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       # taz.de -- Trumps Einreiseverbot tritt in Kraft: Widerstand kommt aus Hawaii
       
       > Nun sind Trumps Einreisesperren gültig. Allerdings gelten Ausnahmen. Das
       > juristische Hin und Her ist jedoch noch nicht zu Ende.
       
   IMG Bild: Das US-Heimatschutzministerium rechnet mit einem normalen Arbeitsaufkommen für die Grenzbeamten
       
       Washington dpa | Die von US-Präsident Donald Trump verhängten
       Einreisesperren für Menschen aus sechs überwiegend muslimischen Ländern
       sind in Kraft. Davon betroffen sind für 90 Tage alle Menschen aus den
       Ländern Iran, Sudan, Syrien, Jemen, Libyen und Somalia, die keine engen
       Verbindungen in die USA nachweisen können. Es handelt sich um die
       abgeschwächte Form von Trumps ursprünglich geplantem Einreiseverbot. Die
       US-Regierung will zudem 120 Tage lang nur noch in Ausnahmefällen
       Flüchtlinge aufnehmen.
       
       Der Bundesstaat Hawaii leitete rechtliche Schritte gegen die Einreisesperre
       ein. Generalstaatsanwalt Douglas Chin reichte am Donnerstagabend (Ortszeit)
       einen Eilantrag bei Gericht ein. Er macht darin Bedenken geltend, dass die
       von der US-Regierung erlassenen Ausnahmeregeln für das Einreiseverbot zu
       eng gefasst und die Visa-Beschränkungen somit weitreichender sind, als es
       das Oberste Gericht in seiner jüngsten Entscheidung erlaubt hatte.
       
       Trotz der Einreisesperre erwartet das US-Heimatschutzministerium nach
       eigenen Angaben kein Chaos an den Flughäfen. Ein ranghoher Mitarbeiter, der
       nicht namentlich zitiert werden wollte, sagte, man rechne mit einem
       normalen Arbeitsaufkommen für die Grenzbeamten.
       
       Bürgerrechtsorganisationen kritisierte das Vorhaben. Amnesty International
       plante, Mitarbeiter an Flughäfen zu schicken, um die Situation zu
       beobachten. Als Trump im Januar sein erstes Einreisedekret unterzeichnete,
       war es zu Chaos an einigen Flughäfen gekommen.
       
       ## Die Ausnahmen
       
       Die Umsetzung des Verbots folgt wenige Tage nach einer Entscheidung des
       Supreme Court. Das Oberste US-Gericht hatte am Montag einstimmig die
       vorherigen gerichtlichen Blockaden der Einreisedekrete teilweise und
       vorläufig aufgehoben. Eine endgültige Entscheidung soll im Herbst fallen,
       allerdings ist der Geltungszeitraum des Einreisestopps dann bereits
       abgelaufen.
       
       Nach Angaben des Außenministeriums kann aus den betroffenen sechs Ländern
       weiter einreisen, wer zum Beispiel in den USA studiert oder für eine Firma
       dort arbeitet. Auch wird eine Ausnahme gemacht, wenn bestimmte
       Familienmitglieder in den USA leben, darunter Ehepartner sowie Eltern,
       Kinder und Geschwister. Dagegen reichen in den USA lebende Verwandte wie
       Großeltern, eine Tante oder ein Onkel sowie Enkelkinder nicht als Nachweis
       „echter“ (bona fide) Beziehungen zu den USA.
       
       Dieselben Ausnahmeregelungen gelten auch für Flüchtlinge aus sämtlichen
       Ländern. Nach Angaben des Außenministeriums sollen aber alle Flüchtlinge,
       deren Einreise im Zeitraum bis zum 6. Juli geplant ist, noch ins Land
       kommen dürfen.
       
       Ausnahmeregelungen gelten nun auch für Menschen aus den sechs Ländern mit
       doppelter Staatsangehörigkeit. Und wer bereits ein Visum oder eine
       permanente US-Aufenthaltsgenehmigung (Green Card) hat, kann ebenfalls
       weiter einreisen. Das war bei der Umsetzung des ersten Dekrets im Januar
       noch anders. Damals hatte die sofortige Umsetzung des Einreiseverbots auch
       für Reisende, die bereits in der Luft waren, an vielen Flughäfen für Chaos
       und Proteste gesorgt.
       
       ## Die Sache mit der Sicherheit
       
       Trump begründet seine Maßnahme mit Gefahren für die nationale Sicherheit.
       Während der 90 beziehungsweise 120 Tage, in denen die Einreiseverbote
       gelten, will die Regierung die Sicherheitsüberprüfungen für
       Visa-Antragsteller und Flüchtlinge verschärfen. Diese sind allerdings schon
       jetzt sehr strikt.
       
       Mehrere Mitarbeiter der Regierung hatten am Donnerstag Schwierigkeiten,
       stichhaltig zu begründen, wie die Sicherheitslage im Land durch das
       Einreiseverbot verbessert werden könne.
       
       Von den Visa-Sperren betroffen sind vermutlich nur wenige tausend Menschen.
       Nach Angaben der New York Times waren im Finanzjahr 2015 – der Zeitraum
       entspricht nicht dem Kalenderjahr, sondern endet im Herbst – aus den sechs
       betroffenen Ländern etwa 20.000 Menschen mit Visa in die USA eingereist,
       die weitaus meisten davon Studierende oder Geschäftsreisende.
       
       30 Jun 2017
       
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