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       # taz.de -- Georgia und South Carolina: Republikaner gewinnen Nachwahlen
       
       > Bei zwei Nachwahlen für das Abgeordnetenhaus konnten sich die
       > Republikaner durchsetzen. Trump feiert den Erfolg. Die Demokraten bleiben
       > aber kampfbereit.
       
   IMG Bild: Karen Handel konnte sich gegen ihren demokratischen Konkurrenten durchsetzen
       
       NewYork/Roswell taz/ap | Die republikanische Partei hat bei Nachwahlen um
       Abgeordnetenmandate zwei Sitze im Kongress verteidigen können. In den
       US-Staaten Georgia und South Carolina, die traditionell als republikanische
       Pflaster gelten, konnten sich am Dienstag die Kandidaten der
       Regierungspartei von US-Präsident Donald Trump gegen demokratische Gegner
       durchsetzen. Trump lobte den Ausgang der Wahlen. Die Demokraten blieben
       trotz der Niederlagen mit Blick auf die Zwischenwahlen im kommenden Jahr
       hoffnungsvoll.
       
       Nach ersten Hochrechnungen gewann Karen Handel in Georgia mit rund 53
       Prozent vor dem demokratischen Mitbewerber Jon Ossoff, der 47 Prozent der
       Stimmen erhielt.
       
       Trotz der Rekordsumme von mehr als 23 Millionen Dollar in der
       Wahlkampfkasse von Jon Ossof blieb der 30jährige Demokrat in Georgia mehr
       als vier Prozentpunkte hinter der Republikanerin Karen Handel zurück. Bei
       ihrer Siegesfeier erklärte die Republikanerin am Dienstag Abend, dass sie
       daran arbeiten werde, die Gesundheitsreform Obamacare zu ersetzen.
       Unterdessen jubelte ihre Basis: „Trump! Trump! Trump!“
       
       Die Nachwahlen waren zu einem Referendum über den US-Präsidenten geworden.
       Finanzkräftige Geldgeber und Super-PACS beider Parteien hatten zusammen
       mehr als 57 Millionen Dollar in den Wahlkreis – einen von 14 im Bundesstaat
       Georgia – gepumpt und das Ereignis damit zu dem teuersten
       Abgeordnetenwahlkampf der US-Geschichte gemacht. Die Nachwahlen waren nötig
       geworden, nachdem der langjährige republikanische Abgeordnete des
       Wahlkreises, Tom Price, vor vier Monaten Gesundheitsminister wurde.
       
       ## Symbolisches Gewicht
       
       Die DemokratInnen hofften, den Wahlkreis, der seit Jahrzehnten in
       republikanischer Hand ist, zurück zu erobern. Anlass für ihren Optimismus
       war vor allem, dass Trump in dem Wahlkreis im November nur einen
       hauchdünnen Vorsprung hatte. Die zwischenzeitlichen Erfolge ihres jungen
       Kandidaten verstärkten diesen Optimismus.
       
       Ein Wahlsieg in Georgia hätte das Mehrheitsverhältnis im Repräsentantenhaus
       nicht verändert, doch es hätte symbolische Bedeutung gehabt. Die
       DemokratInnen wollten Trump zeigen, dass ihm die Basis davon läuft und dass
       er fürchten muss, bei den Halbzeitwahlen im November 2018 seine absoluten
       Mehrheiten im Kongress zu verlieren.
       
       Tatsächlich hat die Demokratische Partei sämtliche Nachwahlen in diesem
       Jahr verloren: von Kansas über Montana bis jetzt nach Georgia und South
       Carolina. Während die linke Basis in den USA auf der Straße und in sozialen
       Bewegungen so aktiv ist, wie seit Jahrzehnten nicht mehr, ist bei den
       Urnengängen wenig von der Wut und dem Engagement gegen Trump zu spüren. Die
       Demokratische Partei scheitert bei jedem neuen Anlauf, die WählerInnen für
       sich zu gewinnen. Dennoch hält der demokratische Apparat bislang an der
       alten Programmatik und an dem alten Personal fest.
       
       ## Kandidat der demokratischen Führung
       
       Der Kandidat Ossof, ein Dokumentarfilmer, mit dem die Demokratische Partei
       ihren symbolischen Sieg erringen wollte, ist zwar jung, hatte jedoch die
       Unterstützung des alten Apparats der Partei. Ossof hat unter anderem bei
       der Clinton-Vertrauten und einer ihrer Amtsvorgängerinnnen im
       Außenministerium, Madeleine Albright, studiert und bei dem
       Kongressabgeordneten und Clinton-Unterstützer, John Lewis, ein Praktikum
       gemacht. In seinem Wahlkampf versuchte er, moderate republikanische
       WählerInnen für sich zu gewinnen. Hingegen sprach er sich gegen zentrale
       programmatische Forderungen von demokratischen Parteilinken nach einer
       universellen Krankenversicherung, nach Schuldenstreichung und nach
       Steuererhöhungen für SpitzenverdienerInnen aus.
       
       Demokratische GeldgeberInnen – davon viele aus der Unterhaltungsindustrie
       in Kalifornien und aus dem Finanzsektor in New York – betrachteten Ossof
       als Hoffnungsträger. Auch Tausende von jungen DemokratInnen glaubten an ihn
       und kamen in den vergangenen Wochen als WahlkampfhelferInnen nach Atlanta.
       Im April schien er kurz vor einem Sieg zu stehen. Bei den Primaries, bei
       denen sämtliche KandidatInnen aller Parteien gegeneinander antraten, bekam
       er 48 Prozent. Der Rest der Stimmen verteilte sich auf 18 weitere
       KandidatInnen – darunter Handel. Mit nur etwas über zwei Prozent mehr hätte
       Ossof damals gewonnen.
       
       Doch auch die republikanische Seite schickte ihre Schwergewichte nach
       Georgia. Trump persönlich mischte sich zwar nur per Tweet ein und
       Kandidatin Handel erwähnte ihn nur selten. Doch sowohl Vizepräsident Mike
       Pence, als auch der Chef des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, kamen zu
       ihrer Unterstützung nach Georgia. Und auch die großen republikanischen
       Unterstützergruppe waren präsent. Zwei Tage vor dem Urnengang behauptete
       die „Principled PAC“ wahrheitswidrig in einem Unterstützungsvideo für
       Handel, AnhängerInnen von Ossof hätten in der vergangenen Woche über die
       Schüsse gegen republikanische Baseballspieler gejubelt.
       
       Trump lobte die Ausgänge der Wahl in beiden Staaten. „Wir sind alle von
       unserem Erfolg dieses Abends geehrt“, [1][schrieb Trump auf Twitter]. Er
       lobte Handel für den [2][„fantastischen Job“], den sie gemacht habe. Trumps
       lobende Worte richteten sich auch [3][an den US-Fernsehsender Fox News],
       dem er für die Schlagzeile „Großer Gewinn für Präsident Trump und GOP bei
       der Sonderwahl des Kongresses in Georgia“ dankte.
       
       21 Jun 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/877363446530007040
   DIR [2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/877355739383287808
   DIR [3] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/877353797760286720
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dorothea Hahn
       
       ## TAGS
       
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