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       # taz.de -- Schiedsgericht zu Grenzstreit in der Adria: Eine Bucht für Slowenien
       
       > Kroatien erkennt den Schlichtungsprozess nicht an. Ein jahrzehntelanger
       > Konflikt zwischen Kroatien und Slowenien geht damit in die nächste Runde.
       
   IMG Bild: Das malerische Fischerstädtchen Piran
       
       Den Haag/Berlin taz/dpa | Das internationale Schiedsgericht hat Slowenien
       im mehr als 25 Jahre dauernden Grenzstreit mit Kroatien den größten Teil
       der Piran-Bucht in der nordöstlichen Adria zugesprochen. Außerdem müsse
       Kroatien dem Nachbarstaat über einen Korridor den Zugang zu internationalen
       Gewässern im Dreiländereck mit Italien gewähren, urteilte das Gericht am
       Donnerstag in Den Haag. Die beiden EU-Staaten streiten seit ihrer
       Unabhängigkeit vom früheren Jugoslawien 1991 über den Grenzverlauf.
       
       Es ist allerdings zweifelhaft, ob der Schiedsspruch den Streit beenden
       wird. Kroatien hatte das Verfahren 2015 wegen eines Verstoßes Sloweniens
       gegen die Schiedsgerichtsregeln verlassen und will den Spruch nicht
       akzeptieren. Kroatische Medien veröffentlichten damals den Mitschnitt eines
       Telefongespräches zwischen einer Vertreterin Sloweniens und einem der
       Richter. Darin gab der Richter Interna der Überlegungen des Kollegiums
       weiter und deutete bereits den nun erfolgten Schiedsspruch an.
       
       Der Grenzstreit selbst ist mehr als eine kleine Provinzposse um wenige
       Küstenkilometer, sondern für Slowenien von großer wirtschaftlicher
       Bedeutung, da das Land nur über die Bucht von Piran Zugang zu
       internationalen Gewässern hat. Slowenien blockierte wiederholt die
       EU-Beitrittsverhandlungen Koratiens wegen des Konflikts. Deshalb hatte die
       EU 2009 das Schiedsverfahren vermittelt.
       
       Für eine Vielzahl von Grenzdisputen zwischen den Nachfolgestaaten
       Jugoslawiens würde die Nichtanerkennung des Schiedspruches ein schwieriges
       Signal sein. Sowohl die Unregelmäßigkeiten im Verfahren, als auch die
       nachfolgende Nichtanerkennung des gesamten Prozesses durch eine Partei
       dürfte die Legitimität ähnlicher Schlichtungsversuche gefährden.
       
       29 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniél Kretschmar
       
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