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       # taz.de -- Kolumne G-kacken: Wir hätten Trump erschießen können
       
       > Die Sicherheit an den Messehallen ist genau so hoch, dass man Trump das
       > Toupet vom Kopf ziehen könnte. Doch ein Problem? Gibt es hier nicht!
       
   IMG Bild: Hier kommt keiner durch! Hier wird mit Lego gespielt
       
       Schätzungsweise 900 Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen? Rund 20.000
       Beamte im Einsatz? So einfach war es am Freitag, bis an den
       Messe-Haupteingang zum roten Teppich zu gelangen. Und sich dort unbehelligt
       aufzuhalten.
       
       Die Fotografin Eva Häberle und ich wohnen direkt an den Messehallen. Die
       Geräuschkulisse kurz vor acht Uhr verrät, es geht los. Wir beschließen,
       „mal gucken“ zu gehen. Wir sind beide als Journalisten für den Gipfel
       akkreditiert und wollen zum Pressezentrum.
       
       Vor der Brücke, die dorthin führt, steht ein Beamter zur Kontrolle. Im
       Vorbeigehen halten wir unsere Ausweise hoch, er blickt flüchtig, nickt.
       Hätten wir sie selbst gebastelt, kein Problem. Wir überqueren die Brücke.
       Links ist der Eingang ins Pressezentrum, alle Journalisten müssen zuerst
       dorthin. Hier finden die Kontrollen statt.
       
       Die Menschentraube vor dem Eingang ist groß. Auf Warten haben wir keine
       Lust. Wir beschließen, direkt zum Veranstaltungsort zu gehen und zu sehen,
       wie weit wir kommen. Wir kommen weit. Wir kommen an. Wir passieren
       Betonpoller, Sondereinsatzwagen, olivgrün uniformierte vermummte
       Sondereinsatzkräfte.
       
       Es ist kurz nach 8 Uhr, als wir am Haupteingang mit dem roten Teppich
       ankommen. Eine BKA-Beamtin streift innerhalb des Areals auf und ab. Wir
       sitzen hier herum, und so langsam dämmert uns die Situation. Dass wir uns
       hier aufhalten können, mit unseren Taschen, die nicht kontrolliert wurden.
       Es wäre jetzt ein Leichtes, mit diesem Rucksack, so Sprengstoff darin wäre,
       eine Gruppe von Beamten am roten Teppich anzusprechen und sich und die
       Beamten in die Luft zu jagen. Der Teppich und zumindest der Gipfelvormittag
       wären ruiniert. Oder die Knarre rauszuholen, wenn Trump kommt.
       
       Ich habe meine Probleme mit den G20 und der Vorstellung von „Politik“, die
       hier vertreten wird. Und was Innensenator Andy Grote die Polizei dieser
       Tage veranstalten lässt, liest sich wie eine Bewerbung für einen Posten in
       der Türkei. Aber ich bin immer noch Mensch genug, nicht zu wollen, dass
       Anschläge passieren, die keinem nützen, außer dass sie den Herrschenden
       weitere Rechtfertigung für die Einschränkung der Bürgerrechte liefern.
       
       ## Ja, es gibt ein Sicherheitsproblem
       
       Wir sprechen die Frau vom BKA an. Sie guckt fassungslos. Unsicher. Aber wir
       sind der Beweis. Wir turnen hier herum. Sie informiert Kollegen. Es ist
       unklar, wie es weitergeht. Ein Fotograf taucht auf, er stellt die süße
       Frage: „Wo geht es hier zum Pressezentrum?“ Wer von den BeamtInnen an
       unserer Version gezweifelt hat, kann jetzt sicher sein: Ja, es gibt ein
       Sicherheitsproblem.
       
       Thorsten Kammholz, ebenfalls BKA, begleitet uns zurück. Wir sollen ihm die
       Lücke zeigen. Wir kommen an ein paar Beamten vorbei. Kammholz sagt, es gehe
       nicht, dass hier nicht kontrolliert werde. Die Männer sagen, sie seien
       nicht für Kontrolle zuständig. Der Anführer schält sich heraus, sagt, es
       wäre wohl besser, sie besprächen das mal miteinander. Das tun sie. Dann
       gehen wir weiter. „Weltklasse!“, sagt Kammholz.
       
       Wir kommen an dem Problempunkt an. Kammholz geht zu einem Beamten, sie
       reden. Dann rennt er mit seinem Telefon am Ohr auf der Straße rum. Er beugt
       sich vor und zurück wie jemand, dem langsam die Ruhe ausgeht. Zwei Beamte
       werden herangewinkt. „Was ist Phase?“, fragt der eine. „Phase ist, da geht
       jetzt keiner mehr durch! Keiner!“, sagt der Einsatzleiter, Jörg Hübner aus
       Niedersachsen. Und schiebt nach: „Und schon gar nicht die Medien!“
       
       Ich will von ihm wissen, wie so eine Sicherheitslücke möglich sein kann.
       „Es gibt hier keine Sicherheitslücke“, sagt er. Dabei bleibt er.
       „Feinabstimmungen gibt es immer, die hinterher noch gemacht werden
       müssen“. Aber kein Problem. Es hat nie ein Problem gegeben. Meine Freundin
       und ich hätten, wenn wir anders drauf wären, Trump das Toupet vom Kopf
       ziehen können – und Einsatzführer Hübner sagt, es gibt kein
       Sicherheitsproblem?!? Herr Hübner bleibt freundlich, aber: „Ich sag jetzt
       gar nichts mehr. Das Sicherheitskonzept, das stimmt hier. Wenn da Lücken
       auftauchen, dann wird halt nachgebessert.“
       
       7 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Silke Burmester
       
       ## TAGS
       
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