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       # taz.de -- Neue Regierung in Frankreich: Macron baut um
       
       > Die Regierungsumbildung fällt diesmal größer aus als bisher: Drei
       > Minister der Zentrumspartei MoDem traten wegen einer
       > Scheinbeschäftigungsaffäre zurück.
       
   IMG Bild: Macron und sein Außenminister Jean-Yves Le Drian haben ihre Posten behalten
       
       Paris dpa | Schluss mit [1][Skandalen]: Frankreichs Präsident Emmanuel
       Macron hat nach dem Abschied mehrerer affärenbelasteter Minister das
       Kabinett neu aufgestellt. Er machte am Mittwoch die Juristin Nicole
       Belloubet zur Nachfolgerin von Justizminister François Bayrou. Das
       Verteidigungsministerium übernimmt die bisherigen Bahn-Managerin und
       frühere Staatssekretärin Florence Parly.
       
       Der Abgang Bayrous, der bisherigen Verteidigungsministerin Sylvie Goulard
       und zweier weiterer Ressortchefs nach nur fünf Wochen im Amt hatte die
       erste politische Krise der Ära Macron ausgelöst. Auslöser waren bei dreien
       von ihnen [2][Vorwürfe der Scheinbeschäftigung] gegen Bayrous MoDem-Partei.
       Diese ist mit Macron verbündet. Der junge Staatschef hatte im Mai sein Amt
       angetreten.
       
       Die Regierungsumbildung folgte auf den Sieg des Macron-Lagers bei der
       Parlamentswahl am vergangenen Sonntag. Die Regierung von Premierminister
       Edouard Philippe war daraufhin traditionsgemäß zurückgetreten, Macron hatte
       Philippe aber sofort im Amt bestätigt.
       
       Schwergewicht Bayrou beklagte, er sei Ziel von Denunziationen geworden, und
       sprach von „lügnerischen Kampagnen“. „Wir haben niemals fiktive Jobs
       gehabt.“ Er habe Macron schon vor der Parlamentswahl seinen Ausstieg
       angeboten und werde den Staatschef weiterhin unterstützen.
       
       ## Gesetz gegen Affären liegt schon vor
       
       Ein Großteil der Kabinettsmitglieder behielt ihr Amt in der Regierung, die
       Politiker aus mehreren Lagern vereint. Außenminister bleibt der von den
       Sozialisten kommende Jean-Yves Le Drian, Innenminister der Macron-Vertraute
       Gérard Collomb. Das für geplante Reformen entscheidende Wirtschafts- und
       Finanzressort behält der konservative Deutschland-Kenner Bruno Le Maire.
       
       Neue Europaministerin wird die Leiterin der Elitehochschule ENA, Nathalie
       Loiseau. Die ENA gilt als Kaderschmiede der französischen Verwaltung und
       Politik.
       
       Macron tritt ausdrücklich für eine tiefgreifende Erneuerung des politischen
       Lebens ein. Die Regierung hatte bereits ein Gesetz vorgelegt, um
       Interessenkonflikte zu verhindern. Falls Minister mit einem
       Ermittlungsverfahren der Justiz konfrontiert sind, müssen sie die Regierung
       verlassen. Diese Stufe war aber bei den affärenbelasteten Ministern nicht
       erreicht.
       
       Drei ausgeschiedene Minister gehören der MoDem-Partei an oder waren für sie
       gewählt worden: Bayrou, Goulard und Europaministerin Marielle de Sarnez.
       Die Justiz prüft Vorwürfe, wonach Mitarbeiter der Partei für einen Teil
       ihrer Arbeitszeit als parlamentarische Assistenten von EU-Abgeordneten
       bezahlt wurden, ohne wirklich für sie zu arbeiten.
       
       ## Bayrou war Initiator des neuen Gesetzes
       
       Auch der zur Macron-Partei La République en Marche (REM) gehörende
       Wohnungsbauminister Richard Ferrand, der wegen einer Immobilienaffäre ins
       Schussfeld von Kritikern geraten war, gehört dem neuen Kabinett nicht mehr
       an.
       
       Von der Opposition kamen scharfe Kommentare. Mit Blick auf Macron und
       Bayrou sagte die Rechtspopulistin Marine Le Pen: „Er (Macron) hat ihn
       weggeworfen wie ein altes Handtuch.“
       
       REM und MoDem waren bei der Parlamentswahl zusammen angetreten. Sie
       gewannen 350 der 577 Sitze in der Nationalversammlung. REM besetzt 308
       Plätze und hat damit allein die absolute Mehrheit in der ersten
       Parlamentskammer. Die Schwelle liegt bei 289 Sitzen.
       
       Bayrou war Initiator des neuen Gesetzes, um Interessenkonflikte zu
       verhindern. Dazu soll auch die Verfassung geändert werden. Das Paket sieht
       unter anderem vor, dass Parlamentarier nicht mehr ihre Familienmitglieder
       beschäftigen dürfen.
       
       ## Nationalversammlung zersplittert sich
       
       Die Neuordnung des politischen Systems ging unterdessen weiter. Die
       bürgerliche Rechte in der Nationalversammlung wird zersplittert auftreten:
       Etwa 20 Abgeordnete der konservativen Republikaner und die 18
       Parlamentarier der UDI-Partei wollen eine eigene Fraktion bilden, die dem
       Regierungskurs aufgeschlossen gegenübersteht.
       
       21 Jun 2017
       
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