# taz.de -- Kommentar Urteil gegen Raser: Sie wussten, was sie taten
> Der Bundesgerichtshof hat ein mildes Urteil gegen die Teilnehmer eines
> illegalen Straßenrennens in Köln aufgehoben. Das war auch höchste Zeit.
IMG Bild: Grablichter und Blumen stehen in Köln an dem Ort, an dem am 14.04.2015 eine Radfahrerin bei einem illegalen Autorennen tödlich verletzt wurde
Rasend schnell ging das nicht. Vor mehr als zwei Jahren lieferten sich zwei
junge Raser in Köln ein illegales Rennen auf der Straße – das eine
19-jährige Radfahrerin mit dem Leben bezahlen musste. Hinter Schloss und
Riegel sind die Täter, die wussten, was sie tun, bis heute nicht. Immerhin
hat nun der Bundesgerichtshof das milde Urteil des Kölner Landgerichts
aufgehoben – und damit den Weg frei gemacht für eine höhere Strafe. Das war
höchste Zeit.
Denn in Politik und Gesellschaft hat ein bemerkenswerter Bewusstseinswandel
stattgefunden. Illegale Rennen in den Städten werden nicht mehr als
Kavaliersdelikt betrachtet, sondern als ernste Straftat. So sieht es auch
das Amtsgericht Saarlouis, das gestern einen Raser, der eine 14-Jährige
totfuhr, für drei Jahre hinter Gitter schickte. Die Politik hat ebenfalls
reagiert und die Strafen für die Raserei verschärft.
Dass es trotzdem keine Debatte über die legale Raserei auf deutschen
Autobahnen gibt, mag viele verwundern – zumal ein Tempolimit nicht nur eine
zivilisierende Wirkung im Verkehrsalltag, sondern auch etliche
umweltpolitische Vorteile brächte. Dennoch ist es etwas anderes, mit Tempo
90 durch eine enge Innenstadtkurve zu brettern oder doppelt so schnell über
eine wenig befahrene dreispurige Autobahn.
Interessanterweise finden die illegalen Rennen, bei denen Raser ihre
frisierten Autos vorführen, meist nicht auf der Autobahn statt. Der Grund
ist einfach: Dort gibt es keine Kreuzungen mit roter Ampel, die man als
Startlinie eines Rennens nutzen kann. Erst die extreme Beschleunigung und
der Geschwindigkeitsrausch, der sich in engen Straßen und Kurven schneller
einstellt als auf der Autobahn, geben den Kick, den die Raser brauchen. Mit
dieser Sucht lässt sich im Übrigen eine Menge Profit machen – von
Autoteileherstellern über die Tuningwerkstätten bis zu den Entwicklern
entsprechender Computerspiele. Von einem Bewusstseinswandel ist hier leider
noch nichts zu spüren.
6 Jul 2017
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DIR Richard Rother
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