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       # taz.de -- EU-Minister kritisieren NGOs: Private Seenotretter sind schuld
       
       > Thomas de Maizière wiederholt Vorwürfe gegen NGOs, die im Mittelmeer
       > Flüchtlinge retten. Ärzte ohne Grenzen findet die Kritik „unglaublich
       > bitter“.
       
   IMG Bild: Sehr häufig dank NGOs: Flüchtlingsrettung auf dem Mittelmeer
       
       Berlin taz | In der Flüchtlingskrise ist erneut scharfe Kritik an privaten
       Seenotrettern im Mittelmeer aufgeflammt. Einige Hilfsorganisationen würden
       direkt mit Schlepperbanden vor der libyschen Küste kooperieren, lautet der
       Vorwurf, der von einigen Außen- und Innenministern der EU erhoben wird.
       
       Dazu gehört auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Er
       unterstellte den Seenotrettern am Dienstag erneut die Kooperation mit
       libyschen Schleppern: „Die Italiener untersuchen Vorwürfe gegen NGOs: Dass
       Schiffe ihre Transponder abstellen – was streng verboten ist – und nicht zu
       orten sind; sie verschleiern ihre Position“, sagte de Maizière der Funke
       Mediengruppe.
       
       Sein italienischer Amtskollege Marco Minniti habe ihm gesagt, „dass die
       Schiffe in libysche Gewässer fahren und vor dem Strand ihre
       Positionslichter einschalten, um den Rettungsschiffen schon mal ein Ziel
       vorzugeben“. Das löse „kein Vertrauen aus“, so de Maizière.
       
       Hintergrund der nie belegten Vorwürfe gegen die NGOs dürfte die verhärtete
       Diskussion innerhalb der EU sein. Ende Juli läuft das Mandat der
       EU-Antischleppermission „Sophia“ aus. Italien hat Einspruch gegen dessen
       Verlängerung erhoben: Rom will, dass die anderen EU-Staaten endlich mehr
       der geretteten Flüchtlinge übernehmen.
       
       Staaten wie Österreich lehnen genau das ab: Sie wollen, dass die
       EU-Soldaten die schiffbrüchigen Flüchtlinge wieder nach Libyen
       zurückbringen. Das wiederum lehnen unter anderem die EU-Außenbeauftragte
       Federica Mogherini und Luxemburg ab.
       
       ## EU-Marine rettet nur rund zwölf Prozent
       
       Der kleinste gemeinsame Nenner in der verfahrenen Lage scheint, den
       privaten Seenotrettern die Schuld zu geben. Rund ein Dutzend NGOs ziehen
       die weitaus meisten Flüchtlinge aus dem Wasser, nur rund zwölf Prozent der
       Rettungen gehen in diesem Jahr auf das Konto der EU-Marine.
       
       Als „unglaublich bitter“ wies der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen
       (ÄoG), Florian Westphal, de Maizières Vorwürfe zurück. Ihre Schiffe würden
       die Transponder „nie mit dem Ziel abstellen, ihre Position zu verbergen“,
       heißt es in einer Stellungnahme von ÄoG.
       
       Jeder Schiffskapitän sei dazu befugt, im Falle einer Gefahr den Transponder
       auszuschalten, etwa bei Begegnungen mit „bewaffneten Schiffen“, die nahe
       der libyschen Gewässer operieren. Scheinwerfer würden „ausschließlich in
       akuten Notsituationen“ verwendet und seien auf libyschem Festland nicht
       sichtbar.
       
       18 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Jakob
       
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