       der Verdächtige am Tatort war – vorausgesetzt die Proben wurden im Labor
       nicht vertauscht und die benutzten Geräte waren nicht verunreinigt.
       
       Beim genetischen Fingerabdruck werden nur die „nicht-kodierten“ Teile der
       DNA untersucht, also diejenigen, die keine Erbanlagen enthalten. Dies hat
       auch praktische Gründe, weil hier die Unterschiede von Mensch zu Mensch am
       größten sind.
       
       Der Bundesgerichtshof erklärte die Verwendung des genetischen
       Fingerabdrucks 1990 für zulässig. Eine spezielles Gesetz sei nicht
       erforderlich. Ein sieben Jahre später dennoch beschlossenes Gesetz
       bestimmt, dass die DNA nur zur Identifizierung von Spurenlegern untersucht
       werden darf. „Feststellungen über andere Tatsachen“ wurden ausdrücklich
       verboten.
       
       Ein Jahr später, 1998, wurde die DNA-Analyse-Datei beim Bundeskriminalamt
       eingerichtet. Dort sind heute die genetischen Fingerabdrücke von rund
       870.000 Straftätern gespeichert, zudem rund 300.000 Tatortspuren, die noch
       niemandem zugerechnet werden konnten. Der genetische Fingerabdruck einer
       neuen Tatortspur wird heute fast routinemäßig mit der DNA-Analyse-Datei
       abgeglichen. Bei jeder dritten Abfrage gibt es einen Treffer. Seit
       Einrichtung der Datei konnten so rund 190.000 mutmaßliche Täter
       identifiziert werden, vor allem Einbrecher.
       
       ## Frau oder Mann?
       
       2003 erlaubte der Bundestag erstmals die inhaltliche Auswertung der
       Tatort-DNA. Seitdem darf die Polizei erfahren, ob der Spurenleger ein Mann
       oder eine Frau war. Die Rechtsmediziner sehen ohnehin, ob die DNA ein
       männliches Y-Chromosom aufweist.
       
       Andere Auswertungen der DNA sind deutlich aufwändiger und lange nicht so
       präzise. Die Augenfarben blau oder braun könne mit einer Wahrscheinlichkeit
       von 90 bis 95 Prozent identifiziert werden, heißt es in einem Bericht für
       die Innenministerkonferenz in der vorigen Woche. Bei Mischfarben
       einschließlich grau und grün ist die Trefferquote deutlich niedriger.
       
       Die Haarfarbe (rot/blond/braun/schwarz) kann mit einer Wahrscheinlichkeit
       von 75 bis 90 Prozent festgestellt werden. Allerdings bezieht sich der Test
       auf die Haarfarbe im Jugendalter, durch Krankheiten und Alterung könne
       diese sich auch verändern, so der IMK-Bericht.
       
       Auch die Hautpigmentierung könne prognostiziert werden, mit einer
       Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent für weiße Hautfarbe, 95 Prozent für
       schwarze Hautfarbe und 84 Prozent für „Mischformen“.
       
       ## Biogeographische Herkunft
       
       Am präzisesten kann laut IMK-Bericht die „biogeographische Herkunft“
       prognostiziert werden. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent kann
       die ursprüngliche Herkunft aus Europa, Afrika, Südasien, Ostasien, Ozeanien
       und Amerika festgestellt werden, wobei bei Letzterem nur Native Americans
       gemeint sind.
       
       Das Alter kann laut IMK-Bericht in der Regel auf drei bis fünf Jahre genau
       prognostiziert werden. Vor allem daran ist die Polizei interessiert.
       
       Genetische Aussagen etwa zur Gesichtsform sind noch nicht möglich. Ein
       Phantombild kann aufgrund von DNA-Auswertung noch lange nicht gezeichnet
       werden.
       
       21 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Rath
       
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