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       # taz.de -- Deutsch-chinesischer Fußballdeal: Wertvolle Freundschaft
       
       > Die Kooperation mit China pflegen DFB und DFL nicht nur im
       > Eigeninteresse. Sie betreten Neuland und handeln quasi im Staatsauftrag.
       
   IMG Bild: Merkel, Xi und die Stars von morgen – das Gruppenbild entstand am 5. Juli in Berlin
       
       Berlin taz | Es ist eine der kuriosesten Sportnachrichten, die in dieser
       Woche über die Ticker gelaufen sind: Die Regionalliga Südwest hat nun eine
       China-Arbeitsgruppe. Bei der Managertagung dieser viertklassigen
       Fußballliga am Dienstag wurde beschlossen, sich fürderhin regelmäßig mit
       China zu beschäftigen.
       
       Der Plan des DFB und seiner Regionalverbände, die chinesische
       U20-Nationalmannschaft in den Spielbetrieb der Regionalliga Südwest zu
       integrieren, ist ein wenig abgespeckt worden und wird nun erst zur
       Rückrunde wirksam. Der Protest einiger Klubs gegen den China-Deal ist
       weitgehend abmoderiert worden. Das ist wichtig für den DFB. Denn der
       deutsche Fußball betritt Neuland. Er handelt im Staatsauftrag.
       
       Mit Unterschrift vom 25. November 2016 ist eine Vereinbarung zwischen der
       Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China in Kraft getreten,
       in der sich die beiden Länder zu einer engen Zusammenarbeit auf dem Gebiet
       des Fußballs verpflichten. In Abschnitt 5 des Vertrags, der der taz
       vorliegt, heißt es, dass die Fußballverbände beider Länder dazu veranlasst
       werden sollen, Pläne und konkrete Vereinbarungen sowie finanzielle
       Absprachen zu treffen, die die Fußballkooperation mit Leben erfüllen
       sollen.
       
       Das soll „den Bereich Spielertraining und das Schiedsrichterwesen ebenso
       betreffen wie die Bereiche Profifußball und Schulfußball“, so steht es in
       dem Vertrag. Der DFB und der Ligaverband DFL schlüpfen beinahe schon in
       die Rolle von ausführenden staatlichen Behörden.
       
       ## Der Vertrag wird nur ungern gezeigt
       
       Das fand auch Özcan Mutlu merkwürdig, der sportpolitische Sprecher der
       Grünen im Bundestag. Er forderte das zuständige Innenministerium auf, den
       Vertrag vorzulegen. Dort war man zunächst nicht gewillt, die Vereinbarung
       dem Parlamentarier zur Verfügung zu stellen, und schickte sie dem
       Abgeordneten erst zu, als dieser seine Ansprüche mit dem
       Informationsfreiheitsgesetz begründet hat. Auch das spricht für die
       Besonderheit der Vereinbarung.
       
       Mittlerweile ist die Kooperation mit Leben gefüllt worden. Der DFB und die
       DFL haben eine deutsch-chinesische „Five Star Alliance“ vorgestellt, als
       Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen mit dem chinesischen
       Staatspräsidenten Xi Jinping am Mittwoch vergangener Woche in Berlin ein
       für die Politpromis arrangiertes Kinderfußballspiel zwischen einer
       deutschen und einer chinesischen Auswahl in Berlin besucht haben.
       Interessanter als das Spiel ist gewiss, wer nach der Partie auf das
       Gruppenbild mit Kanzlerin und KP-Chef durfte.
       
       Einer davon war Adidas-Chef Kasper Rorsted. Der deutsche Sportartikelriese,
       der in China den Konkurrenten Nike hinter sich gelassen hat, kann die neue
       deutsch-chinesische Fußballfreundschaft bestens zu Marketingzwecken nutzen.
       In der offiziellen Mitteilung des DFB zum Merkel-Besuch wird
       Verbandssponsor Adidas explizit als Förderer des Fußballcamps genannt, in
       dem die jungen Chinesen in Berlin trainiert haben.
       
       ## Adidas ist an Chinas Schulen präsent
       
       Längst hat Adidas auch einen eigenen Kooperationsvertrag mit dem
       chinesischen Bildungsministerium abgeschlossen und wird alsbald an 20.000
       Schulen Fußballtraining organisieren. Der Markenpräsenz wird das gewiss
       guttun.
       
       Es sind diese Deals, die den Kooperationsvertrag so besonders machen. Die
       Bundesregierung hat schon viele Sportkooperationen in allen Teilen der Welt
       angeschoben, Trainer in Entwicklungsländer geschickt und Programme zur
       Förderung von Frauenfußball in männlich dominierten Gesellschaften
       unterstützt. Der China-Deal habe eine anderen Charakter, vermutet Özcan
       Mutlu. „Diese Vereinbarung zielt darauf ab, dass der DFB beziehungsweise
       die Bundesliga ihren Markt in China noch weiter vergrößert“, meinte er der
       taz gegenüber.
       
       Dass er recht haben könnte, zeigt ein weiterer Blick auf die Gästeliste des
       Kinderkicks in der vergangenen Woche. Jörg Wacker, Vorstandsmitglied des FC
       Bayern und als solcher für die Internationalisierung zuständig, war auch
       da. Der redet schon lange gern über den chinesischen Markt, den der FC
       Bayern nun mit staatlicher Rückendeckung erschließen soll.
       
       Besonders angetan war er von Xi Jinping. „Wenn der chinesische
       Staatspräsident weiß, wer der FC Bayern ist, und Fragen zum Klub stellt,
       dann fühlt sich das sehr gut an“, sagte er der Abendzeitung. Am Sonntag
       brechen die Bayern zur „Audi-Summer-Tour“ nach China und Singapur auf. Das
       Motto: „Visiting Friends“.
       
       14 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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