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       # taz.de -- Abwesender Präsident in Benin: Gerüchte ohne Ende
       
       > Die krankheitsbedingte Abwesenheit des Staatschefs Patrice Talon sorgt
       > für Spekulationen: Liegt er im Koma? Vermisst wird seine Politik aber
       > nicht.
       
   IMG Bild: Hat viele seiner Landsleute vergrault: Benins Präsident Patrice Talon
       
       Cotonou taz | Ob er Mittwoch tatsächlich am Ministerrat teilnimmt? Es war
       eine Überraschung, als es am späten Dienstagnachmittag hieß: Patrice Talon
       ist auf dem Rückweg nach Cotonou und trifft sich am Mittwoch mit seinen
       Ministern. Der 59-jährige Präsident Benins musste schließlich zum zweiten
       Mal innerhalb weniger Wochen nach Frankreich fliegen, um sich dort
       behandeln zu lassen. Prostatakrebs lautet die Diagnose.
       
       Trotz der Ankündigung von seiner Rückkehr brodelt die Gerüchteküche in dem
       knapp Elf-Millionen-Einwohner-Staat weiter. In den sozialen Netzwerken hieß
       es in den vergangenen Tagen, er liege im Koma, einmal sogar, dass er
       bereits tot sei. Seine Gegner sollen sie gestreut haben.
       
       Der laut Forbes-Magazine reichste Mann Benins und Baumwoll-Baron, wie Talon
       gerne genannt wird, hatte in den vergangenen Monaten mit seinen Plänen für
       das Land viele Beniner vergrault. In der Wirtschaftsmetropole wurden
       zahlreiche kleine Ständen und Buden abgerissen.
       
       Fahrer der Zémidjans – so werden im Land die Moped-Taxen genannt –
       befürchteten zwischenzeitlich schon, von zahlreichen Straßen verbannt zu
       werden. Stattdessen entstehen alleine innerhalb des Zentrums mehrere neue
       Hotelanlagen, die sich kaum ein Beniner leisten kann. Im aktuellen
       UN-Entwicklungsindex belegt Benin Platz 167 von 188.
       
       ## Schlechte Versorgung
       
       Eins wird dennoch so gut wie nie diskutiert. In sozialen Medien wird Talon
       nur ganz selten aufgefordert, die Krankheit zum Anlass zu nehmen und sich
       mehr um das Gesundheitssystem im Land zu kümmern. Besonders in ländlichen
       Regionen ist die Versorgung schlecht. An eine Krebsbehandlung ist nirgendwo
       zu denken.
       
       Entdeckt wurde Talons Krankheit Ende Mai bei einer Routinekontrolle. Zwei
       Operationen folgten. Schon da sorgte die seltsam lange Abwesenheit des
       Präsidenten für Spekulationen, wozu selbst Außenminister Aurélien Agbénonci
       beitrug, der die Krankheit zwischenzeitlich sogar dementierte.
       
       Weitaus länger als Talon ist jedoch Amtskollege Muhammadu Buhari aus
       Nigeria bereits zur Behandlung in Europa. Für ihn hat die Online-Zeitung
       Premium Times sogar einen Abwesenheitsticker eingerichtet. Am
       Mittwochmorgen sind 58 Tage ohne Buhari in Nigeria vergangen.
       
       Es ist bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass der 74-Jährige – laut
       seiner politischen Kontrahenten dürfte er noch ein paar Jahre älter sein –
       für viele Wochen in London behandelt wird – Prostatakrebs. In Nigeria wird
       weiter spekuliert. Man habe ihn langsam vergiften wollen, heißt es. Das
       Gift soll durch die Klimaanlagen eingeleitet worden sein, prangern seine
       Unterstützer an. Seine Gegner fordern indes den Rücktritt des „alten,
       kranken Mannes“.
       
       5 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katrin Gänsler
       
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