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       # taz.de -- Merkel prangert Trump vor Gipfel an: „Dissens ist offenkundig“
       
       > Kurz vor dem G-20-Gipfel nutzt Kanzlerin Merkel eine Regierungserklärung
       > für eine deutliche Botschaft an Donald Trump: So nicht, Mr. Präsident.
       
   IMG Bild: Merkel kritisierte Trump scharf, ohne ihn beim Namen zu nennen
       
       Berlin dpa/taz | Trotz der Abschottungspolitik von US-Präsident Donald
       Trump hat Kanzlerin Angela Merkel kurz vor dem G-20-Gipfel in Hamburg zur
       Einigkeit im Kampf gegen die Probleme der Welt aufgerufen. „Die Zeit
       drängt, wir müssen unsere Weltordnung zukunftsfähig machen“, sagte Merkel
       am Donnerstag in einer Regierungserklärung im Bundestag. Sie erhoffe sich
       vom Gipfel ein „Signal der Entschlossenheit“. SPD und Opposition verlangten
       von Merkel in einer teils vom Wahlkampf geprägten Debatte klare Kante gegen
       den Kurs von Trump und nicht nur Lippenbekenntnisse.
       
       Merkel kritisierte Trump scharf, ohne ihn beim Namen zu nennen. „Wer
       glaubt, die Probleme dieser Welt mit Isolationismus und Protektionismus
       lösen zu können, der unterliegt einem gewaltigen Irrtum.“ Besonders scharf
       griff sie Trump wegen seiner Klimapolitik an. „Seit der Entscheidung der
       Vereinigten Staaten von Amerika, das Klimaabkommen von Paris zu verlassen,
       sind wir entschlossener denn je, es zum Erfolg zu bringen“, sagte sie.
       
       „Wir wollen und müssen diese existenzielle Herausforderung bewältigen, und
       wir können und werden nicht darauf warten, bis auch der letzte auf der Welt
       von den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Klimawandels überzeugt werden
       konnte. Mit anderen Worten: Das Klimaabkommen ist unabkehrbar, und es ist
       nicht verhandelbar.“ Der Dissens zu den USA in der Frage sei offenkundig.
       „Und es wäre nur unaufrichtig, wenn wir ihn übertünchen würden. Das werde
       ich jedenfalls nicht tun.“
       
       Vom G-20-Gipfel müsse ein klares Signal für freie Märkte und gegen
       Abschottung sowie ein klares Bekenntnis zu einem multilateralen
       Handelssystem ausgehen. Die 20 Industrie- und Schwellenländer müssten
       demonstrieren, dass sie ihre Verantwortung für die Welt verstanden hätten
       und diese übernehmen, sagte sie. „Wir brauchen die G 20 dringender denn
       je.“
       
       Die erwarteten Proteste gegen den Gipfel halte sie für „mehr als legitim in
       einer Demokratie“, sagte Merkel. Sie hoffe, dass diese Proteste friedlich
       blieben. „Wir wissen, dass für die Bürger und Bürgerinnen Hamburgs die
       Gipfeltage und auch die Tage davor eine hohe Herausforderung sind.“ Zu dem
       Treffen am 7. und 8. Juli in der Hansestadt werden neben Tausenden
       friedlichen Demonstranten bis zu 8.000 Gewaltbereite aus dem In- und
       Ausland erwartet.
       
       ## „Riesengroße Blendgranate“
       
       SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann forderte von Merkel auf dem Gipfel eine
       klare Abgrenzung von Trump und die Bildung einer „19:1-Allianz“ in der
       Klimapolitik. Er warf Trump vor, den Westen zu spalten und internationale
       Verträge und Institutionen schwächen zu wollen. Die Kündigung des Pariser
       Klimaabkommens sei „eine Zäsur für unsere Weltgemeinschaft in einer
       existenziellen Frage“, sagte er.
       
       Der Linkspartei-Fraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte, die
       G-20-Teilnehmer stünden nicht für Stabilität und Zukunftsverantwortung, sie
       seien „keine legitime Repräsentation für den gesamten Globus“. Das
       Hamburger G-20-Motto „Eine vernetzte Welt gestalten“ sei „eine riesengroße
       Blendgranate“, etwa bei den Themen Flüchtlingskrise und Klimaschutz.
       
       Merkel empfing nach der Regierungserklärung gegen Mittag die britische
       Premierministerin Theresa May im Kanzleramt. Dabei sollte es angesichts der
       Brexit-Verhandlungen über einen Ausstieg Großbritanniens aus der EU auch um
       die besondere Rolle des Landes beim G-20-Treffen gehen. Anschließend wollte
       Merkel mit allen europäischen G-20-Teilnehmern zusammentreffen, um sie
       persönlich über die Schwerpunktthemen von Hamburg zu informieren.
       
       Gegen einen geplanten Auftritt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip
       Erdogan vor Anhängern in Deutschland im Rahmen des G-20-Gipfels wendet sich
       die Bundesregierung. „Wir teilen der Türkei mit, dass wir der Überzeugung
       sind, dass ein solcher Auftritt in Deutschland nicht möglich ist. Da gibt
       es verfassungsrechtliche Rechtssprechung, dass wir das auch können“, sagte
       Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) am Donnerstag in Moskau.
       
       29 Jun 2017
       
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