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       # taz.de -- Kommentar zur Radlerinneninitiative: Sinnvoll, aber einseitig
       
       > Die „Frauen des Volksentscheids Fahrrad“ starten eine Initiative gegen
       > Automachos und Sexismus im Straßenverkehr. Aber warum nur die Frauen?
       
   IMG Bild: Es gibt Leute, die fahren nur mit dem Mittelfinger
       
       Ein bisschen trutschig klingt die Mitteilung der Radinitiative schon: „Die
       Frauen des Volksentscheids Fahrrad starten heute die #Automacho-Kampagne“,
       heißt es da. Tatsächlich sind auffallend viele Radaktivisten Männer, auch
       die Verkehrspolitik im Parlament ist männlich dominiert. Die Ankündigung
       wirkt deshalb so, als ob die Radlerfrauen endlich ihr Betätigungsfeld
       gefunden hätten.
       
       Und das sieht so aus: Mittels einer [1][Onlinepetition] wird der Senat
       aufgefordert, sich gegen die Aggressivität männlicher Verkehrsteilnehmer
       und sexistische Beleidigungen von Frauen auf der Straße auszusprechen.
       „Automachos beschwören einen Kampf um das Recht des Stärkeren herauf, in
       dem es nur Verlierer geben kann“, heißt es in der Petition, die bis
       Donnerstagnachmittag rund 250 Unterzeichner gefunden hatte.
       
       Das Anliegen ist berechtigt. Mann muss keine Frau sein, um zumindest Zeuge
       aggressiver Ausfälle im Straßenverkehr zu werden und von sexistischen
       Beschimpfungen von Radlerinnen. Das passiert so häufig, dass man(n) als
       Verkehrsteilnehmer – zu Fuß, auf dem Rad, im Auto – blind unterwegs sein
       müsste, um es nicht zu registrieren.
       
       Für dieses Verhalten gibt es Gründe. Individuelle, denn nicht jeder Mensch,
       der ein potenziell schnelles Autos fährt, ist selbst auch aggressiv
       motorisiert. Und strukturelle, denn es wird enger auf den Straßen, das
       Vorankommen schwieriger und zäher. Und so richtet sich diese jüngste Aktion
       auch an Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für die Grünen). Die
       RadaktivistInnen drängen sie damit, bei den stockenden Verhandlungen zum
       Radgesetz selbst aufs Tempo zu drücken. Mehr Raum auf der Straße, so deren
       Rechnung, mindere die Spannungen auf der Straße.
       
       Warum sich aber nur die „Frauen des Radentscheids“ dieser Forderung
       verschreiben, bleibt unklar. Sich gegen Sexismus einzusetzen, schaffen
       längst auch männliche Radler. Sollten sie auch: Schließlich werden
       Radlerinnen nicht nur von Automachos mies behandelt, sondern bisweilen auch
       von Radmachos – was jede/r weiß, der im Verkehr unterwegs ist.
       
       20 Jul 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.change.org/p/zeigen-sie-automachos-klare-kante-spdberlin-gruene-berlin-sorgen-sie-f%C3%BCr-faire-und-sichere-verh%C3%A4ltnisse
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
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