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       # taz.de -- Autonomes Hausprojekt Rigaer94: Geschäftsführer tot – Prozess vertagt
       
       > Die Eigentümergesellschaft des Hauses ist nach dem Tod von Colin Guille
       > führungslos. Der Räumungsprozess gegen die „Kadterschmiede“ wird
       > ausgesetzt.
       
   IMG Bild: Eingang zur Rigaer94
       
       Berlin taz | Nach den wiederholten [1][nächtlichen Krawallen] in der Rigaer
       Straße am Wochenende werden einige schon sehnsüchtig auf diesen Termin
       gewartet haben: Am 29. Juni sollte sich das Berliner Landgericht ein
       weiteres Mal mit den Besitzverhältnissen in dem autonomen Hausprojekt
       Rigaer94 befassen. Diesmal, so schien es, würde einem Räumungstitel gegen
       die Kneipe „Kadterschmiede“ und einige Werkstatträume wohl nichts im Wege
       stehen.
       
       Doch zu dem Prozess wird es, zumindest vorläufig, nicht kommen. [2][Colin
       Guille, der offiziell erst seit Mitte März als Geschäftsführer der
       Eigentümergesellschaft fungierte], ist am 17. Mai im Alter von 65 Jahren
       verstorben. Die britische Briefkastenfirma „Lafone Investments Limited“ ist
       damit prozessunfähig.
       
       Der Eigentümer-Anwalt Markus Bernau hat daher beim Gericht eine
       Unterbrechung des Prozesses beantragt – bis ein neuer Geschäftsführer
       gefunden ist. Lukas Theune, Anwalt der Hausbewohner und ihres Vereins
       „Freunde der Kadterschmiede – Kultur im Kiez e.V.“, rechnet nicht mit einem
       allzu schnellen Ergebnis: „Das muss ja erst mal jemand machen wollen“,
       sagte er der taz.
       
       Der auf der Kanalinsel Sark lebende Guille, laut seiner Sterbeurkunde von
       Beruf Busfahrer, war in seiner Funktion – außerhalb des Firmenregisters –
       nie in Erscheinung getreten. Wie schon der vorherige Geschäftsführer John
       Richard Dewhurst, diente er lediglich als Strohmann, dessen Aufgabe darin
       bestand, den Namen des wahren Eigentümers des umkämpften Hauses zu
       verstecken. Theune bezeichnete das Konstrukt mit der Briefkastenfirma als
       „Farce, die sich nun fortsetzt“.
       
       Bereits im Februar war eine [3][Räumungsklage der „Lafone“ an einem
       fehlenden Geschäftsführer gescheitert]. Damals hatte Theune erfolgreich die
       Prozessunfähigkeit der Gesellschaft moniert, da die Klage im August
       vergangenen Jahres etwa einen Monat nach dem Rücktritt von Dewhurst
       eingereicht wurde, ein neuer Geschäftsführer aber nicht bekannt war. Das
       Gericht erließ ein Versäumnisurteil. Auch die Klage gegen eine mutmaßlich
       besetzte Wohnung im Vorderhaus scheiterte.
       
       Der linken Szene Berlins kommt der abermalige Aufschub des Prozesses
       entgegen. Der Fokus am 29. Juni liegt nun ausschließlich auf der
       [4][angekündigten Räumung des linksalternativen Neuköllner Kiezladens
       Friedel54]. In diesem Fall sind alle Verfahren bereits abgeschlossen; die
       Szene mobilisiert aber breit zu einer Blockade der Maßnahme.
       
       20 Jun 2017
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
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